Handwerk in Berlin: Gute Chancen für Fachkräfte

Auch Berlin kämpft zunehmend mit einem Fachkräftemangel: Branchenübergreifend suchen Betriebe Nachwuchs – ob in Pflegeberufen, in der Logistik oder im Handwerk.

Dabei können sich gerade Handwerksbetriebe in jüngster Zeit kaum vor Aufträgen retten: Überall in der Hauptstadt wird gebaut, saniert, renoviert. Wie viele Stellen sind wirklich frei? Welche Chancen bieten sich Fachkräften in der Hauptstadt? Und warum finden Handwerksbetriebe trotz der guten Auftragslage immer weniger Auszubildende?

Handwerker händeringend gesucht

Dass es in Berlin an Handwerkern mangelt, weiß jeder, der schon einmal einen Fliesenleger oder Klempner für das Bad, einen Maler fürs Wohnzimmer oder einen Dachdecker für dringende Schäden am Dach gesucht hat. Die Wartezeiten sind lang, die Betriebe kommen bei der Bearbeitung nicht hinterher. Problematisch ist vor allem, dass der Nachwuchs ausbleibt. Offenbar haben Ausbildungen ein Image-Problem: Erst kürzlich berichtete der Tagesspiegel, dass in der Hauptstadt noch über 7.500 Ausbildungsplätze nicht besetzt sind.

Besonders schwer haben es laut des Berichts Betriebe im Bauwesen: 82 Prozent der Berliner Unternehmen in dieser Branche schaffen es nicht mehr, all ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Die Gründe sind vielfältig: Viele junge Menschen schrecke die hohe körperliche Belastung ab, vermutet ein Experte der Berliner Industrie- und Handelskammer gegenüber dem Tagesspiegel. Zudem zeige sich der Akademisierungstrend der letzten Jahre immer deutlicher, so der Bericht. Abitur und dann studieren, heißt heute oftmals die Devise.

Als besonderes Berliner Problem sieht der Tagesspiegel, dass die ortsansässigen Betriebe häufig klein oder mittelgroß und dementsprechend wenig bekannt sind und bei vielen potenziellen Auszubildenden unter dem Radar bleiben. Doch selbst wenn ein Lehrling gefunden wird, ist die Chance hoch, dass er wieder abspringt: Fast jeder zweite Berliner Auszubildende im Handwerk bricht laut Bericht seine Lehre vor Abschluss ab.

Problem besteht bundesweit

Doch nicht nur in Berlin, sondern auch im restlichen Bundesgebiet werden Handwerker verstärkt gesucht: So heißt es bei der Berliner Morgenpost, dass im ersten Halbjahr 2018 bundesweit 680.770 Stellen für Handwerker ausgeschrieben waren – 12 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Chancen auf einen Arbeitsplatz stehen für Handwerker also gut. Damit der Nachwuchs dem Arbeitsfeld jedoch langfristig treu bleibt, müssen auch die Betriebe reagieren und aktiv werden.

Wie Handwerksbetriebe und Auszubildende zueinanderfinden

In Oldenburg zum Beispiel funktioniert das gut. Dort wurden im ersten Halbjahr 8,2 Prozent mehr Ausbildungsverträge geschlossen als im Vorjahreszeitraum. Heiko Henke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Oldenburg, sieht den Grund in einer erfolgreichen Image-Kampagne, rät Betrieben aber auch, aktiv auf Jugendliche zuzugehen. Ebenso wichtig sei es, mit der Zeit zu gehen: „Das beginnt schon damit, auch eine Online-Bewerbung zuzulassen“, erklärt Henke im Interview mit der Nordwest-Zeitung Online. Immerhin leben wir in einer gänzlich digitalisierten Welt, die auch vor dem Handwerk nicht Halt macht: Inzwischen kaufen Betriebe ihre Werkzeuge online bei spezialisierten Anbietern, Arbeitnehmer bewegen sich auch im Beruf ganz selbstverständlich im Netz und Fachkräfte und Auszubildende informieren sich online über potenzielle Arbeitgeber.

Daher sollten auch Betriebe sich das Internet mehr zunutze machen: Es könnte die Chancen erheblich verbessern, Auszubildende und Betriebe zusammenzubringen. Immerhin stehen den über 7.500 freien Lehrstellen in Berlin laut Tagesspiegel mehr als 9.100 Bewerber gegenüber, die noch keine passende Stelle gefunden haben.

 

Artikelfoto: Flickr Handwerk – gefällt mir Maik Meid CC BY-SA 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten

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