Seit dem 22. September 2023 verfügt der Berliner Mauerweg im Abschnitt Schlesischer Busch über ein neu entwickeltes Orientierungs- und Informationssystem. Auf dem 1,1 Kilometer langen Teilstück entlang des Flutgrabens im Treptow-Köpenick wurden die ersten vier neuen Informationsstelen zur deutsch-deutschen Geschichte an historisch relevanten Orten im ehemaligen Grenzraum aufgestellt.
Zuvor wurde seit September 2022 der Mauerweg entlang des Flutgrabens grundhaft saniert und die Aufenthaltsbereiche neugestaltet. Die Qualifizierung des Abschnitts ist Teil eines Projektes zur schrittweisen Ertüchtigung des Berliner Mauerwegs, welches das landeseigene Unternehmen Grün Berlin für das Land Berlin übernimmt.
Beim Berliner Mauerweg handelt es sich um einen ca. 160 Kilometer langen Rundweg für Fußgänger und Radfahrer im Verlauf der ehemaligen Grenzanlagen rund um West-Berlin. Das bei Berlinern und Touristen beliebte Streckenstück in Treptow-Köpenick hat eine einheitliche Wegemarkierung, Schildersysteme und Pläne für eine bessere Orientierung erhalten.
Zusätzliche Infostelen aus Cortenstahl bieten, in deutscher und englischer Sprache, Auskünfte und Fotomaterial zur deutschen Teilung, der Berliner Mauer und den Geschehnissen, die sich an den jeweiligen Stationen zugetragen haben. So dokumentieren die Stelen am Startort Schlesischer Busch unter anderem das Leben und Arbeiten im Grenzgebiet in einem Autobetrieb, die Kontrollen der Grenztruppen auf einer sogenannten Beschaubrücke und eine Flucht mit Schiffen über die Spree.
Geplant ist die Installation von circa 130 zusätzlichen Stelen entlang des gesamten Berliner Mauerwegs, die in Kooperation mit der Stiftung Berliner Mauer entstehen werden. Mit der Erweiterung des geschichtlichen Themenpfads soll der ehemalige Grenzraum mit den noch vorhandenen Relikten der Grenzanlagen erhalten und möglichst für die öffentliche Nutzung dauerhaft gesichert werden.
„Der Berliner Mauerweg ist ein Erinnerungsort, der zahlreiche Berlinerinnen und Berliner aber auch Gäste unserer Stadt anzieht und die Geschichte Berlins am Ort des Geschehens erlebbar macht“, sagt Manja Schreiner, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (CDU). „Hier, zwischen Kreuzberg und Treptow, zeigt sich, wie einschneidend die innerdeutsche Grenze den Lebensalltag der Menschen bestimmte. Ich freue mich, dass wir nun dieses Teilstück des Mauerweges mit den Infostelen zur freien Nutzung übergeben können.“
Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe (SPD), ergänzt: „Die Berliner Mauer durchzog über Jahrzehnte unsere Stadt und trennte das Leben in Familien und Gesellschaft. Sie bedeutete tragische Schicksale, Unrecht und Leid. Das ist zum Glück Geschichte. Heute ist der Mauerweg die längste Berliner Sehenswürdigkeit und eine beliebte Touristenattraktion, ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung sind nach wie vor Hauptgründe dafür, warum Menschen nach Berlin als Stadt der Freiheit kommen und sich unsere Stadt anschauen wollen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass jetzt ein weiterer Streckenabschnitt des Mauerwegs im Herzen Berlins mit Mitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe für die Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur besser begehbar, befahrbar und vor allem erlebbar gemacht wurde. Damit wird der Mauerweg für noch mehr Menschen ein Ort, um über unsere deutsch-deutsche Geschichte zu lernen.“
Nachhaltiges Bauen und langlebige Materialien
Schadhafte Stellen auf dem 1,1 Kilometer langen Teilstück des Mauerwegs am Schlesischen Busch wurden zwischen September 2022 und Juli 2023 beseitigt. Damit ist der Abschnitt von der Puschkinallee entlang des Flutgrabens bis zum Lohmühlenplatz am Landwehrkanal wieder durchgängig begeh- und berollbar. Im Sinne der Nachhaltigkeit wurde dafür der alte Asphalt abgefräst und dem Recyclingkreislauf wieder zugeführt. Auch an anderen Stellen wurde, wo möglich, ressourcenschonend gearbeitet: So besteht die neu verlegte doppelte Pflasterreihe zur Markierung des ehemaligen Mauerverlaufs aus Pflastersteinen, die an anderer Stelle des Teilstücks ausgebaut und dort nicht mehr benötigt wurden.
Entlang des Wassers hat dieser Wegabschnitt zudem erneuerte, attraktive Aufenthaltsbereiche erhalten. Dafür wurde eigens ein witterungsbeständiges Mobiliar entwickelt, welches aus robustem Holz und recyceltem Beton besteht. Deutlich größere Bänke und weitere Stufenanlagen im Uferbereich laden zum Verweilen ein. Für den Bau der Infostelen wurde besonders langlebiger Cortenstahl gewählt, der die Fähigkeit besitzt, eine stabile, schützende Rostschicht zu bilden. Als eine Art Barriere schützt sie vor weiterer Korrosion. Das Material nimmt Bezug auf die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße sowie auf die bestehenden Informationsstelen Berliner Mauer in der Innenstadt und sorgt so für ein einheitliches Erscheinungsbild und einen hohen Wiedererkennungswert des Berliner Mauerwegs.
Weitere Streckenstücke werden bis Ende 2026 saniert
Der Berliner Mauerweg umfasst 45 Kilometer entlang der östlichen Innenstadt sowie circa 115 Kilometer auf angrenzendem Brandenburger Gebiet. Bis Ende 2026 sollen nach aktuellem Planungsstand 14 Kilometer Strecke grundhaft erneuert werden. Darüber hinaus werden im gesamten Verlauf des Mauerwegs Schadstellen ausgebessert und die Ausstattung zum Beispiel durch Möblierung, Information und verbesserte Beschilderung optimiert.
Neben dem Teilbereich Schlesischer Busch in Treptow-Köpenick wurde bereits der Wegebau im südlichen Bereich des Mauerwegs am Jenbacher Weg umgesetzt. Zwischen Oktober 2022 und Juli 2023 wurde mit dem etwa sechs Kilometer langen Teilstück zwischen Berlin Marienfelde und Lichterfelde und Großbeeren auch ein vier Kilometer langes Teilstück des Radweges Berlin-Leipzig instandgesetzt und steht wieder vollumfänglich zur Nutzung zur Verfügung. Voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 wird auch in diesem Bereich die Installation des neuen Leit- und historischen Informationssystems erfolgen.
Grundlage für die Instandsetzung und Weiterentwicklung des historischen Rundwegs ist der Senatsbeschluss aus dem Januar 2019 (S-1848/2019) „Gemeinsame Ertüchtigung des Berliner Mauerwegs“.
Für die Arbeiten am Berliner Mauerweg stehen bis Ende 2026 12,39 Mio. Euro Steuergeld zur Verfügung. Die Finanzierung des Projektes erfolgt zu 90% durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW-Tourismus) und zu 10% durch die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt.
Es bleibt nur zu hoffen, dass die teuren Stelen und Bänke dem in Berlin allgegenwärtigen Vandalismus sowie der Verwahrlosung, dem weder Polizei noch Politik irgendetwas entgegen zu setzen haben, noch lange standhalten.
Bilder: ©Konstantin Börner
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