Am Pfingstmontag ist Mühlentag: Mühlen aus Tradition nachhaltig – auch in Zukunft?

Mühlen sind und arbeiten seit jeher nachhaltig: Sie verwandeln pflanzliche Rohstoffe komplett in wertvolle und gesunde Lebensmittel. Eine pflanzenbasierte Ernährung ist klimafreundlich. Rund 95 Prozent des verarbeiteten Getreides kommt unmittelbar aus der Region und die Produkte der Mühlen, Mehl- und Mahlerzeugnisse bleiben zum größten Teil ebenda. Viele Mühlen werden mit regional erzeugtem Strom aus regenerierbaren Energiequellen betrieben – vor allem im Süden und der Mitte Deutschlands aus Wasserkraft.

Allerdings stehen wegen überzogener, wenig angepasster umweltpolitischer Vorgaben beim Wasserschutz viele moderne Wasserkraftanlagen, die zum Betrieb der energie-intensiven Mühlentechnik eingesetzt werden, vor dem wirtschaftlichen Aus. Hier muss dringend nachgebessert werden. Denn Klima-, Ressourcenschutz und Energiewende können nur gelingen, wenn allen Aspekten von Nachhaltigkeit Rechnung getragen wird. Regionalität muss bezahlbar bleiben: Für Verbraucher und Unternehmen!

Regionale Rohstoffgewinnung versorgt Menschen klimafreundlich

95 Prozent des in Deutschland verarbeiteten Weizens und Roggens kommen von hier. Etwa 60 Prozent der erzeugten Mehle verbleiben im eigenen Bundesland. Seit vielen Jahren engagieren sich die Müllerinnen und Müller für mehr Diversität auf dem Acker. Als wichtige Partner der Landwirtschaft erarbeiten sie gemeinsam Vermarktungskonzepte und fördern den heimischen Anbau, um die steigende Nachfrage nach Dinkel, Hartweizen oder Hafer regional bedienen zu können. Ebenso engagieren sie sich für Nischenkulturen wie Hirse, Buchweizen und Hülsenfrüchte oder die vielen Urgetreidearten und alte Landsorten.

Das Engagement trägt schon heute zur Erreichung der Ziele der Ackerbaustrategie der Bundesregierung bei: vielgliedrige Fruchtfolgen auf den Äckern, der Wechsel verschiedener Feldfrüchten über viele Jahre hinweg, trägt zur Fruchtbarkeit der Böden und zu Vielfalt in den Agrarlandschaften bei.

Gleichzeitig erschweren politische Rahmenbedingungen die Rohstoffversorgung „made in Germany“. Die strengen Vorgaben der Düngeverordnung sorgen schon heute dafür, dass in manchen Regionen die Proteingehalte im Brotweizen sinken. Protein ist ein wichtiger Faktor für die Backfähigkeit der Mehle und damit für die Herstellung von Brot und Backwaren ein entscheidendes Qualitätskriterium.

Mit dem Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie wird angestrebt, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln pauschal um fünfzig Prozent zu reduzieren. Die Getreideverarbeiter setzen sich seit Jahren für eine Minimierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmittel ein. Dennoch kann auf chemischen Pflanzenschutz nicht einfach pauschal verzichtet werden. Zur Sicherung von Erträgen und zur Gesunderhaltung der Kulturen ist ihr Einsatz mitunter sinnvoll. Es wäre überaus bedauerlich, wenn Deutschland künftig – wie es für Proteinweizen noch in den sechziger Jahren der Fall gewesen ist – sein Getreide auf dem Weltmarkt beschaffen müsste, anstatt sich regional zu versorgen.

Energiewende und Lebensmittelproduktion in Einklang bringen

Die Energie für den Betrieb der Mühlen kommt heute vorwiegend aus dem öffentlichen Stromnetz. Etwa 70 Kilowattstunden werden für die Vermahlung von einer Tonne Getreide benötigt. Der Preis für Strom in Deutschland steigt seit Jahren und gehört zu den höchsten weltweit. Kostete eine Kilowattstunde Industriestrom im Jahr 2001 noch 6,5 Cent, liegt der Preis aktuell bei 18,25 Cent – fast dreimal so hoch. Die privaten Haushalte zahlen bereits über 30 Cent je Kilowattstunde.

Viele Unternehmen setzen auf nachhaltig produzierten Strom. Da sich viele Mühlen historisch bedingt an Fließgewässern befinden, werden viele Betriebe mit Strom aus Wasserkraft gespeist. Sie ist eine der wenigen erneuerbaren Energien, die weitestgehend grundlastfähig ist und deutlich geringeren Schwankungen als Wind- oder Solarenergie unterliegt.

Doch die nachhaltige Nutzung der Wasserkraft für den Betrieb der Mühlen wird in vielen Regionen wegen wasserrechtlicher Auflagen immer schwieriger. Der kostendeckende Betrieb der Wasserkraftanlagen ist Voraussetzung dafür, dass die zahlreichen bestehenden Umweltauflagen, die mit dem Betrieb der Anlagen einhergehen, erfüllt werden können. Voraussetzung ist in erster Linie die kontinuierliche Versorgung mit Wasser. Die durch die Mindestwasserbeschlüsse der Bundesländer aber nicht mehr gewährleistet ist.

In den letzten Jahren haben die Unternehmen viel in die ökologische Modernisierung ihrer Anlagen investiert, wie den Bau von Fischwegen, sogenannter Fischtreppen, um die umfangreichen wasserrechtlichen Auflagen zu erfüllen. Ökologisch modernisierte Wasserkraftanlagen haben praktisch keinen Einfluss mehr auf die Wanderung der Fische und die Fischbestände.

Auf die Nutzung des Energieträgers Wasserkraft sollte keinesfalls verzichtet werden, wenn die deutschen Klimaziele erreicht und die Energiewende zum Erfolg geführt werden sollen. Die sichere Energieversorgung und bezahlbare Energiekosten sind wesentliche Standortfaktoren auch für die Müllerei. Die energieintensive Lebensmittelproduktion darf im europäischen und in- ternationalen Vergleich nicht benachteiligt werden. Denn Regionalität in der Lebensmittelversorgung ist nachhaltig!

Bildnachweis: CC0 via pixabay.com

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