Sensationeller Pilzfund: Punktierte Porenscheibe nach 170 Jahren wiederentdeckt

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Fachleute haben in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide unweit der Berliner Stadtgrenze auf der Hinterlassenschaft eines Przewalskipferds eine lange verschollene Schlauchpilzart gefunden. Es handelt sich dabei um die Punktierte Porenscheibe (Poronia punctata). Zuletzt wurde der Pilz 1843, also vor mehr als 170 Jahren in Brandenburg gefunden.

„Für uns ist das ein toller Fund! Er belegt einmal mehr den immensen Nutzen des Großsäugerprojekts der Heinz Sielmann Stiftung für die Artenvielfalt. Als wir 2004 das Projekt gestartet haben, hatten wir uns diesen Effekt erhofft: Wisent und Wildpferd schaffen die Lebensgrundlagen für viele andere Arten und lassen sogar fast verschwundene Arten wieder aufleben“, freut sich Jörg Fürstenow, der als Experte für Pilze, Moose und Flechten seit mehreren Jahrzehnten das Gelände der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide nach seltenen Arten durchforstet. Auch auf Dung von Wisent und Sorraia-Pferd konnte der Pilz in der Döberitzer Heide nachgewiesen werden. Die Universität Göttingen hat die korrekte Bestimmung des außergewöhnlichen Funds bestätigt.

Verbreitung der Punktierten Porenscheibe

Poronia punctata wird in Deutschland auf der Roten Liste als vom Aussterben bedrohte Art geführt. Anfang des 19. Jahrhunderts war der Pilz noch in ganz Deutschland und Europa, aber auch in Zentralasien, Mittelamerika, Indien und Australien verbreitet. Heute wird er zumindest in Mitteleuropa nur noch sehr selten gefunden. In einigen Ländern ist er bereits ausgestorben, wie ein europaweites Monitoring-Projekt zeigt.

Warum ist er verschwunden?

Der Pilz siedelt auf Dung vor allem von Pferden, Eseln, Rindern und Kaninchen, die auf mageren Böden oder auch im lichten Wald weiden. Magere Wiesen oder halboffene Waldbereiche mit dünner Bodenvegetation, bewohnt von großen Pflanzenfressern, sind der passende Lebensraum für die Punktierte Porenscheibe und der mit ihr zusammenhängenden Arten. Die Pferde und Wisente hinterlassen große Dunghaufen. Zahlreiche Arten von Fliegen, Dungkäfern und eben auch Pilzen verarbeiten den Dung und leben davon.

Doch solche Bedingungen sind außerhalb besonderer Schutzgebiete sehr selten geworden. Pferde- und Rinderweiden sind gedüngt und von starkwüchsigen Grassorten und Pflanzen bewachsen. Da hat die Punktierte Porenscheibe keine Chance. Sie gehört zu den ersten Arten, die bei Düngung, insbesondere mit Kunstdünger oder Jauche, verschwindet.

Zudem werden Pferde und Rinder heute mit nährstoffreichem Kraftfutter gefüttert und mit Medikamenten wie Antibiotika und Mitteln gegen Parasiten behandelt. Die daraus folgende veränderte Zusammensetzung des Dungs und der sie bewohnenden Insekten bieten dem seltenen Schlauchpilz keine Lebensgrundlage.

Begleitarten

Insekten, die vom Dung leben und die Sporen der Punktierten Porenscheibe verteilen, sind zum Beispiel der Behaarte Kurzflügler (Emus hirtus), ein Käfer, der Dung bewohnende Fliegen und Käfer sowie ihre Larven frisst, und die Hornissen-Raubfliege (Asilus crabroniformis), die ebenfalls Insekten auf Dung jagt. Beide leben vom unbelasteten Dung und würden ohne solches Substrat aussterben. Beide Arten gehören zu den stark gefährdeten Insekten. In der Döberitzer Heide konnten Jörg Fürstenow und seine Kollegen sie bereits nachweisen. Hier stimmen die Bedingungen für Poronia punctata und seine Begleitarten.

Großsäugerprojekt Döberitzer Heide

Zu verdanken ist das Vorkommen dieser fast ausgestorbenen Insekten und des Pilzes der extensiven Beweidung der Kernzone durch Wisente und Przewalskipferde. Die großen Pflanzenfresser leben seit zwölf Jahren weitgehend ohne menschlichen Einfluss auf der 1860 Hektar großen Fläche. Teils lichter Wald, teils Offenland mit magerem Bewuchs bieten ihnen ideale Bedingungen, die sie durch ihr Fressverhalten und ihre Lebensweise selbst erhalten. Heute leben hier etwa 100 Wisente, 25 Przewalskipferde und etwa 100 Stück Rotwild.

Bildnachweis: Jörg Müller

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