Mit dem Inkrafttreten des „Wohnungsbau-Turbos“ am 30. Oktober 2025 ist bundesweit ein neues Gesetz zur Beschleunigung des Wohnungsbaus und zur Sicherung von Wohnraum wirksam geworden. Das Gesetz schafft Sonderregelungen im Planungsrecht, um mehr Bauland zu mobilisieren. Künftig kann auch in Gebieten gebaut werden, deren Bebauungspläne ursprünglich andere Nutzungen wie Gewerbe vorsehen.
Die Handwerkskammer Berlin begrüßt grundsätzlich, dass das Land Berlin zur Umsetzung der bis Ende 2030 befristeten Regelungen einen Leitfaden „Wohnungsbau-Turbo“ veröffentlicht hat. Viele der darin enthaltenen Ansätze bieten aus Sicht der Kammer die Chance, den Wohnungsbau effizienter zu gestalten. Der Leitfaden berücksichtigt zudem Konflikte durch Lärm und Emissionen, den Schutz angrenzender Gewerbebetriebe sowie die Planung in Mischgebieten.
Kritisch bewertet die Handwerkskammer jedoch, dass die bestehenden Programme zur Sicherung von Gewerbeflächen im Leitfaden keine Rolle spielen. Dadurch drohe der Wohnungsbau alleinige Priorität zu erhalten, während selbst als unersetzlich eingestufte Gewerbeflächen unter Druck geraten könnten. Seit 2017 habe Berlin bereits über 174 Hektar Gewerbefläche durch Umnutzungen verloren.
Nach Auffassung der Handwerkskammer gefährdet diese Entwicklung das Ziel einer „Stadt der kurzen Wege“, in der Wohnen und Gewerbe eng miteinander verbunden sind. Das Handwerk fordert daher, dass die Stadt sich an ihre bestehenden Konzepte zur Sicherung und Weiterentwicklung von Gewerbe und Handwerk bindet. Zudem müsse das Handwerk bei Entscheidungen auf Grundlage des neuen Gesetzes aktiv eingebunden werden.
Nach Einschätzung der Kammer kann eine nachhaltige Stadtentwicklung nur im Zusammenspiel mit dem Handwerk gelingen. Ohne die Betriebe des Handwerks seien weder eine funktionierende Versorgung der Bevölkerung noch ein schnellerer Wohnungsneubau oder die angestrebte Klimawende erreichbar.
Bild: Stefan Schweihofer via Pixabay
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