Der Gendarmenmarkt erstrahlt in neuem Glanz – aber zu welchem Preis?

Eröffnung Gendarmenmarkt: Politiker hinter Unterflur-Wasserverteiler / ©Ole Bader
Eröffnung Gendarmenmarkt: Politiker hinter Unterflur-Wasserverteiler / ©Ole Bader

Nach zweijähriger Bauzeit wurde am 13. März 2025 der Gendarmenmarkt in Berlin feierlich wiedereröffnet. Politiker und Verantwortliche überschlugen sich förmlich mit Lobeshymnen auf das Prestigeprojekt. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner ging sogar so weit zu behaupten, der Gendarmenmarkt sei „einer der schönsten Plätze Europas“. Doch hinter der glänzenden Fassade verbergen sich einige kritische Fragen.

Die Sanierung des 14.000 Quadratmeter großen Areals kostete stolze 21 Millionen Euro, wovon 90% aus dem Bund-Länder-Förderprogramm GRW stammten. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey betonte die touristische Bedeutung des Platzes und bezeichnete ihn als „Berlins schönstes Wohnzimmer“. Doch angesichts der hohen Investitionssumme stellt sich die Frage, ob die Mittel nicht an anderer Stelle dringender benötigt worden wären.

Barrierefreiheit und Verkehrskonzept

Ein Hauptargument für die Umgestaltung war die nun erreichte Barrierefreiheit. Bezirksstadtrat Christopher Schriner lobte: „Der neu gestaltete Gendarmenmarkt zeigt: Auch an historischen Orten sind Klimaanpassungsmaßnahmen im Gewand der steinernen Stadt möglich“. Kritiker bemängeln jedoch, dass die Erweiterung des Gehwegs in der Charlottenstraße von fünf auf acht Meter zu Lasten des motorisierten Verkehrs geht und möglicherweise neue Probleme schafft.

Senatorin Ute Bonde pries die „unterirdisch verborgenen Vorzüge wie das Regenwassermanagement“. Mit einem Fassungsvermögen von 480 Kubikmetern soll es die Wasserbilanz Berlins verbessern. Doch Experten zweifeln, ob diese Maßnahmen angesichts der zunehmenden Extremwetterereignisse ausreichend sind oder nur als Alibi für echte Klimaanpassung dienen.

Notwendigkeit der Sanierung fraglich

Kritische Stimmen werfen die Frage auf, ob die umfangreiche Sanierung des Gendarmenmarkts überhaupt notwendig war. Vor Beginn der Bauarbeiten präsentierte sich der Platz in einem durchaus ansehnlichen Zustand und erfüllte seine Funktion als beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Die zweijährige Sperrung des Areals bedeutete nicht nur erhebliche Einschränkungen für Anwohner und Besucher, sondern auch massive Umsatzeinbußen für die anliegenden Geschäfte und Gastronomiebetriebe.

Senatorin Ute Bonde rechtfertigte die Maßnahmen mit den Worten: „Das Warten hat sich gelohnt, denn der Gendarmenmarkt ist tatsächlich noch schöner geworden.“ Doch angesichts der hohen Kosten von 21 Millionen Euro und der langen Bauzeit stellt sich die Frage, ob diese Ressourcen nicht sinnvoller hätten eingesetzt werden können. Die Beeinträchtigungen durch die Bauarbeiten, einschließlich Lärm, Staub und Verkehrsbehinderungen, hätten bei einem Verzicht auf die Sanierung komplett vermieden werden können.

Kritiker argumentieren, dass die Modernisierung mehr dem Prestige der Stadtverantwortlichen diente als einer tatsächlichen Notwendigkeit. Sie sehen in dem Projekt ein Beispiel für überzogenen Aktionismus und fragwürdige Prioritätensetzung in der Stadtentwicklung.

Fazit

Christoph Schmidt, Geschäftsführer der Grün Berlin GmbH, bezeichnete den neuen Gendarmenmarkt als „Musterbeispiel für nachhaltige Stadtentwicklung“. Ob sich diese Einschätzung bewahrheitet, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Fest steht: Der Gendarmenmarkt mag jetzt barrierefrei und technisch auf dem neuesten Stand sein, doch ob er damit wirklich „noch schöner geworden“ ist, wie Senatorin Bonde behauptet, liegt im Auge des Betrachters.

Gendarmenmarkt im neuen Glanz / Bild: ©Ole Bader
Gendarmenmarkt im neuen Glanz / Bild: ©Ole Bader

Bilder: ©Ole Bader

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