Am Bahnhof Ostkreuz grüßt schon von Weitem der Wasserturm mit seiner Pickelhaube. Nun steht das Wahrzeichen zum Verkauf – innovative Ideen für das mittlerweile 102 Jahre alte Relikt sind sehr willkommen.
Einst versorgte das inzwischen 102 Jahre alte Relikt Dampflokomotiven mit Wasser. Längst ist der 50 Meter hohe Wasserturm zum markanten Wahrzeichen des S-Bahnhofes Ostkreuz geworden. Das geschwungene schiefergedeckte Dacht erinnert an eine preußische Pickelhaube, der Turmschacht ist mit violetten Klinkern verkleidet. Jetzt steht der Turm verlassen da, denn genutzt wurde er schon lange nicht mehr.
Hindernisse wegen Denkmalschutz
Die Bahn selbst hat als Eigentümer keine Pläne und sucht Käufer für das ungewöhnliche Bauwerk. Man sei für alle Nutzungsideen offen, heißt es. Der Preis sei Verhandlungssache und bemisst sich, laut eines Bahnsprechers, nach dem Umfang der erforderlichen Investitionen und hängt auch von dem künftigen Nutzungskonzept ab. Trotz vieler Ideen gestaltet sich die Käufer-Suche schwieriger als gedacht. Die Lage ist zwar ausgesprochen attraktiv, allerdings können hier beispielsweise die Errichtung eines Clubs nicht verwirklicht werden, weil das Gebäude seit 1978 unter Denkmalschutz steht.
Es müsste eine Menge gemacht werden: Der steile Aufstieg – der derzeit nur durch ein enges Stahlrohr zu bewältigen ist – erweist sich für Interessenten als schwierig. Im Turm an sich ist es dunkel, da so gut wie keine Fenster vorhanden sind. Hinzu kommt, dass die Fläche von Bahngleisen eingeschnürt ist und der Wassertank im Erdgeschossbereich viel Platz wegnimmt – die Kessel und hydraulischen Anlagen zu entfernen, würde enorm kostenintensiv werden. Rund 110.000 Euro könnte das Entweiden der Technik kosten. Da früher oder später eine umfangreiche Instandsetzung ansteht, sollten Bewerber dem finanziell gewachsen sein, meint Cord Meyer von der Deutschen Bahn.
Restaurant, Wohnungen, Galerie?
Dafür entschädigt der tolle Ausblick auf Spree, Rummelsburger Bucht und den Boxhagener Kiez. Daher wäre es laut dem SPD-Abgeordneten Sven Heinemann auch eine Idee, den Turm teilweise öffentlich zu nutzen. Ebenfalls diskutiert wurde der Vorschlag, hier ein Panorama-Restaurant mit Fensterband, das eine Rundumsicht bis zum Fernsehturm erlaubt, zu eröffnen. Das zweigeschossige Restaurant hätte auf 195 Quadratmetern Raum für 48 Sitzplätze. Auch das Wohnen in mehrgeschossigen Maisonette-Einheiten wäre möglich – bei fast zehn Metern Durchmesser hat eine Etage rund 70 Quadratmeter zu bieten. Denkbar wäre darüber hinaus eine Galerie im oberen Bereich des Turms.
Laut Bahn möchte man keinen „Schnellschuss“, denn Architekten und Denkmalpfleger könnten hier an ihre Grenzen kommen – beispielsweise wenn es darum geht, wie potenzielle Bewohner inmitten des ratternden S-Bahn-Verkehrs ihre Ruhe finden sollen. Allerdings sei der Turm ein ganz besonderes Gebäude, in einem Gebiet, das durch den Ausbau des Bahnhofs Ostkreuz an Bedeutung gewinnen wird. In ein paar Jahren sollen auch die Regionalzüge nach Potsdam, zum Flughafen BER und anderswohin unter dem Turm halten. So könnten laut Bahn noch ein bis zwei Jahre vergehen, bis der Verkauf über die Bühne geht.
Dieser Artikel wurde uns zur Verfügung gestellt vom Stadtteilportal QIEZ / Text: Susann Prautsch
(Foto: Das Wahrzeichen des S-Bahnhofs Ostkreuz: Der Wasserturm. Foto: Wikipedia – ©Wo st 01/Wikipedia / CC BY-SA 3.0)
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