Ist Berlin – reif für noch mehr Kaufrausch?

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Berlin im Kaufrausch

Ist Berlin – reif für noch mehr Kaufrausch? – Oder: Wie viele Einkaufstempel (ver)trägt die Stadt

Noch im Frühjahr soll die Stadt um ein Shoppingcenter „reicher“ sein. Am Leipziger Platz ist die „Mall of Berlin“ am Fertigwerden. Den genauen Eröffnungstermin verraten die Investoren nicht. Ob das ein Marketingschachzug ist oder man einfach nicht abschätzen kann, ob die Bauarbeiten im Plan liegen, bleibt ein Rätsel. Spannend ist auch, ob Berlin überhaupt noch ein Einkaufszentrum verträgt … und wie sich das auf die Konkurrenz (Alexa, Ku’damm, Steglitz …) auswirkt – eine Betrachtung von Lisa Steiner.

Jetzt ist es also tatsächlich bald so weit. Auf Facebook und auf der Homepage postet die Marketingabteilung der  „Mall of Berlin“ peu à peu, welche internationalen Marken bald die Kundenströme zum Leipziger Platz locken sollen – unter anderem Armani Jeans, Karl Lagerfeld, Sportalm, Peek&Cloppenburg, Hollister und die Fitnesskette „Harder is Better“. Trotzdem: Für die meisten Berliner ist der Kiez, in dem der neue Kauftempel entsteht, eine Art Niemandsland.

Wenn nicht gerade Berlinale ist, fährt man tagsüber nur zum Potsdamer Platz, um umzusteigen. Und abends ist die Gegend um besagten Platz ist so leer wie die Hauptstraße im Western zu High Noon.Wer sich die dazu passenden schießwütigen Helden doch in einem der dort gelegenen Großkinos ansieht, der fährt nachher sicher in einen anderen Kiez, um noch was zu trinken.

Da drängt sich natürlich schon ein klein wenig die Frage auf: Wie soll ein Shoppingcenter hier funktionieren? Was wird die „Mall of Berlin“ haben, was andere nicht haben? Es muss ja (zumindest) einen guten Grund geben, wieso die Investoren felsenfest daran glauben, damit Gewinn zu machen. Wenn dem dann tatsächlich so sein sollte, was heißt das für die Platzhirschen am Einkaufscenter-Himmel von Berlin?

Nur zehn U-Bahn-Minuten entfernt liegt das Alexa, eines – trotz der umstrittenen Optik – der beliebtesten Einkaufszentren der Stadt. Allein die Lage direkt am Alexanderplatz, einst das Zentrum des Ostens, und die dem Berliner eigene „kenn ick, mag ick“-Mentalität machen es schwer vorstellbar, dass ein Shoppingcenter mit englischem Namen dem Alexa gar so viele Kunden wegnehmen wird.

Dasselbe gilt eigentlich für Steglitz. Die mittlerweile zur Einkaufszentrenmeile mutierte Schlossstraße ist gefühlsmäßig einfach zu weit weg von allem anderen – und somit auch von der neuen „Mall“ – als dass eine großartige Verdrängung möglich scheint. Und auch die Gropius Passagen … schwer zu glauben, dass sie ihr Stammpublikum an den Leipziger Platz verlieren.

Und der Ku’damm? Irgendwie hat man das Gefühl, dass der allein aufgrund des Touristenaufkommens und seiner Geschichte sowieso immer eines der Hauptzentren der Stadt bleiben wird. Außerdem erfährt (bzw. erfuhr) auch das ehemalige Einkaufsparadies des Westens derzeit eine massive Neubelebung: Statt Beate Uhse heißt es dort jetzt Waldorf Astoria und Zoopalast – und bald auch „Bikini Berlin“ – ein neues, hippes Center, das mehr als Einkaufszentrum sein will, und am 3. April seine Tore öffnet.

Wenn aber niemand nicht mehr in sein Lieblingseinkaufsparadies geht, wer shoppt dann bald in der „Mall of Berlin“? Touristen? Oder kaufen die Berliner dann einfach öfter und mehr ein? Mehr verdienen werden sie jedenfalls nicht – das zeigt der Blick auf die wirtschaftliche Lage der Stadt, die Arbeitslosenzahlen und das in der Hauptstadt übliche Job-Preis-Dumping (billiger als hier arbeitet kaum jemand in Deutschland).

Ob die „Mall of Berlin“ so das „neue Herz der Stadt“ (unter diesem Slogan werben die Betreiber im Internet) wird oder dann doch bald einen Herzschrittmacher braucht? Wie auch immer, ansehen wird sich der ein oder andere Berliner den neuen Einkaufstempel bestimmt.

(Artikelfoto: © Alexandra Gnatush – Fotolia.com)

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