Neues Projekt mit und für Roma-Familien

Neues Projekt mit und für Roma-Familien
Neues Projekt mit und für Roma-Familien

Interkulturelle Bildung und Begegnung in Marzahn – Ungefähr 1.500 Roma leben in Marzahn-Hellersdorf. Ein neues Projektbüro der AWO hat sich zum Ziel gesetzt, nicht nur den Kindern den Einstieg in das Schulsystem zu erleichtern, sondern auch den Eltern mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Mit Bildungs- und Begegnungsangeboten soll außerdem die Vernetzung von Neu- und Alt-Berlinern gefördert werden.

In Marzahn-Hellerdorf gab es lange Zeit keinen Ort, in dem sich die neu angesiedelten Roma vernetzen oder Beratung und Unterstützung beim Einleben in das neue Land erhalten konnten. In Zusammenarbeit mit der “Aktion Mensch” hat sich der Kreisverband Spree-Wuhle der Arbeiterwohlfahrt (AWO) diesem Problem angenommen und das neue Projektbüro “Vorurteilsbewusste Bildungsangebote für Roma-Familien in Marzahn-Hellersdorf” gegründet. Im Februar wurde es offiziell am Standort in der Schwarzwurzelstraße eröffnet, tatsächlich läuft es aber schon seit Herbst letzten Jahres.

Gemeinsames Lernen und Bereicherung durch Vielfalt
Generell richtet sich das Projekt an alle BewohnerInnen und Eltern im Bezirk, schließlich kann nur gemeinsam an der Verbesserung des Zusammenlebens gearbeitet werden. Im Besonderen geht es hier allerdings darum, die Eltern in den Roma-Familien zu stärken. Um das dafür notwendige Vertrauen aufzubauen, veranstaltete die AWO letztes Jahr ein gemeinsames Weihnachtsfest für die Zugezogenen, wobei erste Kontakte mit AktivistInnen aus der Roma-Community geknüpft wurden. Seitdem arbeiten auch zwei Jugendliche Roma als PraktikantInnen bei dem Projekt mit. Dr. Sufian Weise, Leiter des Projekts, erklärt, wie wichtig diese Zusammenarbeit ist – die Roma sollen nämlich nicht nur “KonsumentInnen” sein, sondern das Projekt aktiv mitgestalten. Nur dadurch könne das Vertrauen und eine gute Kooperation gesichert werden.

Das Projekt hat sich bei der Arbeit an einem vorurteilsfreien Zusammenleben im Bezirk und an der Wertschätzung für kulturelle Diversität verschiedene Schwerpunkte gesetzt. In den interkulturellen Eltern-Treffs und Gesprächsrunden sollen die Eltern aus den Roma-Familien Gelegenheit bekommen, sich über das deutsche Kindergarten- und Schulsystem und andere Themen zu informieren und weiterzubilden. Dabei sollen sie auch als MultiplikatorInnen andere Eltern motivieren, sich an diesen Gesprächsrunden und Treffs zu beteiligen, sich zu vernetzen und gemeinsam die geteilten Herausforderungen anzugehen.

Ein zweiter und sehr wichtiger Schwerpunkt ist das Sprachtraining. Während die Kinder in drei Grundschulen im Bezirk, der Falken-Grundschule, der Ebereschen-Grundschule und an der Schule am Grünen Stadtrand, in speziellen Lerngruppen die deutsche Sprache erlernen, können die Eltern in den Räumen der AWO zum Sprachkurs gehen. So können die Eltern dann besser mit den Müttern und Vätern der KlassenkameradInnen ihrer Kinder kommunizieren und an der Gestaltung des Schulalltags teilhaben. Montags bis donnerstags bietet das Marzahner Projekt als dritten Projektteil außerdem Hausaufgabenhilfe für Gundschulkinder an.

Die Angebote werden seit Beginn von zahlreichen Eltern wahrgenommen. Zu den Sprachkursen für die Erwachsenen kommen jedes Mal zehn bis 20 TeilnehmerInnen und auch die Themenabenden sind gut besucht – der Projektleiter Weise zeigt sich sehr zufrieden.

Roma ist nicht gleich Roma
Aber auch Eltern und Lehrkräfte aus der deutschen Mehrheitsgesellschaft werden angesprochen. In Workshops sollen sie nicht nur Vorurteile abbauen, sondern auch lernen, wie sie etwa mit kultureller Vielfalt im Klassenraum umgehen können und was sie beachten müssen, um für eine gute Lernatmosphäre zu sorgen.

Gleichzeitig wird vermittelt, dass es sich bei den Roma durchaus nicht um eine homogene Gruppe handelt. Die neuen EinwohnerInnen in Marzahn stammen überwiegend aus Polen und unterscheiden sich damit etwa von denjenigen Roma, die aus Rumänien oder Bulgarien nach Deutschland kommen. Gemeinsam ist ihnen allen die Sprache Romanes – und wahrscheinlich auch das gesellschaftliche Stigma und die antiziganistische Diskriminierung, die sie erfahren. Um das Ziel einer freundlicheren Gesellschaft und eines besseren Zusammenlebens zu erreichen, möchte sich das Marzahner Projekt außerdem mit Initiativen aus anderen Bezirken austauschen, die sich mit ähnlichen Problemen auseinandersetzen – und natürlich auch die breite Gesellschaft erreichen. Dafür wird beispielsweise am 25. April ein Roma Kultur-Abend ausgerichtet, zu dem alle Interessierten eingeladen sind, diese Kultur(en) kennenzulernen.

Mehr Infos zum Projekt gibt es HIER

Dieser Artikel wurde uns zur Verfügung gestellt vom Stadtteilportal QIEZ / Text & Foto: Tina Gerstung
(Bildunterschrift: Das Viertel heißt tatsächlich so, weil die Straßen nach bedeutenden Komponisten benannt sind.)

Dieser Inhalt ist nur für registrierte Nutzer sichtbar. Wenn Sie sich bereits registriert haben, melden Sie sich bitte an. Neue Nutzer können sich weiter unten registrieren.

Anmelden

2 × 5 =