Wie nachhaltig sind Berlins Parks und Plätze?

Berlin entwickelt sich rasant zu einer Modellstadt für urbane Nachhaltigkeit. Während früher Grünflächen oft nur als Erholungsräume betrachtet wurden, versteht die Hauptstadt Parks und Plätze heute als komplexe Ökosysteme mit vielfältigen Funktionen. Diese strategische Neuausrichtung zielt darauf ab, Stadtgrün zu erhalten und aktiv als Instrument für Klimaanpassung, Biodiversität und Lebensqualität zu nutzen. Von innovativen Pflegekonzepten über smarte Stadtmöblierung bis hin zu ganzheitlichen Biodiversitätsstrategien – wie schafft es Berlin, seine Grünflächen zukunftsorientiert zu transformieren?

Charta für das Berliner Stadtgrün

Berlin hat sich mit der „Charta für das Berliner Stadtgrün und Handlungsprogramm 2030“ ambitionierte Ziele gesetzt. Diese Strategie verpflichtet die Stadt, ihre Grünflächen nachhaltig zu sichern, besser zu pflegen und möglichst auszuweiten. Konkrete Maßnahmen umfassen innovative Pilotprojekte sowie gezielte finanzielle und personelle Förderung des Stadtgrüns, insbesondere in den Bezirken.

Was zählt alles zum Stadtgrün?

Die öffentlichen Park- und Grünanlagen – von kleinen Pocketparks in den Stadtquartieren bis hin zu den großen Parkanlagen – gehören zusammen mit den Sportflächen, den Klein- und Gemeinschaftsgärten, Friedhöfen sowie den Wäldern, den Landwirtschaftsflächen, den Naturschutz- und Biotopverbundflächen, den Gewässern und den Straßenbäumen zum Grundgerüst des Berliner Stadtgrüns. Quelle: Charta Stadtgrün: Eine Selbstverpflichtung des Landes Berlin

Biodiversität im Fokus

In Berlins Parks wird großer Wert auf die Erhaltung und Förderung der Biodiversität gelegt. Dies zeigt sich beispielsweise im Zoo und Tierpark Berlin, wo wilde Blumenwiesen angelegt und Flächen der Natur überlassen werden. Auch im Volkspark Lichtenrade, einem selbstverwalteten Naturpark, wurden zahlreiche Biotope wie Wildblumen- und Obstwiesen, Sandinseln und Wildgehölzhecken angelegt, um die Artenvielfalt zu fördern.

Die Stadt setzt spezielle Schutzmaßnahmen ein, um bedrohten Tierarten in urbanen Grünflächen ein Zuhause zu bieten. In mehreren Parks wurden Nistkästen für Vögel und Fledermäuse installiert, während Insektenhotels die Lebensbedingungen für Wildbienen und andere bestäubende Insekten verbessern. Besonders im Großen Tiergarten werden diese Maßnahmen in Zusammenarbeit mit Naturschutzorganisationen wie dem NABU Berlin gezielt umgesetzt. Ein weiteres Beispiel für die Förderung der Biodiversität ist der Schlosspark Charlottenburg, der als bedeutendes Gartendenkmal auch eine wichtige naturschutzfachliche Rolle spielt. Der Park beheimatet alte Baumbestände, die dem geschützten Eremitenkäfer als Lebensraum dienen, sowie artenreiche Wiesen und Parkrasen, die zur ökologischen Vielfalt beitragen.

Nachhaltige Pflege und Ressourcenmanagement

Berlins Grünflächen setzen zunehmend auf nachhaltige Pflegemethoden. Im Zoo und Tierpark Berlin wird beispielsweise eine automatisierte Bewässerung mit Regensensoren und Feuchtemessern eingesetzt, um Wasser zu sparen. Im Volkspark Lichtenrade wird Landschaftspflegematerial wiederverwendet, indem es als Mulch für Wege, als Beetabgrenzung oder in Form von Totholzhaufen im Park verbleibt.

Zudem werden in vielen Parks emissionsarme Arbeitsgeräte eingesetzt, wie etwa akkubetriebene Mäher und Heckenscheren, um den CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Eine weitere Maßnahme ist die selektive Mahd, bei der Wiesen nur teilweise gemäht werden, um Rückzugsorte für Insekten und Kleintiere zu erhalten. Dadurch wird die Artenvielfalt gefördert und gleichzeitig der Pflegeaufwand langfristig reduziert.

Die Verwendung von Regenwasser zur Bewässerung, wie sie im Britzer Garten praktiziert wird, ist ein weiteres Beispiel für ressourcenschonendes Management. Der Einsatz solcher Systeme macht Grünflächen widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei zeigt, dass verschiedene Vegetationstypen unterschiedlich auf Trockenperioden reagieren, und empfiehlt, dies bei der Planung städtischer Grünflächen zu berücksichtigen.

Zukunftsfähige Gestaltung öffentlicher Räume

Berlin setzt in vielen Projekten auf innovative Ansätze, um öffentliche Räume nachhaltiger und zukunftsorientiert zu gestalten. Einige aktuelle Beispiele zeigen, wie verschiedene Stadtteile diese Ziele umsetzen:

➔ Am Hardenbergplatz in Charlottenburg-Wilmersdorf entsteht im Rahmen des Projekts „SMART SPACE Hardenbergplatz“ bis 2026 ein Experimentierraum für smarte Stadtplätze. Hier werden Pop-up-Interventionen und smarte Mobilitätslösungen getestet, um die Aufenthaltsqualität spürbar zu verbessern.

➔ Im Ernst-Thälmann-Park in Prenzlauer Berg wurden neue Spiel- und Bewegungsangebote geschaffen, die allen Generationen zugutekommen. Eine Calisthenics-Anlage, moderne Fitnessgeräte und bequeme Sonnenliegen steigern die Attraktivität und fördern die vielseitige Nutzung des Parks.

➔ Der Spreepark setzt auf ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept, das ökologische und funktionale Aspekte vereint. Neben einem innovativen Verkehrskonzept steht auch ein effektives Regenwassermanagement im Fokus, das den Park an die Herausforderungen des Klimawandels anpasst.

Solarbänke als Trend in der nachhaltigen Stadtmöblierung

Solarbänke sind der neueste Trend im Bereich nachhaltigen Stadtmobiliars und smarter Städte. Diese multifunktionalen Sitzgelegenheiten sind mit Solarpaneelen ausgestattet, die Sonnenenergie speichern und für verschiedene Zwecke nutzbar machen. So bieten sie die Möglichkeit, mobile Geräte wie Smartphones oder Tablets über integrierte USB- oder kabellose Ladestationen aufzuladen. Solarbetriebene Parkbänke können mit Sensoren ausgestattet werden, die Daten zu Umweltdaten wie Luftqualität oder Temperatur erfassen. In einigen Städten sind sie sogar mit WLAN-Hotspots verbunden, um digitale Infrastruktur im öffentlichen Raum zu stärken. 

©Blue Corner Studio_Shutterstock

Ökosystemleistungen urbaner Parks

Berlin erkennt die vielfältigen Funktionen seiner Grünflächen an und bewertet sie als wichtige Ökosystemleistungen. Parks tragen zur Klimaregulation, Wasserretention und Luftreinhaltung bei und fördern zugleich die Gesundheit und das Wohlbefinden der Stadtbewohner. Studien zeigen, dass der regelmäßige Aufenthalt in grünen Oasen Stress reduziert und die körperliche Aktivität steigert, was die Lebensqualität in der Metropole spürbar verbessert.

Grünflächen spielen eine zentrale Rolle bei der Minderung von städtischen Hitzeinseln, indem sie durch Verdunstung und Beschattung die Temperaturen in dicht bebauten Vierteln senken. Ihre Fähigkeit, CO₂ zu binden und Sauerstoff zu produzieren, trägt ebenfalls erheblich zur Verbesserung der städtischen Umweltbedingungen bei. Diese ganzheitliche Betrachtung hilft, die Bedeutung von Grünflächen für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu unterstreichen und ihre langfristige Erhaltung zu sichern.

Zudem bieten Parks wertvolle Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten. Viele Berliner Grünflächen, wie der Botanische Garten oder der Britzer Garten, werden aktiv für Umweltbildung genutzt. Sie schaffen Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge und inspirieren Menschen, nachhaltiger zu handeln. So wird deutlich, dass städtische Grünflächen eine ästhetische Bereicherung und zugleich eine unverzichtbare Ressource für die Zukunft Berlins sind.

Bild: Achim Scholty via Pixabay

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