Wie wir in Zukunft bezahlen werden – Berlin als Vorreiter?

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Jeder kennt, viele haben es und tragen es jeden Tag mit sich herum. Die Rede ist von Bargeld. In Form von Münzen und Banknoten ist es täglich beim Einkaufen mit dabei. Und ohne Bargeld ist es undenkbar, in der Kantine oder beim Italiener um die Ecke zu bezahlen. Geht es um die BVG, wird zumindest in der Straßenbahn in Zukunft auch ohne Bargeld gehen. Medienberichten – unter anderem der B.Z.– zufolge wollen die Verkehrsbetriebe in eine neue Bezahl-Offensive gehen. Fahrkarten für die Bahnen lassen sich dann einfach mit der Karte lösen.

Eine willkommene Initiative. Viele Fahrgäste kennen die Situation: Vor Automaten geht der Griff in die linke, dann die rechte Jackentasche und ins Portemonnaie. Leider ist Kleingeld grade Fehlanzeige. Mit dem bargeldlosen Zahlen wird der Alltag leichter. Bereits heute nutzen viele Verbraucher in Deutschland und Berlin die Möglichkeit, einfach mit der Karte zu zahlen. Statt immer Bargeld abgezählt mitzuführen, wird die Karte durch das Lesegerät gezogen – fertig. Unkomplizierter und augenscheinlich sicherer. Schließlich kann nur die Karte, aber nicht das Geld verlorengehen. Gerade in Berlin – als Start-Up und Innovationscity – könnte das Bezahlen in Zukunft vielleicht noch ein Stück anders aussehen.

Von kontaktlosem Bezahlen und Online-Zahlungsdiensten

Ohne einen Cent Bargeld in der Tasche zahlen – seit Bankkarten existieren, ist dies kein Problem. Allerdings sind zwei wichtige Voraussetzungen zu erfüllen: Auf der einen Seite muss der POS (Point of Sale) die Karte akzeptieren. Und andererseits ist natürlich eine Deckung des Kontos Bedingung. Seit einigen Jahren ist neben der Kartenzahlung für Kleinbeträge noch eine zweite Option möglich – das kontaktlose Bezahlen. Letzteres basiert auf einem Chip und ein Lesegerät. Beide kommunizieren miteinander, sobald der Chip eine festgelegte Distanz zum Lesegerät überwindet. In der Praxis handelt es sich um wenige Zentimeter. Basis der Technik ist die Nahfeld-Kommunikation (NFC). Ausgestattet werden können mit den Chips zum Beispiel eine Plastikkarte oder ein Smartphone. Beide Varianten sind heute bereits im Einsatz und haben sich bewährt.

Aufgrund der Bedeutung des Internets als Handels- und Marktplatz ist eine dritte moderne Bezahlmethode entstanden, die komplett ohne Bargeld auskommt. ePayments beruhen auf der Idee, dass Zahlungen innerhalb kürzester Zeit zwischen Versender und Empfänger transferiert werden. Gerade im Versandhandel, wo es um Waren, Dienstleistungen oder immatrielle Güter (wie zum Beispiel Software, eBooks, usw.) geht, haben sich diese Bezahldienste – zu denen unter anderem PayPal oder Neteller gehören – bewährt. Der Vorteil liegt im hohen Komfort der ePayments und der Tatsache, mit deren Hilfe Zahlungen quasi wie in Echtzeit abwickeln zu können. Das Problem: Transaktionen funktionieren nur innerhalb eines Netzwerks. Nutzer eines Bezahldienstes können nicht ohne Weiteres Geld zum Konto eines anderen Bezahldienstes überweisen. Genau hier liegt ein Nachteil. Wer als Merchant/Shop-Betreiber Kunden nicht zum Absprung „animieren“ will, muss eine größere Palette verschiedener Bezahldienste anbieten. Heißt auf der anderen Seite für den Verbraucher, dass ein Kundenkonto bei Payments-Providern oft nicht reicht.

Woher kommen die Innovationen?

Wer entscheidet, wie in Zukunft bezahlt wird? Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob die Bezahldienste alle Trumpfkarten in der Hand halten. Allerdings ist eine solche Sichtweise nur Teil der Wahrheit. Entscheidend ist am Ende auch, wie Nutzer den Bezahldienst sehen – sprich ob er auf Akzeptanz stößt oder nicht. In letzterem Fall dürfte auch eine gute Idee relativ schnell wieder in der Versenkung verschwinden. Viele Ideen für neue Bezahlsysteme kommen heute übrigens nicht – wie vielleicht zuerst gedacht – von Banken.

Gerade im Segment der Online Bezahldienste sind es eher technikorientierte Unternehmen, welche eine Vorreiterrolle einnehmen. Für Unternehmen, welche den Finanzsektor umkrempeln wollen und dazu auf Digitalisierung setzen, hat sich in den letzten Jahren der Begriff FinTech etabliert. Abgeleitet von Finanztechnologie, geht es um eine Verschmelzung etablierter Finanzdienstleistungen mit den technischen Methoden des 21. Jahrhunderts. Neben mobilen Bezahlmöglichkeiten geht es den Unternehmen auch um neue Methoden der Kreditvermittlung und auch Revolutionen bei der Geldanlage.

FinTechs: Warum gerade Berlin?

Gründerportale wie gruenderszene.de oder deutsche-startups.de sehen in Berlin immer noch einen der Standorte, welcher im FinTech-Segment zu den deutschen Vorreitern gehört. Ein Pluspunkt der Hauptstadt ist sicher die Dichte an Akademikern. Sowohl im Bereich der IT-Wissenschaften als auch bei den Wirtschaftswissenschaften steckt dank der verschiedenen Hochschulen Potenzial in Berlin. Kombiniert mit der Infrastruktur bietet die Stadt ein Start-Up-freundliches Umfeld.

Wie könnte die Entwicklung in Zukunft aussehen?

Ist Bargeld am Ende? In einigen Ländern scheint dieser Moment nicht mehr sehr weit weg zu sein. Deutsche Verbraucher setzen dagegen auch weiterhin auf Bargeld. Für FinTechs macht diese Liebe zu Münzen und Banknoten zwar die Arbeit schwieriger. Allerdings ist Deutschland auch nicht der Nabel der Welt. Und wird sich den Entwicklungen im Ausland nicht verschließen können. Online Wallets gewinnen an Bedeutung. Diese Erkenntnis verblüfft kaum noch, da viele Verbraucher inzwischen im Internet einkaufen – auch Dinge, die den Kühlschrank füllen. Beim Bezahlen könnte es in Zukunft auch so ablaufen, dass biometrische Daten als Authentifizierung zum Einsatz kommen – wie Augenscans oder der Fingerabdruck. Einen entsprechenden Ausblick in die Zukunft hat beispielsweise die WirtschaftsWoche vor einigen Jahren gewagt. Ob sich solche Methoden beim Bezahlen durchsetzen (und wann), wird auch davon abhängigen, wie es um die Sicherheit bestellt ist.

Fazit: Beim Bezahlen wird’s bargeldloser

Werden unsere Enkelkinder mit dem Begriff Bargeld noch etwas anfangen können? Wie die Antwort auf diese Frage ausfällt, hängt vom persönlichen Standpunkt ab. Viele Verbraucher in Deutschland hängen am Bargeld. Ein Grund ist die Angst vor der Entmündigung, wenn Geld in seiner gewohnten Form verschwindet. Aber: Angesichts der zunehmenden Verbreitung und des Erfolgs der FinTechs führt kein Weg daran vorbei, sich mit der Zukunft des Bezahlens zu beschäftigen. Gerade, wenn es um den Versandhandel geht, ist Bargeld ins Hintertreffen geraten. Hier haben sich Bezahldienste durchgesetzt. Im Geschäft um die Ecke greifen viele Haushalte aber immer noch ins Portemonnaie.

Bildquelle: ©fotolia.com/Chaay_tee

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