Packman-Gründer Hatu González über 28 Jahre Hundetraining und das Geheimnis des Rudels

Hatu González, Gründer von Der Packman, widmet sein Leben dem Training und der Sozialisierung von Hunden.

Wenn es um Hundetraining geht, scheiden sich oft die Geister. Methoden, Tipps und vermeintliche Wahrheiten kursieren in Büchern, Kursen und im Internet, doch was funktioniert wirklich? Einer, der es wissen muss, ist Hatu González, Gründer von Der Packman. Seit 28 Jahren widmet er sein Leben dem Training und der Sozialisierung von Hunden. Über 7.000 Tiere hat er in dieser Zeit begleitet. Wir haben mit ihm über seine Erfahrungen, Missverständnisse in der Hundewelt und die besondere Bedeutung des Rudels gesprochen.

Berliner Lokalnachrichten: Herr González, 28 Jahre Hundetraining, mehr als 7.000 Hunde, wenn Sie zurückblicken: Was hat Sie am meisten geprägt?

Hatu González: Am meisten geprägt hat mich das Rudel selbst. Viele Menschen denken beim Hundetraining sofort an Leckerlis, Sitz und Platz. Aber die eigentliche Grundlage liegt viel tiefer. Hunde sind soziale Wesen, sie verstehen die Welt über das Rudel, über die Gruppe. Meine größten Aha-Momente kamen immer dann, wenn ich zugeschaut habe, wie Hunde miteinander kommunizieren, wie sie Konflikte lösen oder auch wie sie junge Hunde anleiten. Diese Dynamik ist mächtiger als jede einzelne Trainingsmethode.

Berliner Lokalnachrichten: Sie sprechen vom Rudel als Fundament. Was genau meinen Sie damit?

González: Stellen Sie sich ein Rudel wie eine Schule vor. Ein Welpe lernt nicht durch ein einzelnes Kommando, sondern indem er Teil eines funktionierenden sozialen Systems wird. Wenn ein Welpe in ein bestehendes Rudel kommt, beobachtet er, wie die anderen Hunde sich verhalten. Er lernt automatisch Grenzen, Respekt, Spielregeln. Dieses Lernen im Rudel kann kein Mensch ersetzen. Deshalb setze ich so stark auf die Pack-Sozialisierung. Es ist der Kern meiner Arbeit und auch der Grund, warum ich überzeugt bin, dass Hunde im Rudel besser und stabiler sozialisiert werden.

Berliner Lokalnachrichten: Sie haben den Schwerpunkt auf Welpen gelegt. Warum ist diese Phase für Sie entscheidend?

González: Welpen sind ungeschriebene Blätter. Sie sind frei von den alten Mustern oder Problemen, die sich über Jahre bei manchen Hunden festgesetzt haben. Bei ihnen kann man Verhalten noch prägen, bevor es zu einem Problem wird. Ich sage oft, ein Welpe ist wie ein roher Diamant. Wenn er die richtigen Erfahrungen im Rudel macht, dann wächst er zu einem stabilen, ausgeglichenen Hund heran. Ich arbeite deshalb lieber mit Welpen, weil es präventiv ist. Natürlich helfe ich auch bei schwierigen Fällen, aber es ist ein Unterschied, ob man Probleme verhindern oder sie nach vielen Jahren korrigieren muss.

Berliner Lokalnachrichten: Welche Rolle spielen Menschen in diesem Rudel-Konzept?

González: Eine sehr wichtige, aber eben nicht die, die viele denken. Der Mensch ist nicht der Drill-Sergeant, sondern derjenige, der für Ruhe, Struktur und Vertrauen sorgt. Hunde orientieren sich an Stabilität. Wenn ein Mensch im Alltag Gelassenheit ausstrahlt, dann überträgt sich das aufs Rudel. Ich sage meinen Kunden immer: Dein Hund ist dein Spiegel. Wenn du hektisch bist, wird dein Hund unruhig. Wenn du klar und ruhig bist, folgt er dir. Es geht also nicht um Macht, sondern um Balance.

Berliner Lokalnachrichten: In Ihren 28 Jahren haben Sie sicher viele Missverständnisse erlebt. Welche Irrtümer halten sich besonders hartnäckig?

González: Da gibt es einige. Zum Beispiel die Idee, dass man jeden Hund mit denselben Methoden erziehen kann. Hunde sind Individuen. Ein Labrador braucht oft andere Impulse als ein Schäferhund. Die Rasse spielt eine Rolle, aber noch wichtiger ist es, die Energie des Hundes, seine Rolle und seinen Charakter im Rudel zu kennen. Ein weiterer häufiger Irrtum ist, dass sich alles mit Leckerlis lösen lässt. 

Berliner Lokalnachrichten: Können Sie ein Beispiel geben, wie so ein Aha-Moment in Ihrer Arbeit aussieht?

González: Ein schönes Beispiel ist ein Welpe, der Angst hatte, ins Wasser zu gehen. Mit klassischem Training hätte man versucht, ihn Schritt für Schritt mit Futter zu locken. Ich habe ihn stattdessen ins Rudel integriert, in dem mehrere Hunde begeistert ins Wasser sprangen. Innerhalb weniger Minuten war seine Angst vergessen, er folgte den anderen. Das zeigt, wie mächtig das Lernen im Rudel ist. Kein Leckerli der Welt hätte diese Wirkung gehabt.

Berliner Lokalnachrichten: Sie haben über 7.000 Hunde begleitet. Gibt es eine Erfahrung, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

González: Ja, mehrere. Aber einer, der mir immer im Kopf bleibt, war ein Straßenhund aus Spanien. Er war extrem scheu, traute keinem Menschen. Viele hätten gesagt, das ist ein hoffnungsloser Fall. Ich habe ihn langsam in mein Rudel integriert. Er hat den Hunden zugeschaut, gesehen, dass sie mir vertrauen. Stück für Stück hat er sein Misstrauen verloren. Nach Monaten kam der Tag, an dem er von sich aus zu mir kam, ohne Angst, ohne Zögern. Das war für mich einer dieser Momente, die zeigen, dass Geduld, Rudel und Vertrauen mehr bewirken als Druck oder Zwang.

Berliner Lokalnachrichten: Das klingt sehr nach einem ganzheitlichen Ansatz. Wie unterscheiden Sie sich damit von klassischen Hundeschulen?

González: Klassische Hundeschulen konzentrieren sich oft auf Kommandos und Technik. Sitz, Platz, Fuß, das sind Werkzeuge. Aber sie lösen nicht das Grundproblem, wenn ein Hund unsicher oder aggressiv ist. Ich setze beim Fundament an. Erst wenn ein Hund im Rudel sicher ist, kann er wirklich lernen. Man könnte sagen: Ich baue das Haus von unten nach oben, nicht von oben nach unten.

Berliner Lokalnachrichten: Wenn man Ihnen zuhört, merkt man, dass Sie mit viel Leidenschaft bei der Sache sind. Was treibt Sie nach 28 Jahren noch an?

González: Die Hunde selbst. Jeder Hund bringt eine neue Geschichte mit, jede Begegnung lehrt mich etwas. Und natürlich die Menschen, die sehen, wie sich ihr Hund positiv entwickelt. Es gibt nichts Schöneres, als wenn jemand sagt: „Mein Hund ist jetzt ein Teil der Familie, weil er ausgeglichen ist.“ Das motiviert mich jeden Tag.

Berliner Lokalnachrichten: Zum Schluss: Was würden Sie Hundehaltern als wichtigsten Rat mitgeben?

González: Beobachten Sie Ihren Hund und lernen Sie, wie er kommuniziert. Hunde sprechen ständig, nur nicht mit Worten, sondern mit Körpersprache, Energie, Verhalten. Und vergessen Sie nie: Ein Hund braucht soziale Kontakte, er braucht das Rudel. Alleine kann er nicht das lernen, was ihn zu einem stabilen Begleiter macht. Wer das versteht, der hat den Schlüssel in der Hand.

Mit seiner Philosophie zeigt Hatu González, dass Hundetraining weit mehr ist als Kommandos und Belohnungen. Es geht um Vertrauen, Rudelstrukturen und die richtige Prägung im frühen Alter. Nach 28 Jahren und über 7.000 Hunden hat er nicht nur unzähligen Tieren geholfen, sondern auch ein Stück weit unser Verständnis von Hundeverhalten verändert.

Bild: Privat

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