Berlin Alexanderplatz: Mythos, Treffpunkt, Schmuddelecke?

Bemühen sich um ein besseres Image für den Alexanderplatz: Guido herrmann, Dr. Stefan Elfenbein, Christian Aue, David Eckel (v.l.n.r.)
Bemühen sich um ein besseres Image für den Alexanderplatz: Guido Herrmann, Dr. Stefan Elfenbein, Christina Aue, Carsten Spallek und David Eckel (v.l.n.r.)

Täglich kreuzen etwa 350.00 Menschen den größten Platz Deutschlands. Gäste lieben ihn, viele Berliner meiden ihn und zahlreiche Anwohner sind genervt. Wie die Spreemetropole generell, hat auch der Alexanderplatz viele Facetten: Touristenmagnet, Verkehrsknotenpunkt, Shoppingmeile, Kundgebungsplatz, Verweiloase, Volksfesttreff und Baustelle.

Durch die vielfältige Nutzung bedingt, gibt es viel Müll und Lärm, aber auch Brunnenplätschern und Vogelgezwitscher. Das Areal zwischen Rotem Rathaus und Memhardstraße  ist spätestens seit Alfred Döblins Roman international bekannt und hat ein gewisses Flair. Zudem befindet sich der Alexanderplatz auch geographisch im Zentrum der deutschen Hauptstadt und präsentiert seit 50 Jahren das höchste Highlight Berlins: den Fernsehturm.

Unter dem Motto „Berlins Mitte zwischen Tradition und Moderne – was Gäste bewegt“ diskutierte auf dem vom TourismusDialog Berlin organisiertes Medienforum eine fachkundige Expertenrunde mit Dr. Stefan Elfenbein, Juryvorsitzender des Wettbewerbs  „Berliner Meisterköche“, Carsten Spallek, Bezirksstadtrat von Berlin-Mitte, Christina Aue, Geschäftsführerin TV-Turm Alexanderplatz Gastronomiegesellschaft mbH und Guido Herrmann, Vorstandsvorsitzender des Vereins „Die Mitte“, sowie PR-Agenturchef David Eckel als Moderator.

Treffpunkt Alexanderplatz. Vor allem Touristen zieht er in seinen Bann.
Treffpunkt Alexanderplatz. Vor allem Touristen zieht er in seinen Bann.

Zunächst stand die im Tourismuskonzept 2018+ angestrebte Entzerrung der Besucherströme im Fokus. Ein umstrittenes Ziel für den stark frequentierten Bezirk Mitte. Sehenswürdigkeiten wie das Rote Rathaus, Museumsinsel, das Brandenburger Tor,  Friedrichstraße und Fernsehturm könne man nicht verschieben, gab Bezirksstadtrat Spallek zu bedenken und bemängelte, dass zu wenig Mittel aus der Citytax, die übrigens nicht in den Kassen des Bezirksamtes fließen, für die Gestaltung und Reinigung der Straßen und Plätze ausgegeben werden.

Fernsehturmrestaurant-Chefin Christina Aue wollte die Problematik nicht “so schwarz/weiß“ beurteilen. Berlin ließe sich nicht auf die eine oder andere Sehenswürdigkeit reduzieren, sondern verfüge über ein breites Portfolio an Besonderheiten, die nur mehr publik gemacht werden müssten, sagte sie. Gleichwohl benötige speziell der Alexanderplatz  mehr Aufenthaltsqualität, denn er sei – so Aue – zu lange sich selbst überlassen worden.

In praxi bedeutet das weniger Veranstaltungstage mit Rummelplatzatmosphäre, mehr Sauberkeit, Sicherheit und Grünflächenpflege. Ähnliches forderte Guido Hermann für die ebenfalls weltbekannte Friedrichstraße. Die Idee einiger Senatsmitglieder, die Bummelmeile komplett autofrei zu gestalten, ist aus seiner Sicht nicht die Ultima ratio.

Von allen Seiten sichtbar und standhaft zu allen Zeiten: Der Fernsehturm feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum.
Von allen Seiten sichtbar und standhaft zu allen Zeiten: Der Fernsehturm feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum.

Dr. Stefan Elfenbein, der sich seit über 20 Jahren für das kulinarische Niveau Berlins engagiert, verwies auf die vor allen von Touristen gesuchte Authentizität einer Stadt. Deshalb wird seit 2018 beim Wettbewerb der Berliner Meisterköche nunmehr auch ein Kiezmeister ermittelt. „Berlins Kleinteiligkeiten sind doch spannend“, unterstrich er. Gleichwohl plädierte die Runde unisono für mehr stadtgestalterische Visionen in Bezug auf historisch bedeutsame Plätze wie den Alexanderplatz ohne dessen Freiräume zu beschränken.

Guido Hermann brachte es auf den Punkt: „Die Stadt ist für die Menschen da!“ Bezugnehmend auf das Motto von Friedrich II., dass jeder nach seiner Facon selig werden sollte, stellte die Runde fest, dass Berlin im 30. Jahr des Mauerfalls einmal ein Signal in die Welt sende und für Freiheit und Demokratie stehe, Kreativität inklusive. Marion Schlag

Bildnachweis: ©Marion Schlag

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