CSRD-Vorlagen im Bürokratie-Check: Berliner Ernährungsindustrie unter Druck

Die CSRD-Richtlinie gilt für Craft-Brauereien ebenso wie Bio‐Bäcker. Die Webinare der BVE helfen dabei, alles richtig zu machen.
Die CSRD-Richtlinie gilt für Craft-Brauereien ebenso wie Bio‐Bäcker. Die Webinare der BVE helfen dabei, alles richtig zu machen.

Im Zentrum der europäischen Nachhaltigkeitsdebatte steht seit Kurzem die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Gerade die Ernährungsindustrie, welche seit Jahrzenten ein zentraler Wirtschaftszweig Berlins und der Region ist, muss sich auf neue Berichtspflichten einstellen.

Fast alle produzierenden Berliner Unternehmen, von Craft-Brauereien in Kreuzberg bis zu Bio‐Bäckereien in Tegel, spüren bereits die Vorboten der neuen EU-Vorlagen. Die Auswirkungen auf die Hauptstadt sind kostspielig, aufwendig und liefern nur wenig von dem was Sie versprechen. Ein kritischer Blick auf die  Vorlagen für die Food-Branche offenbart eine mehrzahl an Schwachpunkten. Die CSRD zielt darauf ab, die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Europa zu vereinheitlichen und Vergleichbarkeit zu schaffen. Spätestens ab dem Berichtsjahr 2026 müssen große Unternehmen detaillierte Angaben zu ihren Umwelt-, Sozial- und Governance‐(ESG-)Kriterien machen. Auch kleine und mittelständische Betriebe werden sukzessive erfasst. In Berlin, wo alleine in der Ernährungsindustrie rund 1.200 Unternehmen ansässig sind, wächst die Unsicherheit, wie durchführbar die neuen Vorlagen der EU-Kommission wirklich sind.

Von der Start-up-Konditorei in Friedrichshain bis zur traditionsreichen Großmolkerei in Spandau: Berlins Ernährungsindustrie ist heterogen. Viele Betriebe setzen bereits auf Regionalität, Bio-Zertifizierung und ressourcenschonende Produktionsprozesse. Die CSRD-Vorlagen verlangen jedoch standardisierte Kennzahlen, die meist auf global agierende Konzerne zugeschnitten sind. Hier entsteht eine erste, gravierende, Diskrepanz zwischen europäischem Anspruch und der Berliner Realität.

  1. Überbürokratisierung für KMU: Die ausführlichen Berichtsformulare sehen vor, Daten zu Scope-1- bis Scope-3-Emissionen zu liefern. Für kleine Manufakturen ohne eigene IT- und Controlling-Abteilung bedeutet das erheblichen Mehraufwand. Viele Berliner Betriebe klagen über fehlende branchenspezifische Leitfäden und befürchten bevorstehende steigende Kosten. Einheitsgröße statt Branchenspezifik: Die EU-Vorlagen setzen auf einen „One-Size-Fits-All“-Ansatz. Wichtige Aspekte der Ernährungsindustrie, etwa Bodenschutz in der landwirtschaftlichen Lieferkette oder Tierwohl-Indikatoren, werden nur rudimentär abgebildet. Dies schwächt die Aussagekraft der Berichte gerade in Berlin, wo viele Unternehmen sowieso schon auf nachhaltige Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung setzen.
  2. Mangelnde digitale Unterstützung: Zwar propagiert die EU-Kommission digitale Tools zur Datenerfassung, doch vielen Berliner Mittelständler fehlen Ressourcen für die Implementierung komplexer Softwarelösungen. Die Folge: Berichtsfristen geraten in Gefahr, das ohnehin knappe Personal wird zusätzlich belastet und am Ende werden die Kosten auf den Konsumenten aufgelegt werden müssen.
  3. Berlin ist in einer Zwickmühle: Einerseits strebt die Hauptstadt einen grünen Aufbruch an, mit Förderprogrammen für städtische Vertical-Farming-Projekte und veganen Produktionen. Andererseits droht die Flut an Standardberichten, dass Innovationskraft und Flexibilität verloren gehen. Viele Start-ups erwägen, ihren Sitz in Länder mit weniger strengen Berichtspflichten zu verlegen, eine katastrophale Wendung fuer eine Stadt die sich auf ihre Innovationskraft verlässt. Die CSRD-Vorschriften könnten gerade im internationalen Wettbewerb ein spürbarer Standortnachteil werden.

Die CSRD bietet die Chance auf mehr Transparenz und nachhaltige Unternehmensführung doch die aktuellen EU-Vorlagen wirken für Berlins Wirtschaft und insbesondere die Ernährungsindustrie zu unflexibel und bürokratisch. Nur durch branchenspezifische Anpassungen, digitale Unterstützung und gezielte Fördermaßnahmen kann die Hauptstadt ihre Vorreiterrolle als „grüner Food-Standort“ behaupten.

Unternehmen, Politik und Verbände sind nun gefragt, gemeinsam praktikable Lösungen zu entwickeln, die den hohen Anspruch an Nachhaltigkeit mit der Realität des Mittelstands in Einklang bringen. Um selber einen Einblick und wertvolle Informationen zu gewinnen, nutzen Sie unbedingt auch das Webinarangebot der BVE, um Ihre bevorstehenden Reportingpflichten praxisnah vorzubereiten.

Bild: David JULIEN via Pixabay

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