Berliner Bäderbetriebe erhöhen Wassertemperatur und Preise in beliebten Bädern.
Des einen Leid, des anderen Freud: Im Stadtbad Neukölln ist das Wasser seit kurzem generell 30 Grad warm. Eine Umfrage habe ergeben, dass sich das 40 Prozent der Badegäste wünschten, so die offizielle Begründung der Berliner Bäderbetriebe (BBB). Dass diese 40 Prozent vermehrt in der Nähe jener ausgewählten Schwimmhallen wohnen, die jetzt „zwangsweise“ zum Dauer-Warmbad geworden sind, ist äußerst unwahrscheinlich.
Betroffen sind neben dem Stadtbad Neukölln auch das Stadtbad Lankwitz, das Bad am Spreewaldplatz, die alte Halle im Stadtbad Charlottenburg, das Stadtbad Schöneberg sowie die kleine Halle Wuhlheide. Dort werden die Becken seit wenigen Wochen auf 30, teilweise sogar 31-32 Grad Celsius geheizt. Das sorgt vor allem bei sportlichen Schwimmern für Unmut, und zwar nicht nur wegen der Temperatur. Denn mit der quasi heimlichen Einführung des Zwangswarmbadens haben die BBB auch die Preise in den oben gelisteten Stadtbädern erhöht. Für die höhere Temperatur des Wassers wird jetzt ein Zuschlag von 1,50 Euro erhoben.
Somit kostet eine Kurzzeitkarte jetzt 5 statt 3,50 Euro, eine Einzelkarte 7 statt 5,50 Euro. Für Badegäste, die mehrmals pro Woche schwimmen gehen, kein Klacks. Hinzu kommt, dass die letzte generelle Tariferhöhung noch nicht lange zurück liegt: Erst im Januar 2014 hatten die BBB die Preise saftig erhöht.
Im Internet haben verärgerte Schwimmer daher sogar eine Petition gestartet. Unter dem Motto „Lasst uns schwimmen!“ fordern sie, die Temperatur- und Tariferhöhung rückgängig zu machen.
Bei den BBB denkt man jedoch trotz mehrerer Hundert Unterschriften nicht daran. Man empfiehlt den sportlichen Schwimmern, einfach auf eines der normal temperierten Hallenbäder (Wassertemperatur dort 26 bis 28 Grad) auszuweichen. Angesichts der Gesamtzahl an Schwimmhallen – 37 gibt‘s in Berlin – klingt das erst einmal vernünftig. Bedenkt man allerdings die Größe unserer Stadt, bekommen die Warmbade-Kritiker Aufwind: Wer um die Ecke eines Bades wohnt, muss keine BVG-Karte (oder Sprit) zahlen, um ins Bad zu gelangen. Er oder sie braucht auch weniger Zeit, um das zu tun. Mehrmals pro Woche auf ein anderes Bad ausweichen bedeutet für viele pro Schwimm-Einheit eine bis zwei Stunden „Mehraufwand“ – rein durch Wegzeit.
Und auch die Argumentation der Berliner Bäder hinkt: Wenn 40 Prozent der Kunden wärmeres Wasser wollen, müsste man es dann nicht an viel mehr Orten in der Stadt anbieten?
Eine mögliche Lösung ist das Modell, das Wiens öffentliche Bäder seit Jahren einsetzen. In beinahe JEDEM städtischen Bad gibt es einen Warmbadetag. An diesem Tag wird auch ein Zuschlag erhoben. Die restlichen Tage ist das Wasser so temperiert, dass auch sportliche Schwimmer Spaß haben und der Eintritt erfolgt zum regulären Tarif.
(Text: Lisa Steiner – Foto: pixabay.com / CC0 Public Domain | chaensel)
Dieser Inhalt ist nur für registrierte Nutzer sichtbar. Wenn Sie sich bereits registriert haben, melden Sie sich bitte an. Neue Nutzer können sich weiter unten registrieren.