Berliner Glücksspielszene erneut im Visier des LKA

Vorgehen gegen kriminelle Clans in Berlin. CC0 via pixabay.com
Vorgehen gegen kriminelle Clans in Berlin. CC0 via pixabay.com

Es waren Szenen, wie sie sich sonst nur in Kriminalfilmen abspielen. Einsatzfahrzeuge des SEK fahren vor und zahlreiche Beamte stürmen eine Spielhalle in der Karl-Marx-Straße in Neukölln. Bereits zum zweiten Mal in kurzer Folge kam es in Berlin zu einem Kontroll-Marathon von Spielhallen, Wettbüros und Kneipen.

Der Fünf-Punkte-Plan des Senats, der im November gegen die Bandenkriminalität ausgearbeitet wurde, wird rigoroser umgesetzt als zunächst gedacht. Die angekündigten Gewerbe- und Finanzkontrollen wurden im Laufe des Jahres massiv verschärft. In enger Zusammenarbeit mit Staatsanwaltschaft, Zoll, Finanz- und Bezirksämtern hat die Polizei berlinweit Razzien durchgeführt, um in erster Linie Geldwäsche über Scheingeschäfte und dubiose Bars zu verhindern. Der ganz große Wurf gelang allerdings noch nicht.

Spielhallen und Wettbüros im Fokus

Bei einigen Berliner Spielhallen und Wettbüros vermuten die Behörden schon seit Längerem Verbindungen zu kriminellen Clans und zum organisierten Verbrechen. Erst Ende April wurden in Spandau, Treptow-Köpenick und Wedding 27 Spielstätten und 76 Geldspiel- und Wettautomaten überprüft. Laut Polizei lag dabei die Beanstandungsquote bei 74 Prozent.

Jetzt waren am ersten Mai-Freitag wieder 180 Beamte bis Mitternacht im Einsatz. Der ganz große Wurf blieb ihnen allerdings versagt. Festgestellt wurden dennoch zahlreiche Verstöße gegen das Waffengesetz und das Betäubungsmittelgesetz. Die Polizei stellte eine große Zahl an Tabletten, einen Teleskopschlagstock und zwei Einhandmesser sicher. Auch einige Fälle von Verstößen gegen das Jugendschutz-, Nichtraucherschutz- und Gaststättengesetz sowie Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit wurden festgestellt.

Spielhallen haben mit Besucherschwund zu kämpfen

Ein Polizeieinsatz ist natürlich nicht gerade förderlich, um Besucher anzuziehen. Gerade Spielhallen haben in den letzten Jahren mit Besucherschwund zu kämpfen. Das liegt einerseits an den Restriktionen, die den Betreibern aufgrund des neuen Glücksspielstaatsvertrags auferlegt wurden, andererseits aber auch mit der großen Konkurrenz im Internet. Vergleichsplattformen haben zahlreiche Online Casinos im Test bewertet und sprechen für die Besten unter ihnen Empfehlungen aus. Von solchen Werbemaßnahmen können stationäre Spielhallen nicht profitieren. Zudem ist es für Spieler viel bequemer, von zu Hause aus zu spielen. Online Casinos sind rund um die Uhr geöffnet und haben teilweise bis zu 2.000 Casino Spiele im Angebot.

Knöllchen statt Haftbefehle

Ganz umsonst war der Polizeieinsatz jedoch nicht. In der näheren Umgebung der Lokale, Spielhallen und Wettbüros wurden gleichzeitig 226 Autos sowie mehrere Lastwagen und Motorräder begutachtet. Dabei kamen genug Knöllchen zusammen, sodass sich der Einsatz auch für die Staatskasse lohnte. Insgesamt wurden 324 Strafzettel wegen Falschparkens und ähnlicher Ordnungswidrigkeiten verteilt. Gegen zwei Fahrer wurde Strafanzeige wegen gefälschter Führerscheine erlassen. Sieben Fahrzeugführer müssen sich demnächst wegen Fahrens ohne Führerschein verantworten. Weitere 28 Fahrzeuge wiesen Mängel auf, die ebenfalls ein Bußgeld für die Besitzer zur Folge hatten. Die kontrollierten Personen kooperierten größtenteils mit den Behörden. Allerdings mussten einem Mann wegen Widerstands und Beleidigungen Handschellen angelegt werden. Bei ihm wurde ein Messer sichergestellt.

Trendwende im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität

Seit Jahresbeginn jagt eine Clan-Razzia die nächste. Mit dieser Politik will die Berliner Polizei nicht mehr länger nur Zuschauer bei den Machenschaften krimineller Großfamilien sein. Agieren statt reagieren scheint das Motto seit Anfang 2019 zu lauten. Die kriminelle Szene in Berlin ist dadurch so ziemlich in Bewegung gekommen. Die ständigen Razzien stören den reibungslosen Ablauf der Geschäfte. Die häufige Präsenz der Polizei wird auch von den Bürgern wohlwollend wahrgenommen. Auf der anderen Seite hat das Image der Clans als unantastbare Herren der Kieze und des kriminellen Milieus Schaden genommen.

Laut Statistik geht inzwischen ein Fünftel der organisierten Kriminalität in Berlin auf das Konto des arabischen Miri-Clans. Darunter beispielsweise auch der spektakuläre Raub der 100 Kilo schweren Goldmünze BigMapleLeaf aus dem Bode-Museum. Innensenator Andreas Geisel (SPD) hat den Clans jetzt den Kampf angesagt. Szenen, wie die am ersten Mai-Wochenende in Neukölln wird es in diesem Stadtteil deshalb demnächst noch öfter zu sehen geben, denn die Polizei hat Neukölln als Stammort der Clans ausgemacht.

 

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