Einstürzende Altbauten – Denkmalschutz? So nicht! – Das Kulturhaus Peter Edel an der Berliner Allee (Pankow-Weißensee) verfällt. Das tut es schon seit längerem und wohl auch noch länger – so das traurige Ergebnis einer Recherche der Berliner Lokalnachrichten.
Während die „alte“ Geschichte des Kreiskulturhauses so manchem, der sie miterlebt hat, ein Lächeln ins Gesicht zaubert, gibt die jüngere Vergangenheit des Gebäudeensembles eher Gelegenheit zum Bedauern (oder gar Ärgern).
Denn während das Haus ab den 1960ern vielfältigen Vergnügungen – von Konzerten von Jazzlegenden bis hin zum Seniorentanz – diente, dient es momentan nur noch Ratten als Unterschlupf.
Die letzten menschlichen Nutzer mussten das Gebäude Ende 2009 verlassen. Da hatte sich der Bezirk durchgerungen, eine Art Teilprivatisierung mittels Erbbauvertrages anzustreben – um das schon damals desolate Haus irgendwie zu retten. Seit dem ist zwar auf dem Papier einiges geschehen, real aber nicht. Zwar gibt es einen Erbbaurechtsvertrag mit der gemeinnützigen Gesellschaft GSE – aber dieser ist de facto momentan außer Kraft. Denn die Hoffnung (wohl von Bezirk und GSE gehegt), für die Renovierung Förderung aus Lotto-Mitteln zu bekommen, war eine falsche. Jetzt gibt es laut der zuständigen Bezirksstadträtin Christine Keil zwar weiter eine Reihe von Interessenten für das Kulturhaus.
Das nötige „Kleingeld“ für die verpflichtende, denkmalschutzgerechte Generalsanierung des Gebäudes hat aber keiner davon. So sieht das jedenfalls die Stadträtin.
Ganz anders sieht das Stefan Schridde. Er hält das Vorgehen der politisch Verantwortlichen für Murks. Der Mann ist nicht nur Weißenseer, sondern auch bekannt durch seine Initiative „MURKS? NEIN DANKE!“, mit der er gegen die Industrie Sturm läuft, die Produkte absichtlich so herstellen, dass sie rasch – und somit verkaufsfördernd – wieder kaputt gehen.
Schridde hat nach eigenen Angaben mehrfach beim Bezirk Interesse für das Kulturhaus bekundet. Einer seiner Pläne wäre, das „Peter Edel“ als „Murkseum“ zu nutzen. Also als Museum für Produkte, die die Hersteller mit absichtlichen Abzocke-Sollbruchstellen versehen haben. Außerdem würde Schridde das Gebäude als Raum für Initiativen zur Verfügung stellen, die Bürgerbeteiligung forcieren. Vom Bezirk wird der Querdenker aber offensichtlich als Interessent ignoriert. Laut Stadträtin Keil, weil man sich nicht vorstellen kann, dass Schridde die Renovierung finanziell stemmen kann. Schridde kann sich das hingegen gut vorstellen: „Ich mach‘ locker ein Leuchtturmprojekt daraus, dass Berlin nichts kostet!“, klotzt er. Konkret meint Schridde, die Sanierung „nur“ mittels Bürgerbeteiligung und Crowdfunding organisieren zu können.
Doch das bleibt bis auf Weiteres ein privater Wunschtraum des „Murks-Aufdeckers“. Im Bezirk träumt man derweil von Fördermitteln, die aus bislang für Weißensee unerschlossenen Quellen sprudeln könnten. Stichwort „Förderkulisse für den städtebaulichen Denkmalschutz“ – Amtsdeutsch für Gebiete, die die Stadt Berlin als „erhaltenswert“ einstuft und deren Rettung deshalb auch finanziert wird.
Laut Keil wird sich der Bezirk dafür einsetzen, dass das Kulturhaus in so eine Förderkulisse aufgenommen wird. Ob das tatsächlich passiert, ist – ob der generellen Finanzlage der Stadt – äußerst fraglich. Auch und obwohl das Kulturhaus eigentlich genau in die Agenda fällt, die die Stadt selbst für ihr Denkmalschutzprogramm vorgibt – Zitat: „Erhaltenswerte Gebäude und historische Ensembles sichern, modernisieren und instand setzen, insbesondere Gebäude der sozialen und kulturellen Infrastruktur.“
(Fotos: © L.Steiner)
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