In Tschechien ist es wegen der Corona-Krise bereits verboten, ohne Mundschutz aus dem Haus zu gehen, in Deutschland rufen Promis zum Tragen von Atemmasken in der Öffentlichkeit auf und auch der Berliner Senat empfiehlt den Bürgern, besonders dort, wo keine zwei Meter Abstand eingehalten werden können, einen Mundschutz zu tragen. Doch so eine Atemmaske ist in diesen Tagen fast nirgendwo mehr zu bekommen und die besonders sicheren der Schutzklasse FFP2 oder FFP3 sind dem medizinischen Personal vorbehalten und im privaten Bereich eine Materialverschwendung. Was also tun?
Zum Glück gibt es noch Menschen, die eine Nähmaschine haben und nähen können! Und nachdem viele findige Berlinerinnen und Berliner schon Desinfektionsmittel selbst hergestellt haben, nähen sie jetzt ihre behelfsmäßigen Atemschutzmasken selbst! Ja, tatsächlich, wir sprechen von Deutschland im Jahre 2020, nicht 1920! Dafür gibt es auch Anleitungen von berufenen Stellen wie Ärztekammer oder Krankenhäusern.
Das Material für einen behelfsmäßigen Mund-Nasen-Schutz hat man zuhause
Man braucht nicht viel: etwas Baumwollstoff in weiß oder einem Motiv eigener Wahl (wenn schon, dann kann man es ja auch schön machen!), etwas Molton-Gewebe, das Flüssigkeit gut absorbiert, als Einlage, ein paar Bänder zum festbinden am Kopf sowie etwas Pfeifendraht für die Nasenpartie. Wichtig zu beachten ist dabei: Die selbst genähten Mund-Nase-Masken sind nur ein bedingter Schutz, dienen vor allem dem Schutz der anderen, indem die eigenen, möglicherweise infizierten Spucketröpfchen beim Sprechen nicht so weit gestreut werden. Und je mehr Menschen diese behelfsmäßigen Masken tragen, umso mehr kommt das Gesundheit aller zugute! Selbst wenn sie Viren von außen nur bedingt abhalten. Deshalb können sie auch nicht im Krankenhaus eingesetzt werden. Aber besser als gar kein Schutz sind sie allemal!
Der selbst genähte Mundschutz sollte nicht zu lange getragen werden, denn sobald er feucht wird, verliert er jegliche Schutzwirkung. Deshalb macht man sich selbst am besten gleich mehre, die man über den Tag wechseln und am Abend auswaschen kann.
Hong Kong Maske erhöht die Abschirmung auch vor kleinen Partikeln
Allerdings kann man den Schutz der Masken deutlich erhöhen, wie eine Untersuchung aus Hong Kong zeigt. Und zwar einfach, in dem man ein Papiertaschentuch oder ein Küchenpapier innen in die Maske einlegt. Bei einer einfachen Lage ist der Schutz schon bei 46% bzw. 75% und übersteigt damit den Schutz, den manche der Masken bieten, die Ärzte bei Operationen tragen. Wenn man das Papier doppelt legt, dann fällt zwar das Atmen schwerer, weil weniger Luft hindurch kommt, wie die rechte Spalte zeigt, dafür erhöht sich die abschirmende Wirkung, die so genannte Filtrationseffizienz, noch einmal deutlich auf fast 70% beim Papiertaschentuch und beinahe 90% beim Küchenpapier. Damit ist man schon nah dran an einem FFP2-Filter, der bei korrektem Sitz mehr als 95% Sicherheit vor Viren bieten soll.
Facebook-Gruppe koordiniert das Nähe und Verteilern der Masken
Wer gut nähen kann und Zeit hat, kann sich auch der Facebook-Gruppe „Mundschutz nähen ehrenamtlich“ anschließen, die ehrenamtlich behelfsmäßige Mund-Nasen-Schutze herstellt und an Arztpraxen, Seniorenheime und andere Einrichtungen schickt, die sie dringend benötigen. Nur die Porto und ggf. Materialkosten werden erstattet, es soll aber ausdrücklich kein Geschäft daraus gemacht werden.
Nachfolgend veröffentlichen wir eine super Nähanleitung vom Nähcafé Lotte in Bautzen. Vielen Dank für das freundliche Bereitstellen!
Folgende häufig gestellte Fragen werden vom Nähcafé so beantwortet:
- Muss man eine extra Einlage nehmen?
Nein. Wer keine der angegebenen Materialien zu Hause hat, kann gerne auch einfach 3 Lagen Baumwolle vernähen.
- Kann ich auch Bettlaken, Wischtücher, Windelstoff o. ä. nehmen?
Klares JA 🙂
- Kann man auch Gummibänder nehmen?
Ja. Die Bindebänder eignen sich – je nach Einsatz – besser, da sie verstellbar sind. Aber auch Masken mit Gummischlaufen erfüllen ihren Zweck.
- Muss man Draht nehmen?
Nein. Der Draht hat den Vorteil, dass man die Maske besser im Nasenbereich fixieren kann. Wird empfohlen, ist aber kein Muss.
- Welchen Draht kann ich nehmen?
Blumendraht oder Basteldraht eignet sich super.
- Wie pflege ich die Masken für eine längere Haltbarkeit?
Wir empfehlen (in nicht-medizinischen Einsatzbereichen), die Masken bei max. 60 Grad zu waschen, da sonst die Farben schneller „ausbluten“. Die meisten Hersteller von Baumwoll-Motivstoffen geben sogar nur 40 Grad an. Am besten die Masken nach dem Waschen kurz mit kochendem Wasser abbrühen. Auch ein beidseitiges Bügeln empfiehlt sich zum keimfrei machen ??
Bildnachweise: Nähcafé Lotte, Bautzen, CC0 via Pixabay.com
Dieser Inhalt ist nur für registrierte Nutzer sichtbar. Wenn Sie sich bereits registriert haben, melden Sie sich bitte an. Neue Nutzer können sich weiter unten registrieren.