Wer wird das „Neue Gesicht des Zirkus“, fragt die britische Kompanie Upswing im Chamäleon Berlin – und antworten soll das Publikum. Sieben Akrobaten treten an, es ist die Chance ihres Lebens, wenn sie nur selbst fest dran glauben. Sie werden am Trapez durch die Luft gleiten, sich an Seilen in Richtung Decke schrauben, sich vom Schleuderbrett über die Bühne katapultieren lassen, alles geben, um zu gefallen. Kampf, Intrigen, herzzerreißende Geschichten. Persönlich werden, das gehört dazu. Nur die Besten haben eine Chance auf den Titel.
Oder diejenigen, die sich am besten verkaufen?
Die Gäste im Chamäleon können sich auf einen unvergesslichen Abend einstellen, denn Showdown ist zeitgenössischer Zirkus mit einer erzählerischen Stimme, die das Gegenteil ist von leise. Eine verspielte Satire, die Fragen nach Vielfalt, Identität und Wettbewerb stellt und dabei beißende Komik mit erstklassiger Akrobatik und Unterhaltung verbindet. Was passiert, wenn Identität zur Ware wird? Und wie weit sind wir bereit für den Erfolg zu gehen?
„Man kann sich das als Kollision zwischen Talentshow, Schönheitswettbewerb und den Hunger Games aus Die Tribute von Panem vorstellen“, sagt Upswing-Gründerin und Showdown-Regisseurin Vicki Dela Amedume über das Werk, das sie zusammen mit der preisgekrönten Comedy-Autorin Athena Kugblenu entwickelt hat. Es gehe dabei auch darum, unser Verständnis davon zu hinterfragen, wie Talent und Entschlossenheit bewertet und belohnt werden sollen. „In unserer Gesellschaft herrscht die verhängnisvolle Überzeugung, dass der Mensch nur durch Survival of the Fittest vorankommt – dabei deuten alle historischen Beweise darauf hin, dass der Weg, wie wir nicht nur überleben, sondern uns auch entfalten können, in der Zusammenarbeit liegt.“
Das sieht auch Chamäleon-Intendantin Anke Politz so – denn aus ihrer Sicht erlaubt die erste Zusammenarbeit des Hauses mit Vicki Dela Amedume und Upswing einen aufregenden neuen Blick auf den zeitgenössischen Zirkus. „Über mehrere Genres hinweg vermischen sich hier erstklassige Zirkustechnik mit Storytelling und Gesellschaftskritik“, sagt Politz. Das könne Zeichen für die weltweite Szene des zeitgenössischen Zirkus setzen. „Mit dieser Koproduktion möchten wir zeigen, dass Zirkusunterhaltung die Kraft und Methoden hat, gesellschaftliche und politische Themen einem breiten Publikum zugänglich zu machen – ohne Anspruch auf Belehrung, aber mit deutlicher Haltung.“
Auch für Vicki Dela Amedume, die vor zwei Jahren mit dem Titel Member of the Order of the British Empire (MBE) ausgezeichnet wurde, ist das Chamäleon damit der ideale Partner. „Ich versuche immer neue Wege zu finden, wie der Zirkus Ideen vermitteln kann, die bedeutend sind für die Art und Weise, wie wir heute leben“, sagt sie. Das Chamäleon sei ein Leuchtturm für zeitgenössischen Zirkus auf der ganzen Welt. „Es ist eine große Ehre, unsere Arbeit auf diese Bühne zu bringen.“
Amedume hat Upswing 2006 in London gegründet, das Ensemble wurde seitdem vielfach ausgezeichnet. Die Kompanie ist mit Stücken wie Ancient Futures, Bedtime Stories und Circus Flavours auf internationale Theater- und Festivaltourneen gegangen, veranstaltet aber auch Aktionen wie digitale Zirkusparcours in einem örtlichen Park oder Kissenschlachten in einer Bibliothek. Preise gab es auch für Kurzfilme wie Common Ground und Circus Flavours On Screen.
Showdown wird mehr als fünf Monate am Chamäleon zu sehen sein und wird von verschiedenen Publikumsveranstaltungen begleitet. „Mit dieser Produktion möchten wir einen Schritt weiter gehen, um unsere Rolle und Verantwortung als öffentlicher Ort und Produzentin zu leben. Wir setzen uns kontinuierlich kritisch mit den eigenen Strukturen und Arbeitsweisen auseinander“, sagt Anke Politz. „Es ist wichtig, dass Bühnen und Theatersäle als Orte des sozialen Miteinanders verstanden werden. Wir möchten künstlerische Offenheit und gesellschaftliche Vielfalt leben und dies auch durch erweiterte Zugänge und strukturelle Weichenstellungen gegenüber Künstlern und Publikum einlösen.“
Upswing: Showdown
- Voraufführungen ab 22. Februar 2024
- Premiere/Uraufführung: 14. März 2024 um 20:00 Uhr
- Länge: 90 Minuten zzgl. Pause
- Spielzeit: 22. Februar – 28. Juli 2024
- Die Vorstellung am 5. Mai 2024 findet mit einer Live-Übersetzung in deutsche Gebärdensprache statt.
- Tickets – Hotline: 030 4000 590 oder online unter www.chamaeleonberlin.com/de/
- Ticketpreise: 37,00 – 64,00 Euro
(Alle Angaben ohne Gewähr)
Bilder: ©Andy Phillipson
Dieser Inhalt ist nur für registrierte Nutzer sichtbar. Wenn Sie sich bereits registriert haben, melden Sie sich bitte an. Neue Nutzer können sich weiter unten registrieren.