Berliner Freiheit über den Dächern: Das Hugos bereitet Generationenwechsel vor

An diesem Herbstabend weht ein Hauch von Neubeginn durch die 14. Etage des Hotels InterContinental in der Budapester Straße. Nach über zehn Jahren übergibt Sternekoch Eberhard Lange Anfang 2026 die Leitung des traditionsreichen Gourmetrestaurants Hugos an seinen bisherigen Souschef Johannes Gehrich. Es ist kein abruptes Ende, sondern eine Übergabe auf Augenhöhe – bis Januar 2026 arbeiten beide Seite an Seite, um den Charakter des Hauses zu wahren und zugleich neue Impulse zu setzen.

Lange, der das Hugos seit 2015 als Küchenchef prägte und ihm Jahr für Jahr den Michelin-Stern sicherte, verabschiedet sich auf ärztlichen Rat vorerst von der aktiven Küche. Heute steht er mit Gehrich noch einmal an improvisierten Pass im Restaurant und arrangieren zahlreiche Bestandteile der beiden Gerichte, die für die Berliner Gastrojournalisten zubereitet werden. Vom scheidenden Lange kommen Rindsfiletscheiben an jahreszeitlichem Schwarzwurzelgemüse mit Schäumchen aus Hokkaido-Kürbis, bekrönt mit einigen Hieben Périgord-Trüffel, fermentiertem Pfeffer und dem Schalenabrieb einer Zitrone der faszinierenden Sorte Buddha’s Hand.

Gehrich, 35 Jahre alt, kennt jede Ecke der Küche. Er kam 2016 als junger Koch ins Team, nachdem Lange ihn in Amsterdam entdeckt hatte – „ohne Probearbeiten, einfach aus Vertrauen“. In den Jahren danach entwickelten beide zusammen ihre Menüs, die Berliner Exzellenz mit einem Hauch Ungezwungenheit kombinierten.

Im persönlichen Gespräch mit Gehrich merkt man sofort: Offenheit und Abenteuerlust hat er sich bewahrt. Er sprüht vor kulinarischen Ideen und Enthusiasmus, als er einige Journalisten in seiner Wirkungsstätte herumführt. „Die Küche hier oben steht für höchste Qualität, aber sie soll zugleich nahbar bleiben!“ Auf die Frage nach der Küchenrichtung will er sich nicht festlegen: „Ich nenne meinen Stil Berliner Freiheit – weil er sich traut, elegant und bodenständig zugleich zu sein.“ Bodenständigkeit im 14. Stock des Interconti bedeutet allerdings, dass das kleinste Menü, viergängig, 150 Euro pro Person kostet, Weinbegleitung extra. Seine Küche ist ein Bekenntnis zur Hauptstadt, zu Offenheit und zu Mut und findet sich auch in dem Gericht wider, das er an diesem Abend persönlich anrichtet: Schneekrabbe und Imperial-Kaviar auf Staudensellerie-Vinaigrette mit Mairübe, Yuzu, Apfel und Blüten.

Der Nachtisch kam von Haus-Pâtissière Lisa Schröder, die kunstvoll Törtchen, Sorbet, Kalmansi-Frucht und weitere mysteriöse Ingredienzien auf einem Lorbeerölspiegel schichtete.

Auch in der gehrichschen Zukunft wird ein gelungenes Dinner sich häufig in der vorgelagerten Bar enden, aus der man auf Augenhöhe den leuchtenden Hochhäusern rings um den dunklen Zoologischen Garten zuprosten kann. Großstadt-… Weltstadtgefühle. Dit is auch Berlin.

Next Level Chef Johannes Gerich beim Anrichten der Schneekrabben.
Entré und Bar des Hugos im Interconti Hotel Berlin, Budapester Straße.
Sebastian Germershausen, seit 2022 General Manager im Interconti im Gespräch mit Oliver Numrich. Foto: ©pegü

Titelbild: ©pegü / Bilder: ©O. Numrich

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