Ein Hauch von Napoleon

Portoferrario auf Elba

ELBA – die drittgrößte Insel Italiens – nach Sizilien und Sardinien – zeigt sich im Facettenreichtum der Berge und des Meeres

von Elke Thonke

Der Weg zum Sonnenuntergang ist recht geheimnisvoll. Eine kleine Straße, üppig begrünt mit Kastanienbäumen, führt hinab zum Meer. Vor uns eine kleine Mole, ein feiner Sandstrand, kristallklares Wasser und – Mauricio Testa, ein leidenschaftlich engagierter Einheimischer auf der Insel Elba. Er führt uns auf einen schmalen, in Felsen geschlagenen Weg. Einzigartig geformte Steine, deren Erhebungen seit Millionen von Jahren in festes Granit Magma eingeschlossen wurde, erfordern geschicktes Laufen und Balancieren. Wir gehen einem traumhaften Sonnenuntergang entgegen, bis uns die Natur zur Umkehr zwingt, wenn wir nicht im Meer versinken wollen.

Mauricio weiß viel über seine Insel zu erzählen. Hier im Nordwesten, im kleinen Ort St. Andrea, dessen Umgebung reich an Wald- und Tierbestand ist und auf der es jetzt wieder Maultierpfade gibt, betrieben seine Eltern schon eine Gastwirtschaft. Das schöne Gartengrundstück, bewachsen mit Oleander und Limonen, ist inzwischen zu einem behaglichen Hotel umgebaut worden. Mauricio, handwerklich vielseitig begabt, legte beim Umbau selbst Hand an. Im übrigen kümmert er sich auch um Belange kleinerer Betriebe und schreibt Bücher über touristisches Marketing. Kein Wunder, dass er „Hans Dampf in allen Gassen“ ist. Nachdenklich bemerkt Mauricio: „Der Süden und der Osten der Insel sind touristischer. Im Osten will man gesehen werden und hier hat man seine Ruhe trotz vorhandener Tauch- und Schnorchel Schule.“ So nennen die Einwohner diese Gegend „Die kleine Insel auf der Insel“.

Es ist schwer zu sagen, ob inzwischen Urlauber mehr wegen eines Badeurlaubs kommen – immerhin gibt es 150 Strände – oder mit den Wanderschuhen anreisen.

Dieses größte Eiland des toskanischen Archipels ist von sechs großen und ca. 40 kleinen Inseln umgeben. Von denen sind fünf bewohnt. Wenn man „Monte Christo“ hört, schleicht sich gleich der berühmte „Graf“ ins Gedächtnis. Nicht nur durch Alexandre Dumas Roman, sondern auch durch die frühe Verfilmung mit Jean Marais. Die Insel ist reines Naturschutzgebiet. Einzige Bewohner in dieser üppigen Pflanzenwelt sind Reptilien und wilde Ziegen.

Nicht weit entfernt befindet sich Gorgona, Italiens letzte Gefängnisinsel und die Insel Giglia. Sie soll so schön sein, zumal deren Weinterrassen zum Weltkulturerbe gehören. Doch die Insel wird vorerst durch das Unglück der „Costa Concordia“ in trauriger Erinnerung bleiben.

Doch Zurück zu Elba. Es lohnt sich einen Mietwagen zu nehmen. Ausflüge bieten sich geradezu an, weil die Landschaft von schroffen Felsen bis zur lieblichen Weingegend sehr unterschiedlich geprägt ist und weil es so viele, hübsche Orte zu sehen gibt. Allerdings: Hupen ist hier verboten.

In der kleinen Inselhauptstadt Portoferraio legen täglich mehrmals Fähren an. Die blumengeschmückten Häuser, die engen Gassen und die beeindruckenden Befestigungsanlagen aus napoleanischer Zeit sollte man gesehen haben. Abgesehen davon, gibt es hier gute Einkaufsmöglichkeiten und eine abwechslungsreiche Gastronomie.

Fehlen sollte auch nicht der Abstecher in das Bilderbuch- Dorf Marciana. Bevor man nach Marciana Marina hinab steigt, genießt man hier einen tollen Panoramablick. Im Städtchen, dessen Zierde die mittelalterlichen Torbögen sind, findet man pralles Leben. Auch hier gibt es Fährverkehr und am Stadtrand Fenicia – einer der schönsten Strände auf Elba. Wer etwas besonderes für Daheim sucht, wird eine Manufaktur aufsuchen, in der Parfüm aus heimischen Kräutern hergestellt wird. Auch die Cashmere Produktion hat hier Tradition. Früher gab es deswegen zahlreiche Schafherden auf der Insel. Heute sind es noch 30 Schafe mit einem Schäfer. Die Wolle wird inzwischen importiert.

Doch das eigentliche Highlight auf Elba in diesem ist Jahr das 200- jährige Jubiläum Napoleons. Und das wird gefeiert. Der Kaiser wurde 1814 nach seiner Abdankung mit dem Fürstentum Elba entschädigt. Es glich einer Verbannung. Napoleon blieb nur 10 Monate, um danach mit 1000 Soldaten zu fliehen. Doch während dieser kurzen Zeit brachte er viele Projekte auf den Weg. Straßen und Krankenhäuser wurden gebaut, Sümpfe wurden trocken gelegt, die Landwirtschaft wurde reformiert und es gab die ersten öffentlichen Toiletten.

Für all diese Vorhaben, die auch umgesetzt wurden, wird Bonaparte noch heute verehrt. Zwei Residenzen standen ihm zur Verfügung. Die Villa Mulini ist bei den Festungen von Portoferrario zu finden. Das Landhaus San Martino liegt etwas östlich der Inselhauptstadt. Zahlreiche Erinnerungsstücke sind hier im angrenzenden Museum bewahrt.

Den Weg zur Villa machten sich Einheimische zunutze. Unter anderem haben sich hier Souvenirstände und Maler etabliert. Der „Star ist die 76-jährige Nonna Adua Marinari, an der niemand so schnell vorbei kommt. In und vor ihrer Bretterbude verkauft sie verschiedene Bücher mit etwa 300 verschiedenen Kochrezepten. Das Buch, auch in deutscher Sprache erhältlich, für 10 Euro. Sie ist die Großmutter von sechs Enkelkindern, führte eine unglückliche Ehe und hatte kein leichtes Leben. Dafür ist sie in ihrer Geschäftstüchtigkeit kaum zu schlagen. Mit blitzenden Augen verkündet sie stolz, dass schon Mick Jagger, Naomi Campell und die Königin von Jordanien ihre Rezepte erworben haben.

Hinter der einheimischen Küche verbergen sich manchmal recht eigenartige Bezeichnungen. „Gefüllte Tauben“ mag ja noch harmlos klingen. Aber wie schmeckt wohl „besoffener Kuchen“, oder „ertrunkene Kraken mit Kartoffeln?“ Was bedeutet „im Ei ertrunkene Artischocken?“ Großmutter Adua wird es wissen.

Reiseinfos:
ANREISE:
Direktflüge beispielsweise mit easyjet von Berlin nach Pisa ab ca. ab 85 Euro Minibus Shuttle Service von Pisa zum Hafen Piombino. Von dort Fährverkehr nach Elba.(Pisa-Elba ca. 3 Std.) booking@elba-shuttle.it, Tel: 0039 3342513647

UNTERKUNFT:
Beispielsweise Boutique Hotel Ilio in St. Andrea ab ca. 91 Euro pro Person mit Halbpension. Www.hotelilio.com, Tel: 0039 0565908018 oder Hotel Marinella in Marciana Marina ab ca. 70 Euro mit Frühstück. Www.elbahotelmarinella.it, Tel: 0039 056599018

INFORMATIONEN:
www.enit.de Tel: 069 237434, www.elba.org

(Text & Fotos: © Elke Petra Thonke)

 

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