Sankt-Hedwigs-Kathedrale: Berlins wichtigste katholische Kirche wird umgestaltet

St. Hedwigs-Kathedrale Berlin / ©Ulf Büschleb
St. Hedwigs-Kathedrale Berlin / ©Ulf Büschleb

Eine der bekanntesten Bischofskirchen Deutschlands und wichtigste katholische Kirche Berlins wird umgestaltet: Die St. Hedwigs-Kathedrale am Bebelplatz bekommt im Zuge ihrer Sanierung einen neuen Innenraum, der ihrem Platz im Herzen der deutschen Hauptstadt wie auch den heutigen gottesdienstlichen Anforderungen würdig sein wird.

Die neue Gestaltung richtet sich nach den Plänen des Fuldaer Architekturbüros Sichau & Walter, die zusammen mit dem Wiener Künstler Leo Zogmayer als Gewinner aus dem für das Projekt ausgeschriebenen Wettbewerb hervorgingen. Ihr Entwurf berücksichtigt die Geschichte der St. Hedwigs-Kathedrale ebenso wie ihren zentralen Stellenwert in Berlin: Neben den Ansprüchen an eine zeitgemäße katholische Kirche finden sich in dem Sieger-Entwurf sowohl die ursprünglichen Ideen, mit denen der Bau der Kathedrale im Jahre 1747 von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff angegangen wurde, als auch die Intentionen, die den Architekten Hans Schwippert ab 1947 beim Wiederaufbau der Kathedrale nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weitkrieg bewegten.

Ausschlaggebend für die Entscheidung zur Umgestaltung war für das Berliner Erzbistum – mittlerweile geleitet durch Erzbischof Dr. Heiner Koch – das Bestreben, die St. Hedwigs-Kathedrale mittels baulicher Weiterentwicklung dem aktuellen liturgischen Gestaltungsanspruch anzupassen. Der bisherige Raum ließ durch die von Hans Schwippert konstruierte Bodenöffnung die Zentralität vermissen, die katholische Kirchen maßgeblich kennzeichnet. Nun soll ein neuer, moderner Raum lebendigen Glaubens entstehen, der von den Menschen wahrgenommen und gern aufgesucht wird.

Der neue Altar wird künftig direkt unter der sanierten Kuppel stehen und Halbkugel-förmig die runde Bauform der Kathedrale vervollständigen. Mit der sich um den zentrierten Altar versammelnden Gemeinde wird zukünftig in der St. Hedwigs-Kathedrale ästhetisch verbildlicht sein, was die traditionell am Tisch des Herrn gefeierte Eucharistie sein soll: Höhepunkt und Quelle allen kirchlichen Handelns. Dieser Gedanke entspricht dem Zweiten Vatikanischen Konzil, in dem Papst Johannes XXIII. zudem auf die Notwendigkeit hinwies, sich hinsichtlich ökumenischer Erneuerungen an der Ausdrucksweise der jeweiligen Zeit zu orientieren.

Genau dies Verständnis des gegenwärtigen Zeitalters greift Zogmayer auf, indem er die bisherigen Kirchenbänke durch Stühle ersetzt: jeder einzelne Stuhl steht als liturgisches Objekt für ein Individuum und somit für die Botschaft, dass die Kirche Platz für jeden Menschen bietet. In der kreisförmigen Anordnung der 550 Stühle wird zusätzlich der Versammlungsgedanke verbildlicht.

Obwohl vor der Entscheidung für den Umbau alle denkmal- und urheberrechtlichen Fragen ausführlich debattiert wurden und die Denkmalpflege an der Auswahl der ausführenden Architekten beteiligt war, gibt es Gegner des Projekts, die vor allem die Schließung der Bodenöffnung stört. Für diese kritischen Überlegungen bekundete Erzbischof Koch mehrfach seinen Respekt. Gleichzeitig wies er aber auf den Widerstand hin, den seinerzeit genau jene Eingriffe Hans Schwipperts in den vorherigen Bau hervorriefen und erklärt: „Wir bewahren kein Museum, für uns kann es nur um das Haus Gottes gehen, um einen Ort des Gebets, der Begegnung zwischen Gott und Mensch (…). Dies tun wir als Kirche seit rund 2.000 Jahren (…). Nichts anderes machen wir in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale.“

Seit September 2018 ist die St. Hedwigs-Kathedrale geschlossen. Im diesjährigen Februar wurde der Bauantrag für die Sanierung und Umgestaltung im Bezirksamt Berlin-Mitte gestellt. Die Wiedereröffnung ist für das Jahr 2023 vorgesehen – zusammen mit dem 250. Jubiläum der Kirchweihe. In der Zwischenzeit finden die Gottesdienste in der St. Josephs-Kirche statt. „Trotz der Corona-Krise liegen die Umbauten im Zeitplan“, fasst Erzbistums-Sprecher Stefan Förner zusammen.

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