SEZ bald Geschichte?

SEZ Berlin

Investor will das Spaßbad abreißen, Politik hat versagt! Viele Berliner verbinden schöne Erinnerungen mit dem SEZ an der Landsberger Allee: So manch einer hat dort schwimmen gelernt, ist mit seiner ersten Liebe übers Eis geschlittert oder hatte tolle Nachmittage mit Freunden und Familie.

Von Lisa Steiner

Das ist zwar schon länger Geschichte, denn das einstige Vorzeigefreizeitzentrum der DDR vergammelt seit mehr als 20 Jahren vor sich hin. Doch wenn das SEZ nun tatsächlich – so der Plan des Investors Rainer Löhnitz – abgerissen wird, dann gibt es kein zurück mehr. Ob eine Renovierung überhaupt noch sinnvoll wäre, ist unklar. Klar hingegen: Die Chronologie der politischen Handhabe vor und nach der Privatisierung des Spaßbades zeichnet ein Bild des Versagens.

Es wäre zwar einfach, Löhnitz alleine zum Buh-Mann zu machen. Der öffentliche politische Vorwurf: Schließlich habe er beim Kauf (2003, zum Preis von EINEM symbolischen Euro) zugesagt, zu investieren und das Bad wieder zu eröffnen. Getan hat er es nicht. Was die Politik allerdings nicht dazusagt: Offensichtlich hat die Stadt die Verträge wieder mal nicht wasserdicht formuliert. Sonst hätten Gerichte längst entscheiden können, dass der Kaufvertrag rückabgewickelt werden müsste. Haben sie aber nicht.

Ebensowenig, wie sich die Stadt in den Jahren vor dem Verkauf darum bemüht hat, das SEZ selbst in Stand zu setzen. Die schon Anfang der 1990er überfällige Sanierung wurde niemals angegangen. Zu teuer für das Nachwende-Berlin, das ja bekanntlich pleite war. So musste man das Freizeitzentrum 2001 auch gänzlich schließen.

Dann passierte zwei Jahre nichts. 2003 kam schließlich der Investor – und mit ihm der neue Ärger. Die Vorwürfe, dass er das Gebäude absichtlich verfallen lässt, um aus dem Grundstück – und dessen Nachnutzung (Wohnungen!) Profit zu schlagen, weist der Leipziger seit Jahren medial vehement zurück.

Trotzdem will er das SEZ jetzt abreißen. Wirklich tun kann die Politik dagegen wenig. Denn auch diesbezüglich scheinen die seinerzeit zwischen Stadt und Investor geschlossenen Verträge nicht gut formuliert. So ist es seit Jahren rechtlich strittig, ob der neue SEZ-Eigentümer sich beim Kauf verpflichtet hat, das Gebäude zu erhalten, oder ob er es auch abreißen darf, solange er ein neues Freizeitzentrum hinbaut.

Genau hier setzt der Bezirk jetzt eine Art „politischer Notbremse“ an: Wenn man schon den Abriss nicht verbieten kann, will man die Fläche so umwidmen, die neuen Baupläne des Investors unmöglich werden.

Ganz durchdacht wirkt diese Lösung allerdings auch nicht. Denn was für die Bürger bleibt ist: kein Freizeitzentrum.

Erinnerungen hin oder her, ein geschlossenes, vergammeltes SEZ ist schlecht. Ein neues Bad, das nicht gebaut wird, weil Politik und Investor seit 20 Jahren Kleinkrieg führen, ist auch schlecht.

Bleibt zu hoffen, dass – vielleicht in der besinnlichen Weihnachtszeit – irgendwoher eine leise Stimme der Vernunft alle Parteien an den Verhandlungstisch ruft. Damit auch in Zukunft schöne Erinnerungen an der Landsberger Allee 71 entstehen können.

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