
„Der Herzog für das Volk(sbegehren)“ – Bis vor kurzem fand man mit Google unter dem Namen Felix Herzog hauptsächlich einen Strafrechtsprofessor aus Bremen. Jetzt findet man auch einen jungen Neo-Berliner.
Grund dafür ist das beinahe unheimliche Medienecho, das der 28-jährige Felix Herzog mit seinen jüngsten politischen Aktionen ausgelöst hat. Denn eigentlich ist der gebürtige Süddeutsche eher unscheinbar. Trifft man ihn, dann ist er umgänglich, wird selten laut – ein Denker. Aber einer, der zu reden weiß, wenn es aus seiner Sicht notwendig ist.
Notwendig war es zuletzt, als es um die Zukunft Tempelhofs ging. Als einer der führenden Köpfe der Bürgerinitiative „100% Tempelhofer Feld“ hat Felix Herzog maßgeblich dazu beigetragen, dass das Volksbegehren nun in einen Volksentscheid mündet. Im Fahrtwind dieses jüngsten Erfolgs – und auch trotz Kritik vieler Tempelhof-Mitstreiter – macht der Aktivist nun mobil gegen Berlins amtierenden Bürgermeister Wowereit. Er will ihn – ebenfalls per Volksbegehren – zum vorzeitigen Rücktritt zwingen.
„Das war keine Schnaps-, bestenfalls eine Bieridee“, antwortet Herzog ganz ernst auf die Frage, ob er an den Erfolg dieses zweiten Volksbegehrens glaubt. Und Bier auch nur deshalb, weil er in der Stammkneipe vielleicht nicht ganz nüchtern, aber doch sachlich mit vielen Leuten über die Unzufriedenheit mit der Berliner Stadtregierung gesprochen hat.
Als persönlichen Angriff auf Wowereit will Herzog seine Initiative www.wowereit-ruecktritt.de aber nicht verstehen: „Er ist einfach amtsmüde, macht unkreative Politik. Ganz anders als am Anfang“, verhehlt der Querdenker nicht seine ursprünglich vorhandene Sympathie mit dem nun oft unbeliebten Bürgermeister.
Falls Wowereit noch vor Veröffentlichung dieses Artikels zurücktreten sollte … wäre Herzog das auch recht. Ansonsten „werde ich das Vorhaben zu 100% durchziehen“.
Woher er seinen Widerstandsgeist ursprünglich hat, weiß der Neuköllner selbst nicht. Irgendwie ist es ihm aber auch egal. „Ich bin seit über 15 Jahren politisch aktiv“, meint er lapidar. Die Historie seines Engagements spannt einen gewaltigen Bogen von der evangelischen Jugend in seiner Heimat Weilheim über Ausflüge Richtung linksextrem, inklusive G8-Protest-Teilnahme in Genua, bis hin zur SPD-Mitgliedschaft (in Bayern). Die hat Herzog aber 2012 wieder revidiert.
Bleibt die Frage, was unser Wutbürger des Monats von all diesem Aktivismus hat?
Nicht viel, außer ein gutes Gefühl (und vielleicht ein klein wenig kurzzeitigen Ruhm). Genau das Gegenteil von dem, was der 28-jährige studierte Statistiker verspürt, wenn etwas nicht so läuft, wie es seiner Meinung nach soll. Er würde sich zwar selbst nie Wutbürger nennen, aber trotzdem ist er einer. Seine Wut ist dabei nicht die des jähen Zornes, sondern eine Art beständiger Dorn im Fleisch seines Gerechtigkeitssinns. Dazu passt auch der Kampfsport, den er sich als Ausgleich gönnt: Judo, mitunter auch ein zähes – aber stets faires – Ringen mit dem Gegner.
Infos und Kontakt: www.felixherzog.de
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