Filmreihe „Weimarer Tonfilmoperette“ bis 10. August im Zeughauskino

Filmreihe "Tonfilmoperette" im Zeughauskino noch bis 10. August 2019 / Bildnachweis: CC0 via pixabay.com
Filmreihe "Tonfilmoperette" im Zeughauskino noch bis 10. August 2019 / Bildnachweis: CC0 via pixabay.com

Es war die Erfolgsgeschichte des Kinos der späten Weimarer Republik: Die Tonfilmoperette dominierte, im Verbund mit verwandten Musikfilmgattungen wie dem Sängerfilm, zwischen 1930 und 1932 an den Kassen und half dem deutschen Film, nicht nur die Umstellung zum Tonfilm, sondern auch die Weltwirtschaftskrise zu überstehen. Das Zeughauskino präsentiert fünfzehn Tonfilmoperetten unterschiedlicher Couleur, von frühen Tonfilmen aus der Blütezeit des Genres über Arbeiten, die ab Mitte der Dreißigerjahre im Exil oder nationalsozialistischen Deutschland entstanden, bis hin zu zwei Musikfilmen aus der Bundesrepublik und DDR.

Heute wird die Tonfilmoperette vor allem mit einer Reihe aufwändiger Ufa-Produktionen in Verbindung gebracht. Filme wie „Die Drei von der Tankstelle“ oder „Der Kongreß tanzt“ etablierten Anfang der Dreißigerjahre einen unverwechselbaren (und doch an Hollywood geschulten) Stil, die zugehörigen Schlager-Evergreens und Stars wie Lilian Harvey und Willy Fritsch prägen das kulturelle Gedächtnis bis heute. Die Reihe Das Lied ist nicht aus. Weimarer Tonfilmoperetten und die Folgenweitet den Blick und bezieht auch Produktionen anderer Firmen mit ein.

Operettenfilme gab es schon in Stummfilmzeit

Sichtbar wird eine Vielfalt der Stile, Handschriften, Tonarten und auch Themen: Neben opulenten, ausstattungsintensiven Kostümmärchen, oft mit satirischem Gegenwartsbezug (Ich und die Kaiserin), finden sich Filme, die sich den Problemen der Zeit auf direktere, fast schon neorealistisch zu nennende Weise nähern (Der blonde Traum), oder Filme, in denen die reine Lust am anarchischen Unfug über alle anderen Impulse triumphiert (Der Herr auf Bestellung).

Im Gegensatz zum Operettenfilm emanzipiert sich die Tonfilmoperette deutlich von ihrem medialen Vorgänger. Zumeist liegt den Filmen, die ab 1930 in den Ateliers der Ufa und ihrer Konkurrenten entstehen, keine Bühnenvorlage zugrunde. Nicht die Substanz der Operette wird für die Leinwand adaptiert, sondern ihre Form. Konkret zeichnet sich die Tonfilmoperette durch die Allgegenwart von Musik aus, die, wie in der Auftaktszene des ältesten Films der Reihe, Géza von Bolvárys Zwei Herzen im Dreivierteltakt, buchstäblich in der (nicht nur hier: Wiener) Luft liegt.

Auch den Hang zur exzessiven, spielerischen Selbstreflexivität und zu „Mise en abyme“-Konstruktionen übernimmt das Kino von der Bühne. Wie die Operette am liebsten von der Operette handelt, ist die Tonfilmoperette regelrecht besessen von Backstage-Stoffen und den Insignien zeitgenössischer Medienkultur (Ein Lied, ein Kuss, ein Mädel). Oder, wie es in Das Lied ist aus heißt: „Die Liebe ist wie ein Tonfilm”.

Ausgehend von der Blütezeit des Genres in den frühen 1930er Jahren entwirft die von Cecilia Valenti und Lukas Foerster kuratierte Reihe keine Verfalls-, sondern eine Dispersionsgeschichte. Nach 1933 verlassen zahlreiche, vor allem jüdische Künstlerinnen und Künstler, die den deutschen Musikfilm geprägt hatten, das Land. Im Exil – zunächst vor allem in Österreich und Ungarn (Peter), aber auch in den USA (Caravan) – entstehen Filme, die den Geist der späten Weimarer Republik atmen. Aber auch im nationalsozialistischen Deutschland entstehen Musikfilme in der Operettentradition (Willi Forsts genrehistorischer Beitrag Operette); genau wie, einen Weltkrieg später, in den 1950er Jahren in gleich beiden deutschen Staaten.

Bildnachweis: CC0 via pixabay.com

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