Taiwans digitales Gesundheitswesen hilft anderen Ländern bei flächendeckender Gesundheitsversorgung

Digitale Gesundheit Taiwan / Bildnachweis: CC0 via pixabay.com
Digitale Gesundheit Taiwan / Bildnachweis: CC0 via pixabay.com

von Dr. Chen Shih-Chung, Gesundheitsminister von Taiwan

In diesem Jahr jährt sich die Einführung der allgemeinen Krankenversicherung in Taiwan zum 24. Mal. Taiwans Nationale Krankenversicherung (National Health Insurance; NHI) deckt das gesamte Spektrum der grundlegenden und der qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung ab, von Prävention und Behandlung bis zu Rehabilitation und Palliativmedizin.

In den 1960er Jahren begann Taiwans progressives Gesundheitswesen mit Sozialversicherungsleistungen für Arbeiter, Landwirte und Beamte. Heute gilt Taiwans Krankenversicherungssystem als eines der besten der Welt. Die NHI lag auf Platz 14 im 2017 Global Access to Healthcare Indexdes Economist und auf Platz 9 im 2018 Health Care Effizienz Indexvon Bloomberg Finance.

Der Erfolg von Taiwans NHI kann mehreren Faktoren zugeschrieben werden. Zum einen ist es ein Einzelzahlermodell mit Beiträgen von Einzelpersonen, Arbeitgebern und der Regierung. Zusatzbeiträge basieren auf dem Einkommensniveau des Versicherten. Zweitens wurde zur Begrenzung der Kosten, die von der Regierung übernommen werden, ein budgetbasiertes Erstattungssystem eingeführt. Mit diesen Obergrenzen entfielen im Jahr 2017 in Taiwan nur 6,4 % des BIP auf Krankheitskosten, womit es unter dem OECD-Durchschnitt liegt. Im selben Jahr wurden die Verwaltungskosten der NHI unter ein Prozent ihres Gesamtbudgets gehalten und die öffentliche Zufriedenheit mit der NHI lag bei 86 Prozent. Drittens haben die integrierten präventiven Gesundheitsdienste der NHI und die leistungsgerechte Erstattung eine hohe Qualität der medizinischen Versorgung gewährleistet und die kontinuierliche Verbesserung der Behandlungsstandards gefördert. Viertens sind Beitragssubventionen für benachteiligte Gruppen wie Haushalte mit niedrigem Einkommen und Arbeitslose vorgesehen, um Ungleichheiten bei der Gesundheitsversorgung zu reduzieren.

Künstlicher Intelligenz und Cloud Computing für eine bessere Gesundheitsversorgung

Foto_Taiwans Gesundheitsminister
Gastautor: Taiwans Gesundheitsminister Dr. Chen Shih-Chung / ©Taipeh Vertretung

Eine präventive und grundlegende Gesundheitsversorgung bereitzustellen, ist der kostengünstigste Ansatz für eine flächendeckende Gesundheitsversorgung. Taiwans Ministerium für Gesundheit und Soziales hat Tools eingeführt, die mit Hilfe künstlicher Intelligenz und Cloud Computing einen Zugang zu den umfangreichen Datenbanken ermöglichen, die es in den vergangenen 24 Jahren aufgebaut hat. Zum Beispiel wurde das MediCloud-System gestartet, das Gesundheitsdienstleistern ermöglicht, innerhalb des NHI-Systems Patientenakten abzufragen, während das PharmaCloud-System Ärzten und Apothekern Informationen zu verschreibungspflichtigen Arzneimitteln bietet. Derzeit können sich lokale Primärversorger in Taiwan durch digitale Cloud-Tools Testberichte von sekundären und tertiären Einrichtungen anzeigen lassen – einschließlich von Untersuchungen mittels CT, MRT, Ultraschall, Gastroskopie, Koloskopie und Röntgen – sowie Informationen zu den verschriebenen Arzneimitteln.

Diese digitalen Gesundheitstechnologien haben medizinische Dienstleistungen in vielerlei Hinsicht verbessert. Die Qualität der Versorgung wurde verbessert und Kosten wurden reduziert, indem Gesundheitsdienstleistungen an den Orten, wo diese Leistungen erbracht werden, abgestimmt werden können, was Zeit und Geld spart. Dadurch werden auch die potenziellen Risiken wiederholter Untersuchungen gesenkt. Bei den entsprechenden Systemen steht der Patient im Mittelpunkt, was bedeutet, dass sie sich an den komplexen Bedürfnissen und Erwartungen der Patienten und Gemeinden orientieren, womit das Konzept von guten Krankenhäusern in der Gemeinschaft und guten Ärzten in der Nachbarschaft umgesetzt wird.

Taiwan hat gelernt, seine Wettbewerbsvorteile in der Informationstechnologie und Medizin zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Gesamtbevölkerung zu nutzen. Als Reaktion auf die von der Health Workforce 2030der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegten Ziele bietet Taiwan zudem Tausenden von Menschen – Taiwanern wie auch ausländischen Staatsangehörigen – Stipendien für berufsbegleitende Programme und höhere Bildung in den Bereichen Medizin, Pflege, Zahnmedizin, Gesundheitsverwaltung und öffentliche Gesundheit.

Nie war eine universelle Gesundheitsversorgung dringender und wichtiger. Deshalb versucht Taiwan aktiv, seine Erfahrungen mit der erfolgreichen Reform seines Gesundheitswesens weiterzugeben. Bedauerlicherweise hindern politische Widerstände Taiwan daran, an der Weltgesundheitsversammlung (WHA), dem beschlussfassenden Organ der WHO, teilzunehmen und seinen Beitrag zu leisten. In den vergangenen zwei Jahren hat die WHO den taiwanischen Delegierten, die 23 Millionen Bürger eines demokratischen und friedlichen Landes vertreten, den Zugang zur Versammlung verweigert. Taiwan bleibt jedoch dabei, sich für die regionale und globale Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich zu engagieren, seine Erfahrungen und Kapazitäten bei der Reform des Gesundheitswesens mit hilfesuchenden Ländern zu teilen, um eine universelle Gesundheitsversorgung bis 2030 zu einer Realität zu machen.

Vor diesem Hintergrund appellieren wir an die WHO, auf die weit verbreitete Forderung nach einer Einbeziehung Taiwans in die Weltgesundheitsversammlung sowie Fachtagungen, Mechanismen und Aktivitäten der WHO positiv zu reagieren. Die WHO sollte sich an ihre eigenen Prinzipien der Integration und Partizipation halten. Taiwan ist ein würdiger und verlässlicher Partner, der Ländern auf der ganzen Welt helfen kann, um das sinnvolle Ziel der universellen Gesundheitsversorgung bis 2030 zu erreichen.

Ein weiterer Beitrag des taiwanischen Gesundheitsministeriums findet sich hier: taiwanheute.tw

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