Sie gelten zu Unrecht als blutsaugende Ungeheuer: Unsere europäischen Fledermäuse sind harmlose wie nützliche Insektenfresser und spielen eine bedeutende Rolle im Ökosystem. Zahlreiche heimische Fledermausarten stehen mittlerweile als gefährdet auf der Roten Liste.
Gerade jetzt, wo sie an Halloween als gruselige Gestalten und schaurige Dekoration in den Mittelpunkt rücken, ziehen sich die Fledermäuse in ihre Winterquartiere zurück. Von Anfang November bis Ende März schlafen sie in kühlen, dunklen Hohlräumen wie Baumhöhlen oder Dachböden, in denen es idealerweise nicht kälter als drei bis neun Grad wird.
Fledermäuse verschlafen Halloween
Im Sommer und Herbst fressen sich die Fledertiere eine Fettreserve für den Winter an. Während ihres langen Winterschlafes fahren die Tiere dann ihre Körpertemperatur, Atmung und Herzfrequenz deutlich herunter, damit sie möglichst wenig Energie verbrauchen. Fast ein halbes Jahr verschlafen die Fledertiere so und erwachen erst im Frühjahr wieder.
Als „Vögel der Nacht“ regulieren Fledermäuse maßgeblich die Insektenpopulationen. Eine einzelne Fledermaus verschlingt pro Nacht etwa ein Drittel ihres eigenen Körpergewichts in Form von Insekten. Auf ihren Beutezügen legen sie bisweilen beeindruckende Entfernungen zurück. Sie fliegen in einer Nacht bis zu 100 Kilometer weit.
Die Mär vom gefährlichen Blutsauger
Von den weltweit mehr als 1.400 Fledermausarten ernähren sich nur drei Arten von Blut. Diese sogenannten Vampirfledermäuse leben ausschließlich in Mittel- und Südamerika. Mit spezialisierten Zähnen stechen sie kleine Wunden in Vögel oder die Füße von Wild- oder Nutztieren wie Rindern und lecken das austretende Blut auf.
Als nach der Entdeckung Lateinamerikas am Ende des 15. Jahrhunderts die Nachricht blutsaugender Fledermäuse nach Europa drang, wurden Wahrheit und Dichtung stark vermischt. So schienen plötzlich alle Fledermäuse Blut zu trinken. Der blutsaugende Vampir wurde mit der Zeit zu einem Mythos, der auch aus der modernen Kulturgeschichte nicht wegzudenken ist.
Lebensraum und Nahrungsangebot schwinden
Wenn es nicht genug Insekten als Nahrung gibt, verschwinden auch die Fledermäuse. Von Insektensterben sind also auch die Fledermauspopulationen betroffen. Zusätzlich benötigen sie ausreichend Fels- und Baumhöhlen als Schlafplatz. Auch diese sind aufgrund der intensiven Bau- und Forstwirtschaft immer mehr Mangelware. Selbst aus menschengemachten Alternativen wie Kirchtürmen, Dachböden und Kellern werden sie durch Bau- und Sanierungsarbeiten immer wieder vertrieben. Heute sind zahlreiche heimische Fledermausarten auf der Roten Liste zu finden.
Alte Bunker als neues Heim
In Sielmanns Naturlandschaften und Biotopverbünden finden Fledermäuse wiederum noch genügend geeignete Tages- und Winterquartiere sowie Nahrungsquellen. Alte Bunkeranlagen auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen der Döberitzer Heide und Tangersdorfer Heide in Brandenburg wurden zum Beispiel speziell zu Fledermausquartieren umgewidmet. Auch von den regelmäßigen Landschaftspflegemaßnahmen der Heinz Sielmann Stiftung profitieren die Fledermäuse, da sie auf offenen Heideflächen und an lichten Waldrändern gut nach Insekten jagen können.
Sechs der insgesamt 25 in Deutschland heimischen Arten leben allein in der Döberitzer Heide. Dazu gehört das weit verbreitete Große Mausohr (Myotis myotis). Diese Art jagt nur selten im Flug, sondern krabbelt über den Boden auf der Suche nach Insekten. Ideale Lebensbedingungen finden Fledermäuse auch im Görlsdorfer Wald in Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen. Hier wurden sogar 14 Fledermausarten nachgewiesen, darunter mit der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) eine besonders seltene Art.
Über das Jahr hinweg bietet die Heinz Sielmann Stiftung zahlreiche Veranstaltungen und Führungen zu den Fledermäusen an. Für Kinder bis zwölf Jahren findet am Freitag, 03.11., eine Nachtwanderung mit anschließender Übernachtung im Natur-Erlebniszentrum Wanninchen statt.
Weitere Infos zum Termin und zur Anmeldung unter www.sielmann-stiftung.de
Bilder: Florian Amrhein / Silemann Stiftung
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