Neue Komponisten neu vorgestellt

Am 5. März 2017 stellen sich gemeinsam mit dem Deutschen Kammerorchester Berlin sieben Komponisten im  Rahmen „DRIVEN by Music: Lifelines“ vor. Ihre Wurzeln sind auf verschiedenen Kontinenten zu finden, so dass Ihr Leben und ihr Schaffen von diesen vielfältigen globalen Verbindungen geprägt werden. Ihre erschaffenen musikalischen Werke vermitteln dadurch einzigartigen Reiz.

John Farah
Der aus Kanada stammende Komponist und Pianist John Kameel Farah lebt aktuell in Berlin. Er studierte an der Universität von Toronto Komposition und Klavier, gewann dort zweimal den Glenn-Gould-Composition-Award. Seine einmalige Art zu komponieren – in jeder Sekunde seiner Musik erscheint die Komplexität der musikalischen Welt als organisch Ganzes – bezeichnet er selbst als „Maximalismus“. Farah repräsentiert damit eine neue Generation nordamerikanischer Komponisten.

„Behold!“
Das Stück wurde ursprünglich für Klavier, Orgel und Synthesizer geschrieben. Für das Neue-Meister-Konzert wird die Orgel durch ein Streicherarrangement ersetzt. Klavier und Orchester sind gleichberechtigt und begleiten sich wechselseitig. „Behold!“ trägt den Geist des amerikanischen Minimalismus in sich und basiert auf einer sich wiederholenden Sequenz im 5/8-Takt. Farah: „Während der Kompositionsphase hatte ich immer ein Bild vor Augen: etwas Massives, vielleicht ein uralter Steinblock oder eine futuristische Stadt, die aus dem Meer empor steigt.“

Tamar Halperin Trio
Interpreten: Tamar Halperin/ Etienne Abelin/ Tomek Kolczynski
Komponist: Johann Sebastian Bach/ Tomek Kolczynski

Bereits im Jahr 2010 haben Halperin und Abelin begonnen, die Musik von Bach für Violine und Tasteninstrumente an nicht-klassischen Veranstaltungsorten aufzuführen. Als Komponist und Toningenieur Kolczynski zum Trio stieß entwickelte sich das Konzept weiter und das Projekt bachSpace war geboren. In diesem ganz eigenem Klangraum verbinden sich „Barock“ und „Electronica“ auf ganz eigenen Weise.

„bachSpace for Orchestra“
Durch die Überlagerung unterschiedlicher Kompositionen von Bach und die Umsetzung in elektronische Klangflächen entstehen bei bachSpace neue Werke. Somit wird der emotionale Ausdruck von Bachs Musik in einen neuen, elektronischen Klangraum übertragen. Auch die Orchesterteile – arrangiert vom amerikanischen Komponisten, Arrangeur und Songwriter Jherek Bischoff – sind auf diese Weise entstanden und fügen sich organisch in den bachSpace ein. Das gleichnamige Album des Trios wird im April 2017 auf dem Label Neue Meister veröffentlicht.

Mario Batkovic
Die expressive und melancholische Klangwelt des Akkordeons wurde selten so fantasievoll wie durch den gebürtigen Bosnier Mario Batkovic eingesetzt. Der Künstler hat es sich zum Ziel gesetzt, die Möglichkeiten seines Instrumentes bis zur äußeren Grenze zu erforschen und auszuloten. Dafür hat Batkovic seinen ganz eigenen Weg verfolgt und sich mit seiner anarchistischen Vorgehensweise und berauschenden Musik eine eigene Nische geschaffen. Für seine Musik bedient er sich gleichzeitig vieler klassischer Kadenzen und Harmonien, aber auch weniger konventioneller Töne. So kann man Anleihen an Philip Glass und Vivaldi hören, die Batkovic mit Bass-Linien kombiniert.

Gregor Schwellenbach
Gregor Schwellenbach lebt zwar im Viertel um die Ecke, aber dort trifft man ihn nicht oft an. Als Musiker, der zwölf verschiedene Instrumente beherrscht, ist er meistens unterwegs – in unterschiedlichsten Stilen vom Pop bis zur Neuer Musik und zurück. Seine Kompositionen sind in Film und Fernsehen so gefragt wie in Theatern oder dem Konzertsaal. Mit allen subkulturellen Wassern gewaschen und getarnt als genialer Dilettant zieht er im richtigen Moment gern die Karte des an der Hochschule erlernten, klassischen Kompositionshandwerks. Des Weiteren hat er Elektronik für Performance-Spektakel programmiert, Werbemusik dirigiert, Hörspiele produziert und eine Oper über Zucker geschrieben. Mit seiner Lust an subversiver Konzeptionalität, seinem gnadenlosen Spieltrieb und seinem Mut zur eingängigen Melodie hält er elektronische Tanzflur-Kracher mit dem Bleistift in Partituren fest und formt sie zu herzzerreißenden, polyphonen Studien um.

“Unter Null, La Somme, Oxia’s Domino”
Unter Null, La Somme, Oxia’s Domino sind Werke aus dem Projekt „20 Jahre Kompakt“, für das Gregor Schwellenbach Technotracks transkribiert und frei arrangiert hat. Dadurch erfahren die Stücke erstaunliche Metamorphosen, von der Tanzfläche in cineastische Weite (Unter Null), minimalistische Spannung (La Somme) oder Kollophonium-spritzendes Furioso (Oxia’s Domino).

Lera Auerbach
Lera Auerbach wurde in Tscheljabinsk am Rande Sibiriens geboren. Im Alter von 12 Jahren schrieb sie ihre erste Oper. Sie absolvierte die New York Juilliard School in den Fächern Klavier und Komposition. Parallel dazu studierte sie vergleichende Literaturwissenschaft  an der Columbia University. Am 1. Mai 2002 gab sie ihr Debut in der Carnegie Hall, wo sie ihre eigenen Suite für Violine, Klavier und Streichorchester op. 60 mit Gidon Kremer und der Kremerata Baltica aufführte. Seitdem ist die weltweite Karriere der Komponistin, Dichterin und Pianistin nicht mehr aufzuhalten.

Prelude für Solovioline und Piano
Auerbachs Musik scheint vordergründig traditionellen Einflüssen stark verpflichtet zu sein. Für sie ist es kein Widerspruch, Tonalität und klassische Formsprache zu nutzen, um neue Wege zu finden. Bei näherem Hinhören eröffnet sich dabei ein ganzer Kosmos ungewohnter Klänge, Farben und Verfahrensweisen.

Die Komponistin schrieb in ihrem Op. 46 insgesamt 24 Preludes für Violine und Piano. Diese wurden Klassiker der modernen Klassik und deren Kostproben dürfen bei den Neuen Meistern einfach nicht fehlen.

Daniel Schnyder
Der 1961 in Zürich geborene Künstler gehört zu den aktivsten und meistgespielten Komponisten seiner Generation. Seit 1992 lebt Schnyder, zugleich Saxofonist und Flötist, in New York City. Sein Werk ist eine Musik der Integration und widerspiegelt die urbane Realität unserer multikulturellen Gesellschaft. Schnyder erhielt viele Auszeichnungen, u.a. war er für den Grammy und den Deutschen Musikautorenpreis nominiert.

Variations on…
Daniel Schnyder erschuf im ‘klassischen’ Sinn Variationen über die ‘klassische’ besser: typische, Musik der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, auch wenn diese eben nicht mehr ’die klassische’ Musik war, sondern der Klang der Pop- und Rock-Revolution der 60er Jahre. Nach dem großen musikalischen Bruch in der Musikgeschichte zwischen der Klassik und der aktuellen Musik ist es ihm wichtig, eine Brücke über den jetzt immer noch so weit und tief klaffenden Kulturabgrund zu schlagen. Eine ganz eigene Note und vor allem jede Menge Spaß an der Musik verleihen seine Arrangements echter Rock-Klassiker den Neuen Meistern – let’s rock!

Brett Dean
Brett Dean studierte in Brisbane/Australien bevor er nach Deutschland zog, wo er für 14 Jahre als Violinist bei den Berliner Philharmonikern spielte. Heute ist er einer der international gefragtesten Komponisten seiner Generation, seine Werke sind oft inspiriert von Literatur, Politik, Umwelt oder durch die Kunstwerke seiner Frau Heather Bretts.  Seine Musik wird weltweit von führenden Dirigenten und Orchestern, u.a. von Sir Simon Rattle, Andris Nelson, Marin Alsop, David Robertson und Simone Young, hoch geschätzt. Er lebt aktuell in Brisbane und Berlin.

„The Siduri Dances“
Vor zwei Jahren spielte die Flötistin Lina Andonovska Brett Deans Solo-Werk Demons in der Australian National Academy of Music mit sehr großem Erfolg. Brett Dean sagte, dass es die beste Version seines Werkes war, die er je gehört habe. Die daraufhin entstandene Version für Soloflöte und Streichorchester – The Siduri Dances – kommt nun zur Deutschen Erstaufführung.

„Siduri ist“, so der Komponist, „ eine weibliche Gottheit aus dem Gilgamesch-Epos, die am Meer am Ende der Welt lebt und denen, die in andere Gefilde reisen, weise Ratschläge (und einen Abschiedstrunk) gibt. Die Idee zu Siduri entstand, als ich den dämonischen Titel des Stücks hernahm und sowohl den Titel wie auch das Stück selber in einen größeren Zusammenhang stellte. Das Streichorchester ermöglicht dem Stück eine ausgiebige Klangfarbenpalette, die Vorstellung von dem göttlichen Wesen, das sich auf der Grenze zwischen Lebenden und Toten bewegt, entsprach der Art, wie auch das Stück in seiner neuen Gestalt empfand, in der die Soloflöte so etwas wie die Rolle des Protagonisten, Reisenden und spirituellen Begleiters spielt.“

5. Marz  2017, DRIVE. Volkswagen Group Forum, 

 

(Artikelfoto: Veranstaltung letzte Neuen Meister,  Nigel Kennedy auf der Bühne, Fotos:DRIVE. Volkswagen Group Forum)

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