Die besten Modetrends und Styling-Tipps vom Profi

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Anders als noch vor 20 Jahren vereinen medizinische Kompressionsstrümpfe heute Ästhetik und Funktionalität! Die Hersteller bieten eine ungeheure Vielfalt an Farben, Mustern, Varianten und Ausführungen für eine modische, abwechslungsreiche und patientenindividuelle Therapie. Medizinische Kompressionsstrümpfe bestehen mittlerweile aus innovativen, elastischen und atmungsaktiven Materialien – sie sind optisch von Feinstrümpfen kaum mehr zu unterscheiden. Und dennoch stehen Patientinnen und Patienten, die an einer Venen- oder Ödem-Erkrankung leiden, oft vor derselben Frage: Wie style ich meine Outfits mit medizinischer Kompression? Gabriella Opitz arbeitet seit über zehn Jahren eng mit dem Medizinprodukte-Hersteller medi zusammen und stattet jährlich die Models der mediven Design-Kampagne aus. Im Interview verrät sie ihre essenziellen Styling-Tipps und wie variabel die neuen Trendfarben Lichtblau und Rostrot von medi kombiniert werden können.

Liebe Frau Opitz, Sie übernehmen jedes Jahr das Styling der Design-Kampagne von medi. Was war 2024 Ihre Inspiration, nachdem Sie die neuen Trendfarben Lichtblau und Rostrot gesehen haben?

„Mir kam sofort die Chloé Herbst / Winter 2024 Kollektion von Kreativdesignerin Chemena Kamali in den Sinn. Chiffonkleider mit Rüschen im Boho-Stil, romantische Blusen und Röcke, teilweise transparent oder aus Spitze gefertigt. Fließende, anmutige Silhouetten und eine Palette zarter Bleu-Töne, pudriger Nuancen und rostroter Farben. Die Outfits vermitteln eine ungeheure Leichtigkeit, Bewegung und Emotion – sie stehen für eine intuitive Art, sich zu kleiden, und für Frauen, die stark, schön und frei sind. Und genau diesen Look wollte ich in der neuen Design-Kampagne von medi verewigt sehen.“

Wie haben Sie die verschiedenen Outfits der Kampagne zusammengestellt?

„Da ich eher fließende Stoffe und weiche Formen wollte, wusste ich schnell, bei welchen Marken ich fündig werde. Ich habe mich dann intensiv mit den Kampagnen-Verantwortlichen bei medi ausgetauscht und ihnen meine Vision sowie mögliche Outfits gezeigt. Wir wollten die Essenz der Marke medi beibehalten, aber etwas Neues erschaffen, das überrascht und begeistert – eine neue Handschrift und Ästhetik kreieren, die wir in den letzten Design-Kampagnen so nicht hatten.“

Die Models der Design-Kampagne sind echte Venen- und Ödem-Patienten – worauf mussten Sie bei der Auswahl der Kleidungsstücke achten?

„Die Herausforderung ist, sensibel mit dem Krankheitsbild umzugehen und beispielsweise keine Outfits zu wählen, die zu eng sind, einschneiden oder bei denen das Material sehr hart und unnachgiebig ist. Deshalb wähle ich in der Regel eher Teile, die weiter und in der Formgebung schmeichelnder sind. Aber manche Betroffene, zum Beispiel Caroline Sprott, sind selbstbewusst und mögen enge Oberteile, Röcke und Jeans. Auch Esther Beltrán mit ihrem Lymphödem am linken Arm ist modisch gesehen kaum eingeschränkt in der Auswahl ihrer Kleidungsstücke. Es kommt immer darauf an, wonach den Models gerade ist. Bei Dominique Rogers fand ich super, wie aufgeschlossen und experimentierfreudig er war. Er hat sich auch in kurzen Hosen wohl gefühlt – das ist bei Männern mit Lymphödem noch eher selten. Er sah in allem toll aus und hat eine positive, freundliche Ausstrahlung – das erleichtert meine Arbeit sehr! Wichtig ist zudem, sich im Vorfeld des Shootings mit den Models auseinanderzusetzen, zu schauen, wie präsentieren sie sich auf Social Media, wie sind ihre Persönlichkeiten. Auch danach habe ich die Outfits ausgesucht.“

Fotografiert wurde die Kampagne im bekannten Gebäudekomplex La Muralla Roja im spanischen Calpe, 1973 entworfen von Architekt Ricardo Bofill. Wie haben Sie das Shooting der Design-Kampagne erlebt?

„Ich arbeite schon seit über zehn Jahren mit medi zusammen und es ist immer eine wahnsinnig angenehme Atmosphäre. Auch dieses Jahr war es wieder sehr familiär, das Team war eine geschlossene Einheit – das erlebe ich so selten. Es gibt nicht einen Verantwortlichen, sondern alle haben einen Anteil an der Kampagne. Und trotzdem ist es ein respektvoller, kluger Austausch. Das finde ich beeindruckend und spricht für den medi Teamgeist. Das hat sich auch sofort auf die Models übertragen, die alle die Arbeit vor der Kamera nicht gewohnt waren. Aber sie haben sich gut aufgehoben gefühlt und sich perfekt präsentiert – sie haben teilweise gepost wie Supermodels. Und das auch an langen Tagen. Aber die Arbeit an einer gemeinsamen Sache hat dem gesamten Team so viel positive Energie gegeben. Manche Outfits haben wir kurzerhand noch umgenäht und beispielsweise einen glitzernden, rostroten Overall in einen Jumpsuit mit kurzen Beinen verwandelt – um die medizinische Beinkompression zu betonen.“

Ihr Ehemann ist Fotograf und hat das Shooting in Calpe mit der Kamera begleitet. Erleichtert das Ihre Arbeit?

„Wir passen stilistisch optimal zusammen. Sein Blick durch die Kamera ist noch einmal ein anderer und oftmals sieht er kleine Details, die wir am Outfit ändern müssen – die aber den Look und die Fotos enorm verbessern. Mich darauf einzulassen und dies nicht persönlich zu nehmen, musste ich anfangs lernen. Heute profitieren wir beide von unserer Zusammenarbeit sowie unserer gemeinsamen Leidenschaft und inspirieren uns gegenseitig. Aber wir arbeiten natürlich nicht bei all unseren Projekten zusammen.“

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf Stylistin gekommen?

„Mode hat in unserer Familie schon immer eine große Rolle gespielt. Meine Mutter war Couturier und hat aus Luxusstoffen von Marken wie Chanel, Dior oder Lacroix einzigartige Kleidungsstücke für ihre Kunden geschneidert. Und die Cousine meiner Mutter wohnte in Paris und kam bei Besuchen in Deutschland immer extrem gut gekleidet mit hochwertigen Materialien und tollen Farben – eben der typische French Chic mit einer Mischung aus Zeitlosigkeit, Eleganz und einem Hauch Lässigkeit. Ich denke, das Faible für Mode, schönem Interieur und Ästhetik ist mir in die Wiege gelegt. Schon als Kind habe ich meinen Puppen neu drapierte Kleider angezogen oder mir im Theater vorgestellt, wie das Szenenbild verändert werden könnte. Deswegen war schnell klar, dass ich Modedesign studieren wollte. Nach meinem Studium habe ich beim DECO Magazin in München angefangen, wo ich als Stylistin gearbeitet und meine journalistische Ausbildung an der Bayerischen Akademie der Presse absolviert habe. Danach war ich als Redakteurin beim ELLE Magazin und ELLE Decoration. Vor über 15 Jahren habe ich mich selbstständig gemacht und arbeite seitdem als Stylistin sowie Interior Designerin und entwerfe Konzepte im Bereich Merchandising oder Showroom-Ausstattungen.“

Was kann Mode Ihrer Meinung nach bewirken?

„Mode kann jedem Menschen viel Selbstvertrauen geben. Richtig eingesetzt, können wir dadurch unsere Persönlichkeit und unseren individuellen Stil unterstreichen sowie für die Welt sichtbar machen. Mode ist ein Spiegelbild dessen, wer wir sind – oder sein möchten. Sie bietet uns eine Bühne, auf der wir unsere Geschichten erzählen können. Ohne Worte, aber mit enormer Wirkung. Gerade für Lip- oder Lymphödem-Betroffene kann Mode ein mächtiges Werkzeug sein, um das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl zu steigern. Fühlen wir uns in unserer Kleidung gut und attraktiv, strahlen wir diese Zufriedenheit auch nach außen aus – und können damit im Alltag Herausforderungen selbstbewusster begegnen.“

Lichtblau und Rostrot sind die neuen mediven Trendfarben – mit welchen Farben sind sie gut kombinierbar?

„Beide Farben sind total angesagt und lassen sich vielseitig kombinieren. Insbesondere für einen klassischen Sommer-Look passt Lichtblau optimal zu Weiß, Gold und Beige. Auch unterschiedliche Blautöne harmonieren fabelhaft. Vorsichtig wäre ich bei Rosé, da das insgesamt zu lieblich aussehen könnte – ein kräftiges Magenta hingegen funktioniert wiederum. Rostrot lässt sich ebenfalls gut mit Beige, Creme und Off-White kombinieren. Unterschiedliche Brauntöne wie Cognac oder Nougat lassen den Look herbstlich wirken und verleihen ihm einen 70-ies Touch. Außerdem finde ich Rostrot im Paar mit Salbeigrün, Senfgelb oder Navyblau klasse. Spannend könnte es sein, den Farbton monochrom zu tragen – hier würde ich allerdings auf knallige Töne wie Feuer- oder Tomatenrot verzichten und stattdessen auf Orange, Apricot oder vielleicht sogar Flieder setzen. Aber wie immer kommt es auf die Attitude an, mit der man sein Outfit trägt. Ich sage immer: Everything goes! Hauptsache niemand fühlt sich verkleidet.“

Meist sind Venenpatienten nicht ganz so experimentierfreudig wie Lip- oder Lymphödem-Betroffene – womit können sie Akzente setzen und modemutiger werden?

„Anders als bei einer Erkrankung wie Lip- und Lymphödem, mit der Betroffene dauerhaft leben müssen, sind Venenerkrankungen wie Thrombosen oder Krampfadern häufig temporär beziehungsweise können operativ behandelt werden. Insofern sind Venenpatienten in der Regel verhaltener, wenn es um das Styling ihrer medizinischen Versorgung geht. Viele wählen eher unauffällige hautfarbene Töne oder Schwarz. Aber auch hier kann ich nur raten, die Komfortzone zu verlassen und mit kleinen Änderungen viel zu bewirken. Einfach eine Culotte oder leicht hochgekrempelte Hose mit einem trendigen Sneaker – und die Rundstrickversorgung in Magenta blitzt ein wenig hervor. Dazu im Sommer eine luftige Bluse oder ein leicht croppiges Top in einem Pinkton – und man ist modisch gesehen ein echter Hingucker! Niemand wird auf der Straße erkennen, dass man eine medizinische Versorgung trägt. Das ist übrigens auch ein guter Tipp für männliche Patienten, die ebenfalls häufiger mit ihrer Versorgung hadern.“

Viele Patienten empfinden ihre Beine als „Problemzone“ – womit können sie kaschiert werden?

„Wer von etwas dickeren Beinen ablenken möchte, sollte den Blick auf den Oberkörper lenken und dort einen kräftigen Farbakzent setzen oder ein Oberteil wählen mit Muster, Rüschen oder Spitze. Auch Paperbag-Hosen mit einem hohen Bund und Gürtel sind perfekt, da sie die Taille betonen und vom Unterkörper ablenken. Zudem sind weitschwingende Röcke in A-Linie super, da sie die Beinform außer Acht lassen und eine vorteilhafte Silhouette zaubern. Bei Lymph- oder Lipödem am Arm kann mit einem auffälligen Schuh gearbeitet werden, der den Blick auf sich zieht. Perfekt und leicht kaschierend sind bei wärmeren Temperaturen auch Kimono- oder Fledermausärmel. Betroffene können zudem auffälligen Schmuck oder Accessoires wie Taschen tragen.“

Mit Wild gibt es ab September ein neues mediven Muster für alle Flachstrickversorgungen – wie kann das am besten kombiniert werden?

„Das Leoparden-Muster ist gerade wieder ungeheuer angesagt und feiert ein grandioses Comeback. Wer auffallen möchte, sollte zu seiner medizinischen Kompression Leo großflächig tragen, zum Beispiel in Kombi mit einem coolen Blouson oder einer Bluse. Auch eine Leo-Tasche kann den Look adeln. Animal Prints sind für mich zeitlose Klassiker: Sie können einerseits sophisticated aussehen mit einem schwarzen Rollkragenpullover, Rock und hohen Stiefeln – die medizinische Kompression steht dann im Mittelpunkt. Andererseits edgy in Kombination mit oversized Klamotten, Ballerinas oder Loafern und mit Rottönen. Als Büro-Look geht das Muster Wild gut mit einer weißen Bluse, schwarzem Blazer und einer dunklen Stoffhose oder einem Kleid plus Blazer.“

Was ist Ihr ultimativer Tipp für Venen- und Ödem-Patienten?

„Seid mutig! Traut euch und lasst euch von eurer medizinischen Kompression nicht einschränken! Tragt das, wozu ihr Lust habt – und wenn es eine Hotpants ist bei einem Bein-Ödem, dann macht das! Bleibt euch treu und wählt Kleidung, die eure Persönlichkeit, euren Geschmack und eure Werte widerspiegelt! Niemand hat das Recht, mit dem Finger auf euch zu zeigen oder sich eine Meinung anzueignen. Tragt euren Look mit Begeisterung und steht dazu! Denn Mode sollte Spaß machen, im besten Fall ein Statement setzen und ganz wichtig: Stil ist immer eine sehr individuelle Sache. Ich finde es wahnsinnig inspirierend, wie die mediven Testimonials exakt diesen Spirit transportieren und leben – wie positiv, stark und selbstbewusst sie sind. Natürlich gibt es auch Momente, in denen es ihnen schlechter geht und in dem sie sich und ihren Köper etwas kritischer betrachten. Aber das hat jeder andere Mensch auch! Wir alle müssen uns erlauben, uns, unseren Körper und unser Leben zu lieben.“

Liebe Frau Opitz, herzlichen Dank für das Interview und Ihre inspirierenden Tipps!

Surftipps:

www.medi.de/fachhandel

www.medi.de/produkte/highlights/vielfalt-oedemtherapie/

www.medi.de/produkte/highlights/vielfalt-venentherapie/

www.medi.de/produkte/kompressionsstruempfe/extras/farben/

www.medi.de/diagnose-therapie/lipoedem/erfahrungen/modebloggerin-sprott/

www.medi.de/diagnose-therapie/lipoedem/erfahrungen/buchautorin-jana-craemer/

www.medi.de/diagnose-therapie/lymphoedem/erfahrungen/primaeres-lymphoedem-faccio/

www.medi.de/diagnose-therapie/lymphoedem/erfahrungen/primaeres-lymphoedem-jakob/

www.medi.de/diagnose-therapie/thrombose/erfahrungen-pille-john/

www.medi.de/diagnose-therapie/lipoedem/erfahrungen/lipoedem-triathlon-reins/

medi-Design-Kampage / Bild: Bernd Opitz

Bilder: Bernd Opitz

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