Die Berliner Kastanienallee im Wandel

Die Kastanienallee im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg gehört heute zu den prächtigsten und begehrtesten Straßen der Bundeshauptstadt.

Das war längst nicht immer so, denn das Bild der Mietskasernen mag heute rein äußerlich noch das Antlitz der Kastanienallee prägen, doch zwischen dem frühen 19. Jahrhundert und dem Immobilienmarkt des heutigen Berlins liegt eine bewegte Geschichte auf der Kastanienallee.

Bunte Straße mit bunter Geschichte

In ihrer jetzigen Form gibt es die Kastanienallee bereits seit mehr als 200 Jahren, errichtet wurde die Straße zwischen der Eberswalder Straße im Prenzlauer Berg und der Fehrbelliner Straße in Berlin Mitte bereits 1826. Der Grundbesitzer Wilhelm Griebenow hob die Kastanienallee aus, ihren Namen erhielt die Allee von den zu beiden Seiten gepflanzten Kastanienbäumen.

Im Herzen des Prenzlauer Berg entstanden in der für die Gründerzeit typischen Bauweise Mietskasernen, die heute durchgängig modernisiert wurden. So bietet die Kastanienallee architektonisch noch einen klassischen Blick in das 19. Jahrhundert des blühenden Preußen, mischt diese Töne jedoch mit der bunten Fassade des neuen Berlin.

Prägend für die heutige Kastanienallee war vor allem die DDR-Zeit, in der die SED-Regierung der Kastanienallee kaum Beachtung schenkte. Prunkstraßen wie die Frankfurter Allee lagen im Fokus des DDR-Regimes, während die Wohnhäuser in der Kastanienallee verfielen – und mit ihnen der Ruf eines ganzen Viertels. Der Prenzlauer Berg, heute kaum noch vorstellbar, galt als billiges und teils gefährliches Viertel.

Zeiten im Wandel

Das Bild des neuen Berlins, getrieben von der Gentrifizierung, liegt längst hinter der Kastanienallee. Nach dem Fall der Berliner Mauer änderte sich zunächst wenig am Image der Kastanienallee, nach wie vor galt die 950 Meter lange Straße als billig und heruntergekommen, zunächst siedelten sich hier Hausbesetzer und Kulturprojekte an. Kaum wurden die ersten Häuser saniert, folgten aber auch neue Mieter. Wohnungen wurden rasant teurer und spätestens mit den vielen Designerlabels und Künstlern, die kleine Ladengeschäfte und Cafés frequentierten, hatte die Kastanienallee ihren neuen Ruf weg: Als Castingallee verschrien galt sie lange als das Zentrum der kreativen Zugezogenen, die sich hier sammelten.

Inzwischen sind die Künstler auf der Kastanienallee seltener geworden, die Gegend um die Eberswalder Straße ist heute mehr Epizentrum von Touristen und kleinbürgerlichen Familien aus dem Süden der Republik.

Auch heute wird hier wieder fleißig gebaut. Die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung fördert eine umfassende Sanierung der Allee. Zudem werden weiterhin Wohnhäuser von Grund auf erneuert, zum Beispiel die Kastanienallee 40, deren große Berliner Altbauwohnungen momentan durch Kolarski Real Estate umfassend saniert werden.

Must-Sees in der Kastanienallee

Nach wie vor lädt die Kastanienallee mit ihrem offenen Stadtbild zu einem Einkaufsbummel oder entspanntem Flanieren ein. Neben vielen kleinen Modeboutiquen direkt auf der Kastanienallee, glänzen auch die Seitenstraßen mit kleineren Cafés und süßen (Second Hand-) Läden.

Unbedingt zur Erkundung der Kastanienallee gehört ein Besuch im Prater, dem ältesten Biergarten der Stadt. Der 1852 gegründete Biergarten bietet mehr als nur Kulinarisches und dient auch als Kleinkunstbühne.

Zur kleinen Ruhepause lädt dagegen der Zionskirchplatz ein.

Heute wird das Bild der Kastanienallee, die auch in Filmen immer wieder beliebter Hintergrund einer Berlin-Inszenierung war, wieder von den Geleisen der Tram und den neu gepflanzten Kastanien geprägt – die originalen Bäume mussten nach Gasschäden Ende der 90er Jahre ersetzt werden.

Trotz des inzwischen sehr bürgerlichen Images gehört die Kastanienallee zu den reizvollsten Plätzen Berlins, da sie Historie und Moderne mischt wie vielleicht sonst keine Straße in der Hauptstadt.

(Artikelfoto: © fuxart – Fotolia.com)

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