Reden wir mal Tacheles – Großes Geld statt aufmüpfiger Kleinkunst

Kunsthaus Tacheles in der Oranienburger Straße Foto: Wikipedia | (USER) - De-okin (talk) ( CC - BY-SA 3.0 - http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Ein internationaler Finanzinvestor hat es getan: Er hat das Tacheles gekauft. Damit geht nach zwei Jahren im Dornröschenschlaf die wechselvolle Geschichte des Gebäudes an der Oranienburger Straße weiter.

Die Frage nach dem „Wie“ beantwortet der neue Eigentümer Perella Weinberg Partners, ein Investmenthaus mit Sitzen unter anderem in New York, London und Dubai, vorerst vorsichtig. Es werde auf jeden Fall auch weiterhin öffentlich zugängliche, kulturelle Nutzung geben. Aber auch Wohnungen, Geschäfte und ein Hotel sollen entstehen.

Die Antwort nach der geplanten oder maximalen Gesamtinvestitionssumme bleibt man schuldig. Wohl bewusst. Der vorige Eigentümer, die Jagdfeld-Gruppe (besitzt auch das Adlon), hatte sich mit dem Tacheles verkalkuliert. Jagdfeld hatte die ehemalige Kaufhausruine 1998 erworben, damals um 2,8 Millionen DM, und wollte eigentlich ein nobles Stadtquartier bauen. Doch man fand keine Investoren, verschuldete sich bei der HSH Nordbank. Die Schulden wurden nun angeblich getilgt. Perella Weinberg Partners soll den Komplex um 150 Millionen Euro erworben haben, wie Medien unter Berufung auf Insider berichten.

Klar ist: Die Ausgangslage 2014 unterscheidet sich massiv von jener 1998. Nicht nur, weil der neue Eigentümer keinen Kleinkrieg mit Künstlern führen „muss“. (Die Besetzer, denen das Haus auch seinen Namen und seine internationale Bekanntheit als Zentrum aufmüpfiger Kunst und Kultur verdankt, sind ja bereits 2012 per Zwangsräumung auf die Straße gesetzt worden.) Sondern auch, weil sich die Situation auf dem Immobilienmarkt im vergangenen Jahrzehnt massiv geändert hat: So ist ein Grundstück in der Lage des Tacheles jetzt ein „Filetstück“.

Gefundenes Fressen für Investoren, die sich auf genau jene spezialisiert haben. Der Tacheles-Käufer ist einer davon. Perella Weinberg Partners setzt in seiner Immobilien-Sparte auf alte, revitalisierungsbedürftige Bauten, manchmal ganze Stadtviertel. Dass man das nicht hauptsächlich aus Liebe zum Denkmalschutz macht, ist klar. Hier ist das ganz große Geld am Zug. Die Chefetage von Perella besteht teils aus hochrangigen Ex-Führungskräften der internationalen Top-Investmenthäuser Goldman Sachs und Morgan Stanley. Im Aufsichtsrat sitzt unter anderem der Chef der Nationalbank von Kuwait. Es ist also anzunehmen, dass sich an der Oranienstraße bald einiges tun wird. Und dass Perella Weinberg Parnters sein „Versprechen“, vorab das Gespräch mit der Poltik zu suchen, sicher hält. Denn die Investoren wittern gutes Geld in Berlin und werden daher auch bereit sein, einige – viele – Millionen in ihr Projekt reinzustecken. Wunsch-Starttermin für Bauarbeiten ist laut Firmensprecherin bereits 2016.

(Artikelfoto: Kunsthaus Tacheles in der Oranienburger Straße    Foto: Wikipedia | (USER) – De-okin (talk) ( CC – BY-SA 3.0 – http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

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