Interview mit Janina Lin Otto, Gründerin von Frau Ultrafrisch: „Gute Ernährung soll Spaß machen!“

Frau Ultrafrisch_Janina Otto
Frau Ultrafrisch_Janina Otto

Liebe Janina, warum hast du Frau Ultrafrisch gegründet?

Ich liebe Lebensmittel und möchte mit Frau Ultrafrisch allen Menschen die Möglichkeit geben, neben leckeren auch hochwertige, praktische und ehrliche Produkte essen zu können. Im Supermarkt habe ich immer wieder gesehen, dass die Verpackung Tolles suggeriert, die Inhaltsstoffe dann jedoch – wenn man sich intensiver damit beschäftigt – das vermeintliche Versprechen nicht halten können. Ich möchte das ändern und ehrliche, leckere Produkte machen.

Warum hast du dich ausgerechnet für Fertiggerichte entschieden?

Als Berufstätige, Mütter oder auch Singles kennen wir das ja alle: Nicht immer hat man Zeit, Ruhe oder Lust, sich etwas aus frischen Zutaten zu kochen. Im Tütenregal ist aber gefühlt seit 30 Jahren nichts mehr passiert, und die meisten Konsumenten machen sogar einen Bogen darum, weil sie wissen, dass viele Inhaltsstoffe nicht wirklich gesund oder lecker sind. Ich habe mich damals gefragt: Warum Fertiggerichte nicht mit getrockneten Kräutern und getrocknetem Gemüse zubereiten? Also habe ich mir einen Dörrautomaten zugelegt und zu Hause Verschiedenes ausprobiert, gleichzeitig aber auch nach einem qualifizierten Produzenten gesucht. Unser Motto lautet heute: Uns kommt nichts in die Tüte, was dir nicht in den Kochtopf kommt!

Produktübersicht "Frau Ultrafrisch"
Produktübersicht „Frau Ultrafrisch“

Tatsächlich willst du in Zukunft selbst Lebensmittel anbauen…

Stimmt. Mein Mann und ich haben einen eigenen Hof nördlich von Hamburg gekauft, den wir nach und nach in einen autarken Bio-Bauernhof umwandeln wollen. Der Hof soll Inspiration für die Umsetzung dieser Lebensform sein, und wir wollen ihn zum Anbau der Frau-Ultrafrisch-Produkte nutzen.

Woher kam die Idee für die Smoothie Snacks?

Smoothies sind natürlich ein großer Trend, aber die meisten haben selten Zeit, sich selbst einen zu machen. Fertige Produkte sind zwar länger haltbar, wurden zuvor meist jedoch stark verarbeitet, sodass ein Großteil der Vitamine und Nährstoffe verloren gegangen ist. Ich dachte mir, es wäre doch cool, wenn man das praktischer hinbekommen könnte. Und dank Gefriertrocknung ist das möglich – in Form unserer knusprigen Snacks. Quasi ein knuspriger Smoothie für Zwischendurch!

Sind diese auch etwas für Menschen, die weniger Zucker essen möchten?

Fruchtzucker ist in der ausgewogenen täglichen Ernährung, welche ja Obst und Gemüse enthalten sollte, unumgänglich. Unsere Smoothie Snacks können bei einer bewussten Ernährung trotz des enthaltenen Fruchtzuckers guten Gewissens gesnackt werden und stellen eine fruchtige Alternative zu herkömmlichen Süßigkeiten oder Omas Butterkeksen dar.

Wie hat man sich die Entwicklung neuer Rezepte vorzustellen?

Wir halten ständig Augen, Ohren und den Mund offen, um zu schauen, was es Neues am Markt gibt. Trends interessieren uns zwar, allerdings wollen wir nicht, dass die Zielgruppe zu klein wird, deshalb bieten wir auch Klassiker wie Tomaten- oder Kartoffelsuppe an. Die Experimentierphase ist immer ein kreativ- chaotischer, aber auch ein spannender Prozess. Derzeit arbeiten wir an herzhaften Snacks und Suppen sowie Lunchgerichten.

Wer gehört zu deiner Zielgruppe?

Unsere Verpackung spricht viele Frauen an, aber grundsätzlich geht es vor allem um Menschen von 20 bis Mitte 40, die einen urbanen Lifestyle pflegen. An Zeit mag es ihnen mangeln, aber das Interesse für Lebensmittel ist definitiv vorhanden. Das sind Kunden, die nach etwas suchen, das man einfach konsumieren kann, das dank hochwertiger Inhaltsstoffe aber trotzdem lecker schmeckt. Ein schöne, einfache Alternative eben. Zudem begeistern wir auch immer mehr Menschen ab 50, was ich ganz toll finde! Sie wissen noch genau, wie gut selbst Gekochtes schmeckt, und es ehrt mich, dass sie unsere Produkte so lieben und praktisch finden.

Wann hast du persönlich das Thema Ernährung für dich entdeckt?

Ich habe mich tatsächlich schon immer für gutes Essen interessiert und bereits als Sechsjährige in der Küche gestanden, um zu kochen oder zu backen. Das mag ein bisschen daran liegen, dass meine Großeltern ein eigenes Restaurant hatten. Später habe ich mein Abitur an einem Gymnasium mit Schwerpunkt Gesundheit und Ernährung gemacht – Leistungskurs Ökotrophologie. Heute koche ich jeden Tag für meine Familie und am liebsten ohne Rezept. Ich liebe es, mit den Zutaten zu experimentieren.

Denkst du, dass das Thema auch gesellschaftlich mehr Bedeutung bekommt?

Definitiv, da hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel getan. Durch das Internet hat heutzutage jeder die Möglichkeit, sich besser zu informieren. Die Kunden sind wesentlich aufgeklärter, und genau das eröffnet Firmen wie Frau Ultrafrisch die Möglichkeit, einen neuen Markt zu begründen. Viele junge Menschen setzen sich mit Fitness und Ernährung auseinander, und spätestens dann, wenn das Thema Familienplanung ansteht, verändert sich das Bewusstsein oft noch einmal. Man weiß einfach, dass es sich im Alter auszahlt, wenn man sich bewusst ernährt hat.

Gibt es andere Länder, die du als Vorbild ansiehst, wenn es um ihre Einstellung zu Lebensmitteln geht?

In Ländern wie Frankreich oder Italien haben Lebensmittel sicherlich einen anderen Stellenwert. Oftmals sehen diese sogar anders aus: Bei uns gleicht eine Tomate der anderen, woanders sieht sie aus wie frisch vom Strauch gepflückt. Deutschland ist nun einmal die Wiege der Discounter – die Menschen sind jahrelang darauf konditioniert worden, dass bei Lebensmitteln der Preis entscheidend ist. Ich glaube, wir sollten bereit sein, für gutes Essen auch ein paar Cent mehr auszugeben. Bei unseren Gerichten und Smoothie Snacks sprechen wir von 1,99 Euro bzw. 2,59 Euro (UVP).

Wie groß ist die Bereitschaft im Handel, sich auf ein neues Produkt einzulassen?

Im Handel findet zurzeit ein großer Wandel statt, und die Verantwortlichen registrieren, dass sich die Nachfrage verändert. Frau Ultrafrisch ist in verschiedenen Bio-Supermärkten, aber auch im Lebensmitteleinzelhandel vertreten. Unter anderem sind wir Teil des Edeka-FoodStarter-Programms, dessen Ziel es ist, jungen Food-Start-ups eine Plattform zu bieten. Eine tolle Möglichkeit für inhabergeführte Märkte, sich easy über neue Produkte zu informieren.

Welche Produkte sind eure Bestseller?

Bei den Smoothie Snacks ist es die Sorte Mango-Kokos – diese exotische Kombination kommt sehr gut an. Die Tomatensuppe ist einfach ein Klassiker und unser Topseller bei den Suppen. Bei den Lunch-Gerichten ist es die Soja-Bolognese. Immer wieder gibt es Frauen, die sagen: „Ich habe für meinen Mann oder Freund gekocht, und er hat gar keinen Unterschied bemerkt.“

Bist du selbst Vegetarierin?

Nein, aber ich versuche, mich sehr bewusst zu ernähren. Wenn ich Fleisch esse, weiß ich genau, wo es herkommt. Tatsächlich wird mein Fleischkonsum immer geringer. Ich glaube, dass es sich um einen Prozess handelt: Wenn man anfängt, sich gesünder zu ernähren, dann merkt man auch, dass der Körper sich anpasst, und man braucht einfach weniger, ohne dass man Verzicht üben müsste. Alles andere würde mich auch stressen. Gute Ernährung soll schließlich Spaß machen!

Wo würdest du dir trotzdem ein Umdenken bei den Konsumenten wünschen?

Ich glaube, dass vieles intuitiv funktionieren kann. Wenn man lernt, auf seinen eigenen Körper zu hören, merkt man, was einem gut tut und was nicht. Ein Pauschalrezept wie „low carb“ oder „no fat“ gibt es meiner Meinung nach nicht. Man sollte informiert, aber entspannt sein. Jeder Mensch ist anders und verträgt bestimmte Dinge gut, die ein anderer vielleicht nicht verträgt.

Was ist der nächste Schritt für Frau Ultrafrisch?

Wir haben bereits Anfragen aus dem Ausland, aber wir wollen uns vor allem flächendeckend in Deutschland aufstellen. Ein organisches Wachstum ist mir wichtig. Kooperationen sind ein guter Weg für uns, unsere Marke bekannter zu machen. Außerdem sprechen wir zurzeit die Hotellerie, aber auch Büros an. Auch Chefs realisieren, dass ihre Mitarbeiter produktiver sein können, wenn sie in der Lunch-Pause etwas Gutes gegessen haben.

Wolltest du dich eigentlich schon immer selbstständig machen?

Bei mir hat sich das quasi von selbst ergeben, aber ich denke schon, dass die Menschen zunehmend zu „Selbstverwirklichern“ werden. Wie schön, dass es nicht nur darum geht, Geld zu verdienen, sondern darum, etwas zu tun, hinter dem man zu 100 Prozent steht. So wie ich selbst auch.

Kennt man sich in der Food-Start-up-Szene?

Ich persönlich freue mich über jedes Start-up, das gute Produkte macht. Gerade in Berlin klappt der Austausch super, aber auch in Hamburg gibt es tolle junge Unternehmen. Und weil wir etwas für diese tun wollen, gründen mein Mann und ich gerade eine Stiftung, die im Zippelhaus Co-Working zum Selbstkostenpreis anbietet. Eine tolle Möglichkeit, um sich auszutauschen und Synergien entstehen zu lassen –– nicht nur für Gründer aus dem Food-Segment. Der Markt ist so groß, und wenn wir uns zusammentun, dann haben wir mehr Kraft, viel zu bewegen. Ich bin ein positiver Mensch und vertraue ganz fest darauf, dass sich das Gute durchsetzen wird.

Liebe Janina, vielen Dank für das ausführliche Gespräch.

Bildrechte: Frau Ultrasfrisch 

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