Museen ordnet der Besucher mit Recht in die Kategorie “Erlebnis- und Bildungsinstitute” ein.
In deren Ausstellungen sieht er jedoch nur den “schönen Schein”: die musealen Objekte, die ihm vorgeführt werden, sind für die Präsentation eigens “aufgepoppt” worden, um im Ansehens—Zustand ihrer Entstehungszeit wirken zu können. Das ist in den allermeisten Fällen jedoch nicht der Zustand, in dem die Objekte ins Museum gelangen. Wenn auch nicht alle Bestandszugänge jenen Scherben gleichen, die Mitarbeiter des Märkischen Museums in den 1930er Jahren beim Bau der Mühlendammschleuse aus der (im 17.Jhdt. den Berlinern als Müllgrube dienenden) Spree retteten — und die man jetzt als komplette Töpferware bewundern kann -, so bringt der seit mehr als 125 Jahren rege Schenkungseifer der Berliner für ihr Stadtmuseum doch sehr häufig Objekte in die Depots, die ohne Pflege und Wiederherstellung ihr genuines Aussehen und ihre ursprüngliche Funktion verbergen würden. Seinem Standbein “Erhalt, Pflege, Wiederherstellung (Restaurierung)”, dessen sich das Museum in seiner Eigenschaft als Realienarchiv quasi hinter den Kulissen – ohne Publikum” – bedienen muss, widmet das Stadtmuseum Berlin z. Z. in der Nikolaikirche eine Ausstellung, die anhand von etwa drei Dutzend Exponaten aus den verschiedensten Bestandskategorien Einblick in das Schaffen sowohl von Museums- wie von frei schaffenden Restauratoren vermittelt. Da der Zustand vor der Restaurierung fotografisch dokumentiert ist, kann der Laie nur mit Staunen und Bewunderung die Leistungen einer in Berlin doch immerhin mit etwa hundert diplomierten Restauratoren präsenten Künstler-Zunft (denn Künstler sind sie allemal!) zur Kenntnis nehmen. Am Beispiel eines un-restaurierten Epitaphähnlichen Totenbildes aus dem Umfeld der Stellmacherzunft um 1840 wird überzeugend verdeutlicht, vor welcher Aufgabe ein Restaurator am Beginn seiner Arbeit steht. Der größere Teil der notwendigen Restaurierungen muss von der Stiftung Stadtmuseum an Freie Restauratoren vergeben werden. Das kostet Geld — Geld, das den Museen angesichts knapper öffentlicher Kassen nicht zur Verfügung steht. Die dankenswerte Ausstellung will daher auch Sponsoren für Objekt-Patenschaften ansprechen, die sich mit einem bestimmten Exponat identifizieren und später im Inventarbuch oder sogar am ausgestellten Sachzeugen selbst ihren Namen der Nachwelt erhalten sehen können. Beispielgebend für solches Mäzenatentum wurde bei der Ausstellungseröffnung der einstige Weddinger Stadtrat für Volksbildung Horst Kollat geehrt, dessen finanziellem Engagement z. B. die Restaurierung des in der Nikolaikirche befindlichen Grabmals von Samuel Pufendorf (1632-1694) zu verdanken ist. Egal, ob Sie nun dem Kreis der Sponsoren beizutreten beabsichtigen oder sich “nur” einen Eindruck von dem hohen Stand des Könnens Berliner Restauratoren verschaffen wollen: versäumen Sie nicht bis 31, Mai (tgl. ausser Montag 10-18 Uhr, mittwochs eintrittsfrei) einen Besuch in der Nikolaikirche!
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