Gastronomie fordert Perspektiven: Geschäftsmodell der Branche gefährdet

Bildtitel: Leaders Club stellt Forderungen an die Politik im Reichstag in Berlin, v.l.n.r. Tim Mälzer BULLEREI HAMBURG, GASTRONOM UND TV-KOCH , Erich Nagl VORSTAND ETL ADHOGA STEUERBERATUNGSGESELLSCHAFT, VORSTAND LEADERS CLUB DEUTSCHLAND AG, Kerstin Rapp-Schwan INHABERIN SCHWAN RESTAURANTS, VORSTAND LEADERS CLUB DEUTSCHLAND AG, Michael Kuriat Präsident Leaders Club Deutschland AG, Mirko Silz CEO FR L‘OSTERIA SE

Tim Mälzer nahm vor den Journalisten in Berlin wie gewohnt kein Blatt vor den Mund: „Die Corona-Pandemie bringt Menschen und Unternehmen völlig unverschuldet ins Wanken. Das ständige Auf und Zu unserer Betriebe verursacht nicht nur immense Kosten, es geht auch hart an unsere Substanz!“ Der TV-Koch und Gastronom kämpft gemeinsam mit dem Leaders Club um das Überleben der Branche. „Gerade für die Kleinen bedeutet das unter Umständen das Aus. Sie dürfen nicht länger von der Politik vergessen werden. Wir müssen uns jetzt mit den Herausforderungen der Zukunft auseinandersetzen.“

Zugangsbeschränkungen müssen fallen

Einen Tag vor der Ministerpräsidentenkonferenz am 16. Februar bekräftigt der Leaders Club seine Forderung nach weiterer Unterstützung für die Branche: „Wir erwarten von Bundeskanzler Olaf Scholz und der gesamten Regierung, dass Wahlversprechen eingehalten werden: Die Zugangsbeschränkungen müssen fallen und es gilt jetzt, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Unternehmen ermöglichen, sich aus eigener Kraft aus der Krise herauszuarbeiten.

Dazu gehört die dauerhafte Absenkung der Mehrwertsteuer auf alle gastronomischen Dienstleistungen, wie es sie bereits in 21 europäischen Staaten gibt“, kommentierte Leaders Club-Vorstandsmitglied Erich Nagl die Lage aus Sicht seiner mehr als 1.300 Mandanten aus dem Außer-Haus-Markt. „Angesichts der seit zwei Jahren von der Gastronomie und ihren Beschäftigten erbrachten ‚Sonderopfer‘ ist es mehr als angemessen, die Grenze für den abgabenfreien Corona-Bonus auf 3.000 Euro zu erhöhen. Die Mitarbeiter verdienen dieses Zeichen der Wertschätzung, nachdem sie trotz Kurzarbeitergeld enorme Entbehrungen allein schon durch das ausbleibende Trinkgeld hinnehmen müssen. Ebenso notwendig ist eine pragmatische Anhebung der Verdienstgrenzen für Aushilfen auf 520 Euro schon im Frühjahr.“ Längst ist der Mangel an Mitarbeitern ebenso wie der steigende Kostendruck eine echte Bedrohung für den Fortbestand vieler Unternehmen.

Branche will endlich wieder auf eigenen Beinen stehen

Wie sehr ihr zuvor gesundes Unternehmen durch zwei Jahre Corona-Krise unter Druck geraten ist, berichtete Gastronomin Kerstin Rapp-Schwan: „Seit bald zwei Jahren haben wir und unsere Teams uns immer wieder schnell und sehr pragmatisch auf neue Vorgaben eingestellt. Aber wirklich planbar ist für uns derzeit nur die Rückzahlung der erhaltenen KfW-Kredite. Ich vermisse die Perspektiven, mit denen ich meinen Mitarbeitern vermitteln kann, dass wir ein sicherer Arbeitgeber sind und dass sie wieder normal arbeiten können. Für sie und unsere Gäste wünschen wir uns, dass baldmöglichst alle Einschränkungen fallen, denn wir wollen endlich wieder auf eigenen Beinen stehen, ohne uns von einer Krise zur nächsten zu hangeln. Wir sind es, die Stadtviertel und Innenstädte bunt machen, wir gehören zur Kultur und wir brauchen eine Zukunft!“

Systemgastronomie kämpft mit Flickenteppich

Mirko Silz, Geschäftsführer der L’Osteria und damit Chef eines der größten deutschen Systemgastronomen, schloss sich dem Wunsch nach Planbarkeit und Perspektiven für die Branche an. „Mit unseren mehr als 120 Restaurants in ganz Deutschland sind wir angesichts des Flickenteppichs von Verordnungen und Regeln täglich mit einer ganzen Reihe zusätzlicher Herausforderungen konfrontiert.

Dieser Flickenteppich muss endlich ein Ende haben. Außerdem ist eine Nachbesserung der Überbrückungshilfe IV unverzichtbar. Auch nach zwei Jahren Pandemie ist die Bezugsgröße für deren Berechnung nach wie vor das Jahr 2019. Alleine 2021 haben wir 19 neue Standorte in Deutschland eröffnet und damit Arbeits- und Ausbildungsplätze während der Krise geschaffen. Durch die Art der Berechnung werden wir hierfür nun regelrecht bestraft. Die Zugangsbarriere von mindestens 30 Prozent Umsatzrückgang muss rückwirkend abgeschafft werden.“ Eine dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer auf 7 Prozent ist für Silz ebenfalls unumgänglich: „Andernfalls steht das Geschäftsmodell Gastronomie – und damit ein wesentlicher Faktor für das gesellschaftliche Miteinander in Deutschland – auf dem Spiel.“

Bildnachweis:  Leaders Club 

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