Neues aus dem Berliner Zoo – und täglich grüßt das Murmeltier

Und täglich grüßt das Murmeltier

Jetzt, Anfang Mai, grüßt auch im Berliner Zoo täglich wieder das Murmeltier.

Ausgewintert wurden in dieser Frühsaison gleich zwei Erdhörnchenarten. Neben vier jungen Alpenmurmeltieren bezog ein Pärchen Waldmurmeltiere eine benachbarte Anlage vor dem Steinbockfelsen. Diese Vertreter des nordamerikanischen „Hörnchenkontinents“ findet man deutschlandweit in keinem anderen zoologischen Garten. Beide Tiere stammen aus der Nachzucht des Prager Zoos von wo aus sie im Oktober 2013 zum Winterschlafen nach Berlin kamen. Während ihre europäischen vier Verwandten, die fast zeitgleich mit ihnen aus Österreich eintrafen, den relativ warmen Winter überwiegend aktiv blieben, kehrte im Quartier der Nordamerikaner im Hochwinter Ruhe ein – so wie es sich für Murmeltiere eigentlich auch gehört. In energiesparendem Schlafstarrezustand senkten sie ihre Körpertemperatur auf etwa 7 °C und ihr Herz schlug nur noch 2-3mal pro Minute. Die jungen Alpenmurmeltiere verhielten sich hingegen fast menschenkindähnlich und „randalierten“ täglich statt zu schlafen. Gut, dass diese Zeit nun vorüber ist. Bei schönem Wetter sind die pelzigen Gebirgsbewohner auch im Freien überwiegend aktiv, und wenn sie die begonnene Saison gut nutzen, können sie bis zum nächsten Herbst ihr Gewicht fast verdoppeln. Dann werden auch sie den Winter im Schlaf überdauern; denn Körperfett macht Winterschläfer schläfrig.

Alpenmurmeltiere besiedeln seit dem Ende der letzten Eiszeit nur noch europäische Gebirgsregionen oberhalb der geschlossenen Waldgrenze. Hier ernähren sich die wärmestressempfindlichen Erdhörnchen von Kräutern und Blüten. Bergwanderern verraten sie Ihre Anwesenheit meist erst durch eine Serie von Warnschreien, die wie Vogelpfiffe klingen. Wenn sie ihren größten Feind, einen Adler, erspähen, reicht ein einziger lauter Pfiff, der alle Kolonieanwohner in ihre Erdbaue treibt.

Die nordamerikanischen Waldmurmeltiere werden aus gleichem Grund auch als „Whistle-pigs“, übersetzt „Pfeifschweine“, bezeichnet. Doch mit Schweinen sind die Nagetiere keinesfalls näher verwandt. Ebenfalls leben sie nicht im Wald, sonder bevorzugt an flach bewachsenen Freiflächen in der Nähe von Waldrändern. Zu Koloniebildung kommt es bei diesen Erdbaugräbern nicht, da anders als bei den Alpenmurmeltieren die Jungtiere nach der Entwöhnung den elterlichen Erdbau früh verlassen.

(Text: Dr. Ragnar Kühne – Artikelfoto: © C. Frey)

 

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