Eine Ode an die U8…

Berlin U8

Allein der Geruch, wenn du deine Türen öffnest, erinnert mich an die Fülle an Zielen, die dich letzte Nacht begleitet haben. Das verschüttete Bier, die Reste vom Döner, zerrissene Flyer und ein vergessener Handschuh. Stumme Zeugen von wilden Erwartungen, unerfüllten Hoffnungen und unberechenbaren Mägen.

Eine Kolumne von www.beta2version.de

Verlorene Herzen liegen am Boden, darüber Streusand und geschmolzener Schnee. Mir gegenüber versteckt eine Frau ihre Tränen in Schal und Mütze. Sie schließt die Augen und dennoch fließen Bäche aus ihnen heraus. Ihr Herz liegt auf dem Boden, zu ihren Füßen. Ein Mann mit zauseligem Vollbart nimmt neben mir Platz, mit zitternder Hand eine Bierflasche haltend. Meine Nasenflügel zucken, sind sie doch eher Lavendel gewöhnt. Am anderen Ende des Zuges ertönt Musik, schief und schräg, aber mit voller Inbrunst und aus vollem Herzen gespielt.

Den Alexanderplatz und die Jannowitzbrücke hinter mir lassend, verschafft sich die Stimme der Motz Gehör. Mit fünfzig Cent, noch vom Einkauf in der Tasche, zaubere ich ein Lächeln in ein faltiges Gesicht. Die Gruppe Jugendlicher unterhält sich auf Türkisch und lacht mich an. Mit den Kopfhörern auf meinem Ohr verpasse ich die Pointe und drücke den Knopf. Ich ziehe die Kapuze tief in mein Gesicht, verlasse dich mit dem Wissen, dass du mir auf meiner Heimreise neue Geschichten erzählst.

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