Neues aus dem Berliner Zoo: Doppelter Bison-Nachwuchs

Bison Nachwuchs Berliner Zoo

Die kleine Bisonherde des Berliner Zoos wuchs durch die Geburten eines Bull- und eines Kuhkalbs, am 21. April respektive 6. Mai auf sechs Mitglieder heran.

Für den relativ jungen Bullen „Samy“ ist es erst die zweite Zuchtsaison und die beiden Muttertiere „Birte“ und „Biggi“ sammeln in diesem Jahr die allerersten Aufzuchtserfahrungen. Aus diesem Grund verwundert es einen nicht, dass noch keine Routine beim täglichen Umgang mit den Tieren aufkommen konnte. Das Umsperren der Tiere zum Zwecke der Fütterungs- und Reinigungsarbeiten ist zuweilen recht schwierig, da die Kühe, die ihre Kälber instinktiv schützen wollen, noch recht nervös sind. Bisonkälber kommen mit einem hellbraunen Fell zur Welt, womit sie sich von den dunkelbraunen Alttieren deutlich unterscheiden. Ihr Geburtsgewicht von etwa 30 kg können männliche Tiere in der Wachstumsphase fast verdreißigfachen, die Weibchen wiegen später nur etwa halb so viel wie die größten Bullen.

Im Berliner Zoo werden die beindruckenden Präriebisons in und an einem 1905 erbauten Blockhaus gehalten, dass mit seinen gemalten und geschnitzten Verzierungen einem indianischen Bretterhaus nachempfunden ist. Dieser schöne Stilbau wurde im zweiten Weltkrieg zwar überwiegend zerstört, doch glücklicherweise 1957 nach alten Plänen wieder aufgebaut und hergerichtet. Die Geschichte des Gebäudes ist damit ebenso alt wie die Rettungsbemühungen um seine Bewohner.

In freier Wildbahn leben Präriebisons meist in Verbänden von etwa 50 Tieren, die sich in den Zeiten vor ihrer schonungslosen Bejagung im 19. Jahrhundert, noch zu riesigen Wanderherden vereinigten, um über hunderte von Kilometern in neue Weidegründe zu ziehen. Solche Bilder gehören in Nordamerika nur noch der Vergangenheit an und auch im Berliner Zoo können große Herdenverbände nicht beherbergt werden. Doch Bisons sind nicht erst in Mehrzahl beeindruckend. Wenn man als Zoobesucher relativ dicht den respekteinflößenden Tieren gegenübersteht, kann man sich leicht vorstellen, welchen Mut die nur mit Pfeil und Bogen bewaffneten Prärieindianer aufbringen mussten, um die größten und schwersten Säugetiere des nordamerikanischen Kontinents zu überwältigen. Nie hätte der Mensch die Bisons nur mit diesen Waffen an den Rand des Aussterbens gebracht. Möglich war dies nur durch den Einsatz moderner Distanzwaffen. Bei der Gewehrjagd – auch aus Eisenbahnzügen – ging es den „Jägern“ vielmals nicht um die Nutzung der erlegten Tiere, sondern man wollte den nomadisierenden Indianerstämmen, denen die Konservierung von Bisonfleisch das Überleben im Winter ermöglichte, die Nahrungsgrundlage entziehen. Es war ein reiner Vernichtungskampf.

Mit zu verdanken ist der Arterhalt initiativ dem ehemaligen Zoodirektor des New Yorker Bronx Zoos, William T. Hornaday, unter dessen Leitung 1905 die „American Bison Society“ gegründet wurde, die das Ziel verfolgte, den Bison zu retten. Als natürliches Rückzugsgebiet diente etwa zeitgleich der Yellowstone-Nationalpark in dem derzeit wieder 3000 Tiere leben. Dies entspricht etwa einem Zehntel aller wildlebenden Bisons, deren Artgenossen heute überwiegend in Menschenhand gehalten werden. Insgesamt findet man in Nordamerika wieder schätzungsweise eine halbe Million Bisons.

Text: Dr. Ragnar Kühne/ Artikelfoto: © C. Frey

 

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