„Nicht ohne meine Mutter“ ist die Aufarbeitung Meral Al-Mer‘s Vergangeheit Sie ist durch die Hölle gegangen und hat sich schließlich befreit. Dazu gehört auch ihre Entscheidung, ihre Geschichte öffentlich zu machen. Meral Al-Mer erzählt von ihrem Martyrium, ihrem Widerstand und der Suche nach ihrer totgesagten Mutter. Zwischen den Passagen aus ihrem Buch präsentiert Al-Mer Lieder, die sie während des Schreibens komponierte.
Dass Meral Al-Mer von ihrem Vater jahrelang sadistisch gequält wurde, sieht der selbstbewussten Journalistin, Autorin und Musikerin heute niemand an. Ihre Beschreibungen sind so haarsträubend, dass sie Stoff für einen Psychothriller hergeben, die Begegnung mit ihrer Mutter haben den Klang einer Liebesgeschichte.
Was bringt einen Vater dazu, seine Tochter so zu quälen? Liegt es an der Herkunft des Vaters wie der Verlag es nahelegt, weil dort die Männer herrschten „ stolze, auch kluge Männer … häufig brutal, ohne Respekt vor dem Körper der Frauen. Und ohne Angst davor, dass sie sich wehren könnten“?
Laut der im Juni dieses Jahres veröffentlichen Gewaltstatistik sterben in Deutschland jeden Tag drei Kinder infolge von Gewalt, darunter 16 wegen Mordes und 28 wegen Totschlags. „Gewalt gegen Kinder ist in Deutschland ein Alltagsphänomen“, bilanzierte die Pädagogik-Professorin Kathinka Beckmann von der Fachhochschule Koblenz. Ähnliche Gewalterfahrungen machen Frauen. Jede vierte Frau in Deutschland ist laut einer repräsentativen Studie des Bundesministeriums für Familien Senioren und Frauen von 2004 mindestens einmal Opfer von Gewalt durch den Beziehungspartner geworden. Die Herkunft ist offenbar kein Indiz, schon eher das Stillschweigen. Das Umfeld schaute auch in Al-Mers Fall weg. Hinzu kommt die eigene Scham. „Die seelischen Wunden und die Demütigung sind oft schlimmer als alle Schläge“, sagt Al-Mer. Das sei auch der Grund, erklärt sie, warum so viele Opfer ihre Peiniger decken.
Parallel zum Buch hat Al-Mer Songs geschrieben, den Soundtrack zu ihrer Reise. Entstanden sind gefühlvolle, deutschsprachige Songs voll von Fernweh nach einem zu Hause, Momente zwischen Abschied und Aufbruch, aber immer mit so viel Leichtigkeit. „Musik zum Aufatmen“, sagt Al-Mer. Sie wird von Samuel Halscheidt auf der Gitarre begleitet.
„Nicht ohne meine Mutter“, Lesung und Musik mit Meral Al-Mer | Zeit: Donnerstag, 08.09.2016, 19 Uhr
Ort: Stadtschloss Treff, Rostocker Str. 32 b, 10553 Berlin | Eintritt frei, Spenden sind erwünscht
Dieser Inhalt ist nur für registrierte Nutzer sichtbar. Wenn Sie sich bereits registriert haben, melden Sie sich bitte an. Neue Nutzer können sich weiter unten registrieren.