Kennen Sie Tatarstan und Kazan?

Blick über die Wolga auf den Kazaner Kreml mit Kul-Sharif Moschee und Maria-Verkündigungs-Kathedrale.

Tatarstan und Kazan. Nein, nicht Kasachstan oder Tadschikistan. Ca. 700 km östlich von Moskau gelegen gehört Tatarstan zur Russischen Förderation. Landschaftlich prägt Mütterchen Wolga die souveräne Republik. Kazan, am Zusammenfluss von Wolga und Kazanka, ist mit über einer Millionen Einwohnern die Hauptstadt der Republik Tatarstan.

Tatarstan_Kazan Die Tatarin Saphir und Albert, Russe, sind überglücklich. Sie haben gerade geheiratet. Die zwei sind charakterlich für Kazan, denn hier sind 48% der Bevölkerung Russen und 47 % Tataren. Die beiden jungen Leute gehören zu den ca. 6000 Brautpaaren, die sich jährlich im Hochzeitspalast von Kazan das Ja-Wort geben. Ursprünglich entstand das besondere architektonische Bauwerk in Form eines Kessels (Kazan bedeutet Kessel) zur internationalen Studenten- Olympiade“Universiade 2013“ als Pressezentrum. Danach wurde es  zum Haus der Hochzeit umgewidmet. Bis zu 70 Paare erhalten hier täglich das offizielle Dokument  der Eheschließung für 300 Rubel im „normalen“ Standesamt oder in der „Goldenen Halle“ für 3000 Rubel. Oben auf der Aussichtsplattform des  „Hauses der Familie“ treffen sich auch schon mal drei oder vier Hochzeitsgesellschaften gleichzeitig, um bei einem herrlichen Ausblick über Kazan ihre Hochzeitsfotos zu machen.

Vom Hochzeitspalast, dem jetzigen Wahrzeichen der Stadt, schaut man fasziniert zu den vielen Kirchturmkuppeln und Minaretten, zu den Gebäuden des dominanten weißen Kremls und zum schiefen Turm von Kazan.

Der schiefe Turm von Kazan
Der schiefe Turm von Kazan

Dieser Turm, bis 2013 Wahrzeichen der Stadt, wurde der Legende nach im 16. Jhd. als Bedingung von Prinzessin  Sujumbike für die Heirat mit Iwan der Schreckliche gebaut.  Sie war der Annahme, dass dieser Bau innerhalb des Kremls in 7 Tagen nicht gelingt. Und da sie diese Hochzeit unter keinen Umständen wollte, stürzte sie sich von dem dann fertiggestellten 59 m hohen Turm. Die Neigung entstand im Laufe der Zeit auf Grund des wässrig sandigen Untergrundes. Der Sujumbike-Turm befindet sich innerhalb der der noch z.T. erhaltenen alten Kremlmauern.

Kremlanlage von Kazan
Kremlanlage von Kazan

Es bietet sich an, mehrmals, auch nachts, durch den Kreml zu schlendern. Die Anlage präsentiert sich mit Kirchen und Mocheen, Denkmälern und kleinem  Park vielfältig und interessant und gehört  seit dem Jahr 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Highlights des Kremls, die Kul-Sharif Moschee und die Maria-Verkündigungs-Kathedrale dokumentieren das friedliche Miteinander unterschiedlicher Glaubensformen seit Jahrhunderten. Mit der offiziellen Gründung Kazans 1005 als Handelsort, islamisch geprägt, ließ mit der Eroberung Kazans 1552 Iwan der Schreckliche die Moscheen zerstört. Erst im 18. Jahrhundert  hob Katharina II. bei ihrem Besuch in Kazan das Verbot auf, Moscheen zu errichten. Heute gehören die Kazaner Tataren und Russen jeweils dem Islam oder der russisch-orthodoxen Kirche.. Damit wurde Kazan Symbol für das friedliche Zusammenleben der muslimischen und orthodoxen Bevölkerung von Tatarstan. Unvermutet, am Randgebiet von Kazan, überrascht ein an Gaudi oder Hundertwasser  erinnerndes Gebäude: Der Tempel aller Religionen.

Tempel der Religionen
Tempel der Religionen

Der Architekt und Maler Eldar Chanow  griff 1992 die Idee der Religionsvielfalt  mit Elementen der orthodoxen Kirche, einer Moschee und einer Synagoge in seinem imposanten Bauwerk auf. Leider noch nicht ganz vollendet wechseln sich auf dem Gebäude 16 bunte Kuppeln  und  Türmchen in bunten prächtigen Farben, Mustern und Mosaike ab. Als Symbol der 16 Weltreligionen. 30 km weiter lädt der alte Ort Swijaschsk mit seinen historischen Anlagen und neuen Häusern zum Besuch ein. Von Iwan dem Schrecklichen an der Wolga strategisch errichtet, entstanden einmalige Klöster und Kirchen, die während der Sowjetzeit zerfielen oder als Gulag genutzt wurden. Seit 1993 erfährt der Ort mit seiner Kulturhistorie eine neue Würdigung:  die russische Kirche erhielt das Land zurück,  u.a. wurden die Kathedrale der Freude aller Leiden und die Kirche Constantin und Elena mit dem Ikonenbild der Zarenfamilie Romanow restauriert.

Ein ethnisches Museum, ein  tatarisches Dorf sowie Restaurants und viele neue Wohnhäuser entstehen. Nur Gärten mit alten Bäumen lassen noch die einstigen Holz-Datschen- ohne Strom und Wasseranschluss erahnen. Mit Anbindung an das umliegende Straßennetz 2008 ist der einstige Inselstatus vorbei und Swijaschsk erfährt durch steigende Besucherzahlen einen wirtschaftlichen  Aufschwung.
Tartastan_Weliki BolgarSwijaschsk entwickelte sich seit Jahrhunderten als ein Ort von vielen am Ufer der  Wolga. Hier leben friedlich verschiedene Ethnien, slawische, türkische und finnisch-ugrische mit unterschiedlichsten Religionen. Ein Ausflug auf Mütterchen Wolga von Kazan nach Weliki Bolgar (ca. 2 Std.) macht die unbeschreibliche Faszination dieses Flusses und seinen Mythos erlebbar. Im Flußhafengebäude von Weliki Bolgar präsentiert das 2014 eröffnete Museum der bulgarischen Zivilisation umfangreich und anschaulich die Geschichte der  Wolga-Bulgaren und Tatartistans. Das selbstverständliche Nebeneinander  von Mosche und Kirche beeindrucken im Ort ebenso wie  im Koranmuseum einer der größten Korane der Welt mit 1,5 x 2 Metern und  800 kg.

Das besondere Highlight, die weiße Moschee mit 88 Säulen und 2 Minaretten, die an den Taj Mahal erinnert, ragt imposant in die Landschaft. Weliki Bolgar ist  anerkanntes Weltkulturerbe der UNESCO und so ist es selbstverständlich, dass die großen Wolgaschiffe hier zum Stopover anlegen. Überhaupt sind Tatartistan, speziell die Hauptstadt Kazan, touristisch gut aufgestellt. In Russland liegt Kazan auf Platz 4 der TOP 10 Tripadvisor Traveller‘s Choice 2016 nach St. Petersburg, Moskau und Sotchi. Bei  den Besuchern aus aller Welt nehmen die Türkei Platz 1, China Platz 2 und Deutschland Platz 3 ein. Jekaterina Barabanova, Stellvertreterin des Vorsitzenden des Staatskomitees für Tourismus in Tatarstan betont, dass 2,8 Million Gäste 2015  Kazan besuchten. Kleines Reise-Handicap für internationale Besucher bleibt die Visapflicht. Jedoch sollte man sich davon nicht abschrecken lassen und die Einzigartigkeiten Kazans besuchen.

Und das nicht nur zur kommenden Fussballweltmeisterschaft6 2018. Kazan heißt aus dem Alttürkischen übersetzt „großer Kessel“. Und dieser Kessel bietet alles: Tradition und Moderne, Kultur und Sport, Wirtschaft und Wissenschaft, Natur und Abenteuerund vor allem gastfreundliche Menschen.

 

Mit rund 140 Hotels, davon präsentieren sich allein acht Hotels als spezielle Hotels für Hochzeiten oder Flitterwochen im Internet, ist man auf eine große Anzahl von Besuchern vorbereitet. Warum sollte es nicht die Hochzeitsreise nach Tatartistan sein, anstelle von Las Vegas?

Tartastan_Weliki BolgarAuf Wiedersehen in Kazan, oder Saubuligiz auf tatarisch.

(Artikelfoto: Kazan , Fotos: ©Berndt, Gütte)

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