Was dem Landei sein Garten, ist dem Berliner sein Park: Erholungsraum, Spaziermeile, Hundeauslauf, Sportfläche und Picknick-Zone.
Wie eine aktuelle Studie ergeben hat, gehen wir Berliner im Schnitt 101 Mal pro Jahr in einen Park. Das ist weit häufiger als der nationale Durchschnitt (74 Parkbesuche pro Jahr). Allerdings ärgern wir uns dabei wohl auch häufiger als Parkbesucher anderer Orte. Den größten Ärger derzeit verursacht der Treptower Park. Er ist seit dem Frühjahr Baustelle statt Erholungs-raum. Unter dem Titel „Touristische Erschließung“ soll der einstige DDR-Prachtgarten wieder so strahlen wie früher. Allerdings scheinen die Bauarbeiten im Verzug. Und: Die Hauptprobleme vieler Berliner bei der Parknutzung wurden beim Sanierungskonzept offenbar ignoriert.
Ganz „normal“ in Berliner Parks: Vielerorts fehlen Mülleimer, (benutzbare) öffentliche Toiletten und Weg-beleuchtung – zu diesem Ergebnis kommt auch die bereits erwähnte Studie. Jeweils knapp ein Fünftel der befragten Berliner sah Müll und fehlende Klos als Hauptprobleme an, 15 Prozent bemängelten die fehlende Beleuchtung. So weit, so bekannt – kann man also bei einer teuren Park-Renovierung beheben, würde man denken. Doch gelernte Berliner wissen es besser. Ein Blick auf das Baukonzept des Treptower Parks zeigt: Mehr Licht für die Wege ist nicht vorgesehen. Auch Toiletten wurden eher spärlich geplant – einmal nahe der Bootsanlegestellen und einmal beim Spielplatz. Im diesjährigen Sommer dürften die Planungsmängel aber wohl niemandem so recht auffallen, denn der Park ist ohnedies kaum nutzbar. Just in der Hauptsaison für sommerliche Städtetouristen hat man die „touristische Erschließung“ angesetzt. Im Klartext: Der Park ist seit Mai und höchstwahrscheinlich noch bis September oder gar Oktober großteils gesperrt. Bauzäune säumen statt Blumen die Wiesen, Wege und Ufer. Zur Belustigung der Parkbesucher werden die Absperrungen auch alle paar Tage in ihrer Position versetzt. War Ende Mai das Spreeufer zwischen dem Ende des Hafens und dem Zugang zur Insel der Jugend nicht erreichbar, so läuft man (Stand vorletzte Juli-Woche) jetzt direkt vom S-Bahn-Ausgang in den Zaun.
Dass die Arbeiten jetzt schon nicht ganz im Plan sind, zeigt der letzte verfügbare „Sachstandsbericht“ des Bezirksamtes Treptow-Köpenick vom 18.6.2015. Wege und andere Baumaßnahmen, deren Fertigstellung darin Ende Juni in Aussicht gestellt wird, sind bis jetzt (Mitte/Ende Juli) nicht fertig. Auch Vermerke wie „zur Zeit erneut intensive Abstimmungen durch Landesdenkmalamt gefordert“ lassen nicht unbedingt auf einen raschen Fortgang der Arbeiten schließen. Was soll man dazu also noch sagen, außer:
Ditt is Berlin … Berlin kann vieles – außer Großbaustellen.
(Artikelfoto: In Berlin wird überall gebaut – Foto: www.fotolia.com |artusius – )
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